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The Innovator's Dilemma

The Innovator's Dilemma

Titel: The Innovator's Dilemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clayton M. Christensen
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Organisationseinheit in Vancouver, Washington aufzubauen. Diese Organisationseinheit hatte den Auftrag, den Tintenstrahldrucker zum Erfolg zu führen. Erst dann ließ man die zwei Technologien miteinander konkurrieren. Beide verhielten sich auf klassische Weise. Wie in Abbildung 5.4 dargestellt, entwickelte sich die Laserdrucktechnologie steil nach oben – genauso wie die 14-Zoll-Laufwerke, Mainframe-Computer und die integrierten Stahlhersteller. Die Laserdrucker von HP druckten in hoher Geschwindigkeit mit außergewöhnlicher Auflösung. Sie konnten hunderte von Schriftarten und die kompliziertesten Graphiken drucken. Zudem konnten sie auf beiden Seiten des Papiers drucken und mehrere User in einem Netzwerk gleichzeitig bedienen. Auch ihre Größe nahm stetig zu.
        
    

    Abbildung 5.4: ‍ Verbesserung der Geschwindigkeit von Tintenstrahl- und Laserdruckern ‍ ‍ ‍ 185

    Der Tintenstrahldrucker konnte diese Qualität nicht erreichen. Aber die kritische Frage war, ob der Tintenstrahldrucker jemals so gut sein würde, wie es im Markt für Desktop-PCs erforderlich war. Die Auflösung der Tintenstrahldrucker war offensichtlich gut genug für viele Studenten, professionelle Anwender und für viele nicht-vernetzte Anwender von Desktop-PCs.

    Die Tintenstrahldrucker begannen bald den Laserjetdruckern das Wasser zu reichen. Viele Verwender von Laserdruckern stiegen auf Tintenstrahldrucker um. Es war vorhersehbar, dass Kunden, die die höchste Druckerqualität verlangten – da, wo HPs Laserdruck hinwollte – stetig weniger wurden. Es bestand die Gefahr, dass eine Geschäftseinheit die andere ruinierte. Hätte HP aber die Tintenstrahltechnologie nicht einer unabhängigen Geschäftseinheit übertragen, wäre sie wahrscheinlich zwischen den Laserdruckern untergegangen. Man hätte Canon, einem der größten Konkurrenten, den Markt überlassen. Durch diese Strategie gelang es HP gleichzeitig im Laser-Geschäft zu bleiben. Genauso wie es IBM gelang im Mainframe-Geschäft zu bleiben und sich die integrierten Stahlhersteller in die oberste Marktnische zurückzogen – und damit viel Geld zu verdienen ‍ ‍ ‍ 186 .

Das bestehende System als Barriere für disruptive Innovationen – der Fall Siemens

    Versetzen wir uns für einen Moment zurück an den Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts: Siemens ist im deutschen Markt und weit darüber hinaus die unumstrittene Nr. ‍ 1 im Bereich Öffentliche Vermittlungstechnik und obendrein mit diesem Geschäft hochprofitabel. Die Stimmung ist gut, nicht zuletzt aufgrund der Überzeugung des Top-Managements mit der ISDN-Schmalband-Technologie erst am Anfang eines Zyklus zu stehen, der viel Gutes für Siemens und seine Kunden erwarten lässt. Ein paar Wenige sehen die Welt indes anders: Unter ihnen Cisco. Soeben als Start-up in den USA gegründet, ist für Cisco die Zukunft untrennbar mit der Breitband-Technologie verknüpft.

    Machen wir einen Sprung ins Jahr 2000. Cisco agiert mittlerweile weltweit und avanciert mit einer Börsenkapitalisierung von weit über 500 ‍ Mrd. Dollar kurzfristig zum wertvollsten Unternehmen der Welt. Anders die Situation bei Siemens. Obgleich es verschiedene Rufer gab, hielt man nach wie vor an der Schmalband-Technologie fest. Zu überlegen wähnte man diese Technologie, zu sicher die eigene Technologieführerschaft und – last but not least – zu profitabel war das Geschäft, das über viele Jahrzehnte mit den staatlichen Telekommunikationsunternehmen der ganzen Welt betrieben wurde. Im Jahr 2006 bereitete Klaus Kleinfeld dem . „Schrecken ohne Ende“ durch das Einbringen der Telekomsparte in ein Joint Venture mit Nokia schließlich . „ein Ende mit Schrecken“. Das Ganze war nicht nur ein finanzielles Desaster. Siemens hatte auch eine seiner Wurzeln verloren, die zurück bis zur Unternehmensgründung im Jahre 1848 reichten ‍ ‍ ‍ 187 .

    Was genau war geschehen? Auf viele der zuvor geschilderten Gesetzmäßigkeiten des Scheiterns treffen wir auch hier: Der bereits erwähnte große Erfolg mit einer bewährten Technologie. Die Konditionierung des Top-Managements auf eben diese Technologie. Die offensichtlich noch recht . „holprigen“ disruptiven Lösungen, die in Sachen Übertragungssicherheit und Datenqualität der etablierten Technologie so gar nicht das Wasser reichen konnten. Es gab sie auch hier, die frühen Rufe. Sie waren zunächst schwach, aber dann doch stark genug, um eine Initiative in Richtung

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