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The Innovator's Dilemma

The Innovator's Dilemma

Titel: The Innovator's Dilemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clayton M. Christensen
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‍ 151 . Kriegszerstörungen und Demontage der Produktionsanlagen, die zerstörte Infrastruktur sowie der Rohstoffmangel verhinderten eine rasche Wiederaufnahme der Produktion. Dazu kamen Produktionsbegrenzungen durch die Besatzungsmächte. Der Wiederaufbau in den 50er Jahren leitete dann aber ein rasantes Wachstum der Branche ein, [118] die Rohstahlproduktion wuchs mit durchschnittlich elf Prozent pro Jahr. Die 1960er Jahre erlebten eine Abkühlung der rasanten Nachkriegskonjunktur . (BIP-Wachstums von jährlich vier bis fünf Prozent) und eine Verschiebung der Investitionsgüterindustrie Richtung Konsumgüterindustrie. Die Folge war ein starker Wachstumseinbruch. In den 1970er Jahren, während und nach der Weltwirtschaftskrise, kam es zu einer dramatischen Stahlkrise mit enormen Einbrüchen in der Rohstahlproduktion. Geleitet von Fehleinschätzungen über die Entwicklung der weltweiten Stahlnachfrage wurde die Kapazität weiter ausgeweitet: Für das Jahr 2000 wurde eine Produktion von 2 ‍ Mrd. Tonnen Rohstahl prognostiziert, die tatsächliche Produktion betrug 850 Millionen. Im Jahre 1980 betrug in Deutschland der Höchststand der Kapazität 70 Millionen Tonnen, die tatsächliche Produktion lag bei 44 Millionen Tonnen ‍ ‍ ‍ 152 . Die europäischen Stahlproduzenten hatten vor allem in den Ausbau großer, integrierter Stahlwerke investiert, deren Planung und Aufbau lange Vorlaufzeiten benötigte ‍ ‍ ‍ 153 . Subventionen, Mindestpreise für Betonstahl, Warmbreitband und Stabstahl, Orientierungspreise für andere Produktgruppen, . „freiwillige“ Selbstbeschränkungsabkommen und Produktionsquoten waren nur ein paar der Maßnahmen, mit denen man die europäische Stahlindustrie in den 1970er und 1980er Jahren zu retten versuchte ‍ ‍ ‍ 154 . Damit wurden einige integrierte Stahlhersteller am Tropf gehalten und ihr Sterben hinausgezögert. Es wurde sehr deutlich, dass in Zeiten der Überkapazität integrierte Stahlhersteller eine zentrale Schwäche hatten ‍ ‍ ‍ 155 : Ihre Anlagen waren auf Größenersparnisse ausgerichtet und erforderten hohe Produktionsmengen, um die Stückkosten zu senken. Sie waren auch nicht in der Lage, schnell und flexibel auf die schwankende Nachfrage zu reagieren. Die vergleichsweise kleinen Minimills hatten hier entscheidende Vorteile. Trotz der wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Unterstützung der integrierten Stahlhersteller, begannen sich die Elektrostahlwerke durchzusetzen.

    In Deutschland wuchs ihr Anteil von zehn Prozent im Jahre 1970 auf 15 Prozent im Jahre 1980. Zehn Jahre später betrug ihr Anteil 20 Prozent und liegt heute bei etwa 30 Prozent – Tendenz steigend ‍ ‍ ‍ 156 . Aufgrund ihrer Kostenvorteile eroberten die Elektrostahlwerke praktisch den gesamten Markt für Profilstahl in den 1970er und 1980er Jahren ‍ ‍ ‍ 157 . Die größten Stahlhersteller in Deutschland – ThyssenKrupp, Salzgitter und ArcelorMittal – sind nach wie vor fast ausschließlich als integrierte Stahlhersteller tätig und fokussieren sich auf hochwertigen Flachstahl. Nur etwa 10 Prozent ihrer Produktion ist Elektrostahl. Die meisten der kleinen Hersteller . (Badische Stahlwerke, Riva, Georgsmarienhütte usw.) sind Minimills . (siehe Abbildung 4.4) ‍ 158 .

    Wie die meisten europäischen integrierten Stahlhersteller musste in den 1980er Jahren auch die . (damals noch) Thyssen Stahl AG ihre Produktion dem Markt anpassen und begann, sich auf Geschäftsfelder mit gutem Markt- und Ergebnispotenzial zu konzentrieren ‍ ‍ ‍ 159 . Die heutige Thyssen
        
    

    Abbildung 4.4: ‍ Die größten Stahlerzeuger in Deutschland nach Produktionstechnologie . (2009) ‍ 160

    Krupp AG, entstanden aus der Fusion der beiden Konzerne Thyssen und Krupp im Jahre 1999, ist hauptsächlich ein integrierter Stahlhersteller von Qualitätsflachstahl. Ebenso fokussiert sich Salzgitter auf qualitativ hochwertige Profil- und Flachstahlprodukte und besetzt hochprofitable Nischen. ArcelorMittal, der heute größte Stahlhersteller der Welt, ging 2007 aus der Übernahme des luxemburgischen Konzerns Arcelor durch die holländische Mittal Steel Company hervor. Der Inder Lakshmi Niwas Mittal, . „den vor zwei Jahrzehnten noch niemand in Europa kannte …“, setzte vor allem auf das Konzept der Minimills, die Schrott als Rohstoff in Elektroöfen schmelzen und von Erzpreisen unabhängig sind“ ‍ 161 . Durch Akquisitionen schuf er den ersten globalen und heute weltweit führenden

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