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The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

Titel: The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Rehage
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zische ich den dreien zu, und sie heben die Köpfe. Der am ältesten Aussehende fragt: »Wovon redest du?«
    »Na, von den Bienen!«
    »Hier waren keine Bienen.«
    »Doch, vor denen bin ich doch weggelaufen. Da muss irgendwo ein Nest sein, mir haben sie den ganzen Kopf zerstochen.«
    Ich wage mich vorsichtig hinaus und nehme bei ihnen am Tisch Platz. Der Alte schiebt mir einen Becher zu und gießt Tee hinein.
    Auf meinem Hinterkopf ist eine gewaltige Beule, ich kann sie mit den Fingern fühlen. »Kannst du dir das mal ansehen?«, frage ich den Alten, und er beugt sich zögernd über meinen Kopf. Erschiebt mein Haar beiseite, dann zieht er überrascht Luft durch seine Zähne und sagt: » Aiya! Dich haben sie aber ordentlich erwischt, was?«
    »Warte mal«, sagt der Mann neben ihm und hat offensichtlich einen Geistesblitz. »Das war kein Nest!«
    »Was sonst?«
    Er zeigt auf die Straße. »Du bist von dort gekommen, oder?«
    »Ja.«
    »Aus der gleichen Richtung ist vorhin der Imkerwagen vorbeigefahren, kurz bevor du kamst.«
    Ich werde rot. Ich weiß, wie Imkerwagen aussehen: Es sind große Lieferwagen mit offenen Ladeflächen, auf denen Dutzende oder Hunderte von Holzkisten gestapelt sind. Jede Kiste enthält das Zuhause von ungefähr zehntausend Bienen. Wenn sie durch die Gegend gekarrt werden, fallen viele Tiere heraus und werden vom Fahrtwind fortgetragen. Sie verlieren die Orientierung und suchen auf der Straße nach ihrem Staat, verwirrt und gereizt.
    »Du meinst …«
    Die drei gucken mich amüsiert an, und der Alte wiederholt es noch einmal genüsslich. »Also, da fährt der Imkerwagen und zieht eine Wolke Bienen hinter sich her, und denen läufst du dann hinterher und wunderst dich, warum es hier so viele Bienen gibt?«
    »Dabei sind unsere chinesischen Bienen doch so freundlich!«, belehrt mich sein Kumpel mit einem breiten Grinsen und gibt mir zu verstehen, dass ein paar Schritte zur Seite genügt hätten, um der Bienenwolke zu entkommen.
    Ich halte mir den Kopf und trinke Tee, die drei spielen ihr Kartenspiel weiter, und ich gucke zu. Über uns rauschen die Blätter der Weide leise im Wind, und es ist sehr friedlich. Einmal macht einer einen Fehler im Spiel, und der Alte haut ihm aus Spaß eine runter.
    Mein Hinterkopf pulsiert, und ich fühle mich unendlich erschöpft.

IST DAS DIE GOBI?
    Ich schaffe es bis in die Stadt Jiuquan, die »Weinquelle«. Meine Lymphknoten fühlen sich geschwollen an, trotzdem gehe ich in den Park, um mir den Ort anzusehen, von dem die Stadt ihren Namen hat.
    Es ist ein viereckiger Steinbrunnen. Im Wasser liegen ein paar Münzen.
    »Der Brunnen ist natürlich neu«, erklärt die Fremdenführerin, »aber das Wasser ist noch dasselbe wie damals!«
    Vor mehr als zwei Jahrtausenden, hundert Jahre nach der Einigung des Reiches durch den Ersten Kaiser, soll hier ein junger General namens Huo Qubing einen Krug Wein hineingeschüttet haben, um seine Soldaten damit zu erfreuen. Der Wein war ein Geschenk des Han-Kaisers Wudi, als Anerkennung für die Erfolge des Generals im Krieg gegen die Xiongnu, ein Nomadenvolk aus dem Norden, mit dem die Han-Dynastie in erbitterter Feindschaft lebte.
    »Der General starb mit vierundzwanzig Jahren«, sagt die Fremdenführerin und zieht eine Augenbraue hoch, »an einer Seuche.«
    Ich versuche, ihn mir vorzustellen, diesen jungen Heerführer, der seine Truppen durch die Wüsten jagte, um sie den Nomaden entgegenzuwerfen, und dann starb. Er wurde noch nicht einmal so alt wie ich.
    »Wo war sein Zuhause?«
    Die Fremdenführerin überlegt einen Moment, dann sagt sie den Namen von einem der am schlimmsten verschmutzten Orte Chinas. Es ist eine Stadt im Kohlegebiet von Shanxi, ich war vor sechs Monaten und zweitausend Kilometern dort und lief mit meinem Freund, dem Reporter, herum, es kommt mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her: Linfen.
    Der Park der Weinquelle ist groß, in seiner Mitte liegt ein See. Ich umrunde ihn und finde eine Terrasse mit Plastikstühlen, überder grüne Zweige Schatten spenden. Ein langhaariger Mann spielt Gitarre und singt, ein paar ältere Herren trinken Bier. Ich setze mich an einen Tisch und höre zu. Der Mann singt etwas von Liebe, die anderen unterhalten sich leise, ich trinke Tee und denke an Shanxi.
    Wie habe ich mich damals gefühlt? Wie weit entfernt muss dieser Ort in der Gobi mir damals erschienen sein?
    Mein Handy vibriert, es ist eine Nachricht von Lehrer Xie: Er wartet in der Stadt Jiayuguan auf mich, übermorgen wird

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