The Innovator's Dilemma
grün flimmernden Monitor saß der Journalistikstudent Georg E. und gab zum hundertsten Mal, wie er später berichtete, die Tastenkombination für den Befehl . „Speichern“ ein. Sekundenbruchteile später erschien auf dem Bildschirm die blockierende Meldung . „Speichern nicht möglich. Abbrechen j . (a)/n . (ein)?“ – . „Das ist das Ende.“, murmelte Georg E., denn gleichgültig, welche Taste er jetzt drücken würde, sein Text war verloren, ließ sich weder fortschreiben noch speichern noch ausdrucken.“ 288 So oder ähnlich erlebten viele von uns die Anfänge der elektronischen Textverarbeitung. Das WYSIWYG-Prinzip 289 gab es noch nicht. Proportionale Schriftarten, unterschiedliche Schriftgrößen oder Formatierungen wie fett, kursiv, unterstrichen oder Umrahmungen wurden auf dem Bildschirm nicht dargestellt. Sie waren erst am Ausdruck zu sehen. Mit Tastenkombinationen wurde operiert und bis der Drucker das Dokument mit einem kreissägeähnlichen Geräusch produzierte, war man sich nie ganz sicher, wie der gedruckte Text aussehen würde. Mit der grafischen Benutzeroberfläche kam die Revolution. Elektronische Textverarbeitung wurde komfortabel und massentauglich. Microsoft Word entwickelte sich zum Standard. Die erste Version kam 1983 für MS-DOS, 1989 erschien die erste Windows-Version, 1991 die zweite. Seither verbesserten sich die Benutzerfreundlichkeit und die Komplexität der Software mit jeder neuen Version. Laufend kamen neue Funktionen hinzu. Seit den 1990er Jahren ist Microsoft Marktführer bei Betriebssystemen und Office-Anwendungen. Im Geschäftsjahr 2009/2010 konnte das Unternehmen einen Gewinn von 18,76 Milliarden Euro einfahren – zu einem Großteil erwirtschaftet durch Windows und durch die Office-Programme.
Software as a Service
Traditionelle Software-Anbieter verdienen ihr Geld mit Installation, Wartung und Aktualisierung von Software beim Endkunden. . „Software as a Service“ . (SaaS) stellt ein neues Geschäftsmodell dar. Dem Kunden wird eine Standardsoftwarelösung als Dienstleistung über Internet zur Verfügung gestellt. Der Anbieter erzielt keine Lizenzeinnahmen, sondern verdient sein Geld mit Nutzungsgebühren für die gemietete Software, über nutzungsabhängige Zahlungsmodelle oder Werbeeinnahmen 290 . Um eine SaaS-Lösung nutzen zu können, reicht ein Internet-Zugang und ein Webbrowser. Zahlreiche Anwendungen sind in den letzten Jahren auf den Markt gekommen, beispielsweise salesforce.com, das CRM-Lösungen gegen monatliche Nutzungsentgelte in Abhängigkeit der Anzahl der Anwender anbietet oder SAP BusinessByDesign, das eine vollständig integrierte Unternehmenssoftware speziell für kleine und mittelständische Unternehmen darstellt. SaaS- [226] Lösungen erfüllen die Merkmale einer disruptiven Innovation 291 . Sie sind günstiger und einfacher. Hinsichtlich traditioneller Softwarelösungen haben sie aber Nachteile: Sicherheitsbedenken, eingeschränkte Funktionalitäten und mangelnde Adaptierbarkeit machen sie für die Mehrheit der Unternehmenskunden derzeit uninteressant. Die Margen für die Anbieter sind gering, lediglich Nischenanwendungen existieren. Die Vorteile von SaaS liegen woanders: Niedrigere Kosten, mobiler Datenzugriff, schnelle Verfügbarkeit und Zugang zu Updates, Entfall von Installation, Konfiguration und Wartung beim Nutzer – Merkmale einer disruptiven Innovation.
Google Docs: eine disruptive Innovation?
Im Jahre 2006 kaufte Google Upstartle, ein Silicon Valley-Unternehmen, das eine webbasierte Anwendung zur Textverarbeitung entwickelte. Das Programm Writely.com ermöglichte die gemeinsame Nutzung und Bearbeitung von Dokumenten direkt im Webbrowser. Es bedurfte keiner Installation, es reichte die Registrierung. Microsoft reagierte gelassen: . „Wir heißen mehr Wettbewerb willkommen und glauben, dass es gut für die Branche und für die Kunden ist“, meinte Microsofts Marketing-Manager Erik Ryan im . „Wall Street Journal“. Writley wurde von Google weiterentwickelt und im Oktober 2006 führte das Unternehmen . „Google Docs & Spreadsheets“ als eine Kombination aus online Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogramm ein. 2007 ist die webbasierte Lösung in 12 Sprachen verfügbar und verzeichnet 420 000 Besucher pro Monat. Googles Apps Premium Edition wird als erweitertes Serviceangebot für Unternehmen eingeführt. Für einen Preis von 50 Dollar pro Jahr werden eine telefonische
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