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The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

Titel: The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Rehage
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Mittagsrast. Das war schon damals in Frankreich so. Das Laufen an sich ist oft viel zu anstrengend, um es als angenehm zu empfinden, und meistens tun dabei auch noch die Füße weh. Und die Nacht hat auch ihre Tücken: Was, wenn ich keine Unterkunft finden kann? Wenn die Dämmerung hereinbricht und ich noch immer nicht den Hauch einer Ahnung habe, wo ich mich später zum Schlafen zusammenrollen soll?
    Die Mittagspause ist anders: Wenn das Wetter mitspielt, kann ich sie verbringen, wo ich will. Ob auf einer Lichtung im Wald oder zwischen den Halmen im freien Feld, ob auf einem Supermarktparkplatz oder zwischen windumtosten Gipfeln, ob im Rauch eines kleinen Restaurants oder im Schatten eines Tempels – eben noch kam ich hungrig und abgekämpft die Straße entlanggehumpelt, und nur wenig später habe ich mich bereits auf dem allerschönsten Platz der Länge nach ausgestreckt, den Rucksack als Kissen unter den Kopf geschoben und die Schuhe zum Trocknen neben mich hingestellt. Dann strecke ich die Füße von mir und gucke den Leuten dabei zu, wie sie vorbeihasten und nicht ahnen, dass sie jemanden vor sich haben, den selbst ein Welteneroberer beneiden müsste.
    Plötzlich explodiert irgendetwas direkt neben mir. Es gibt einen ohrenbetäubenden Knall, und fast gleichzeitig hebt sich ein Regen rosafarbener Joghurtspritzer in die Luft, um auf meiner Kleidung niederzugehen. Es knallt noch einmal, dann noch einmal, und als gleich darauf ein knisterndes Geräusch ertönt, ist mir klar, dass es sich um ein Feuerwerk handeln muss. Wahrscheinlich eine Hochzeitsfeier.
    Fluchend eile ich zum hinteren Rand der Anhöhe, um die Unruhestifter zu erspähen, während ich halbherzig versuche, mir das Joghurtkunstwerk von der Kleidung zu wischen.
    Doch es ist keine Hochzeit, es ist eine Beerdigung.
    In mehreren Hundert Meter Entfernung schreitet eine Gruppe von ungefähr fünfzig Leuten langsam hinter einem Sarg her, der von einem Traktor mit einem Anhänger gezogen wird. Jemand spielt auf einer Suona, der chinesischen Schalmei, eine kaum hörbare Melodie, und zwei Männer laufen voraus, um in regelmäßigen Abständen Feuerwerkskörper abzufeuern. Die Mehrzahl der Trauernden trägt die traditionelle weiße Kleidung, die aus einem Überwurfhemd und einer großen unförmigen Mütze besteht, die tief über die Augen hängt. Einige haben große, bunte Kränze und kleinere Figuren aus Papier und Plastik dabei.
    Kein Zweifel, es ist eine Beerdigung! Ich bin so aufgeregt, dass ich darüber sogar die Flecken auf meiner Jacke vergesse. Von so etwas habe ich bisher allenfalls im Studium ein paar Beschreibungen gelesen, aber noch nie habe ich es gesehen – daran haben auch zwei Jahre in Beijing nichts ändern können. Eilig steige ich den Pfad zur Straße hinab, während die dudelnde Musik des Zuges langsam unter dem Donnern der Feuerwerkskörper lauter wird.
    Überall sind Leute aus ihren Häusern gekommen, um nachzusehen, was der Lärm zu bedeuten hat. Ich finde eine Gruppe älterer Herren, die sich vor einem Kiosk versammelt haben, und versuche mich unauffällig bei ihnen einzureihen, doch das klappt natürlich nicht: Alle starren mich erstaunt an und zerbrechen sich die Köpfe darüber, was ich hier will. Da niemand auf die Idee kommt, mich direkt anzusprechen, zucke ich nur entschuldigend mit den Schultern und deute in die Richtung des Trauerzugs, der sich in der Ferne langsam nähert.
    »Der hat wohl Angst vor dem Feuerwerk!«, bemerkt einer, und die anderen brechen in Gelächter aus. Ich bekomme wortlos eine Zigarette angeboten, dann wird meine Staatsangehörigkeit auf Amerikanisch festgelegt und mein Gepäck diskutiert. Nach einer Weile wenden wir uns wieder der Straße zu.
    Die beiden Männer mit den Feuerwerkskörpern, die die Vorhut des Trauerzugs bilden, sind inzwischen fast bei uns angekommen, und ich hole vorsichtshalber eine der Kameras hervor.
    »Aha! Fotograf ist er also!«
    Sofort drehen sich alle wieder zu mir um.
    »Schaut euch die riesige Kamera an!«
    »Hey!« Der Ruf geht an die beiden Pyrotechniker. »Wir haben hier einen ausländischen Fotografen!«
    »Aus Amerika!«
    Die beiden lächeln geschmeichelt und legen direkt vor unserer Gruppe einen besonders eindrucksvollen Haufen Böllerstangen zusammen, wobei die Lunten miteinander verdreht werden und eine Zigarette als Anzünder dient. Es zischt einen Moment lang, und wir lehnen uns instinktiv alle ein Stück zurück.
    Dann kommt die Explosion.
    Ich bin mir sicher, dass im

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