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The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

Titel: The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Rehage
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im Tal. Stille Alleen führen durch eine von Feldern und Schluchten durchschnittene Berglandschaft, und ich atme im Rhythmus meiner Schritte tief ein und aus. Einmal schlafe ich für eine halbe Stunde unter einem Baum, und als ich aufwache, ist mir, als ob ich mich immer noch im Traum befände. Es ist absolut still, ein Greifvogel schwebt regungslos am Himmel.
    Abends komme ich in Xinzhi an und muss erst mal schlucken: Das Dorf ist schwärzer als die Nacht. Xinzhi ist eine Kohlesiedlung, die unmittelbar am Eingang einer Mine liegt, und zwar so, dass direkt über der Hauptstraße eine Seilbahn verläuft, mit der die schwarzen Brocken ins Tal transportiert werden. Wenn man nicht genau hinsieht, könnte man die auf- und abfahrenden Kübel auch für Touristengondeln halten, aus denen es ab und zu bröckelt.
    Ich betrete das erste Hotel und frage nach dem Preis für ein Zimmer.
    »Sechzig Yuan«, sagt der Rezeptionist. Sechs Euro. Das istnicht unbedingt günstig, und ich stelle mir einen entsprechend gut geheizten Raum mit Dusche und Toilette vor. Doch als ich mir das Zimmer zeigen lasse, ist es muffig und kalt, und ein einsamer Nachttopf steht neben der Tür. Eine Dusche gibt es nicht.
    »Zwanzig Yuan«, sage ich zu dem Rezeptionisten, und in meinem Lächeln steht geschrieben, dass wir beide sehr genau wissen, wie lächerlich sein Phantasiepreis ist.
    »Sechzig«, antwortet er ungerührt und sortiert irgendwelche Zettel auf seinem Tisch.
    »Okay, fünfundzwanzig?«
    »Sechzig.«
    »Dreißig?«
    »Sechzig.«
    Langsam bin ich genervt. »Wo gibt’s denn so etwas? Kann man einander nicht ein bisschen entgegenkommen?«
    Er blickt von seinen Zetteln hoch. »Tut mir leid, aber der Preis ist nicht verhandelbar.«
    »Aber das ist doch völlig lächerlich, das wissen Sie doch ganz genau! Soll ich etwa rausgehen und mir ein anderes Hotel suchen?«
    Ein spöttisches Lächeln huscht über sein Gesicht: »Hier gibt es keine anderen Hotels, aber tun Sie sich bitte keinen Zwang an!«
    Was folgt, ist eine Szene, die ich so nicht gewollt habe: Zorn wallt in mir auf – fauchender, türenknallender, ungarischer Zorn.
    Eine Stunde später sitze ich missmutig vor einem Teller Teigtäschchen in einem Imbiss und frage mich, wie das alles nur passieren konnte.
    Die Bedienung hat sich mir gegenüber hingesetzt und mustert mich neugierig. Ich bin der einzige Gast.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragt sie.
    »Ach, es ist nichts.« Ich zögere einen Moment, doch sie blickt mich unverwandt an. Also fahre ich fort: »Ich habe keine Ahnung, wo ich heute Nacht schlafen soll.«
    »Das Hotel ist ausgebucht?«
    »Nein, nicht direkt. Ich bin mit den Leuten da … in einenStreit geraten.«
    Ihre Augen werden groß. »Warum das denn?«
    »Zu teuer. Sechzig Yuan für ein kleines Loch ohne Badezimmer.«
    »Na und? Ich dachte, ihr Ausländer hättet Geld!«
    »Darum geht es doch gar nicht! Ich will mich einfach nicht für dumm verkaufen lassen.«
    »Und jetzt hast du kein Zimmer?«
    »Genau.«
    Das entscheidende Problem ist, dass der Rezeptionist in einem Punkt recht hatte: In diesem Ort gibt es nur ein Hotel. Und das ist seines.
    »Weißt du was«, sagt das Mädchen und guckt mich verschwörerisch an, »geh doch einfach zurück und nimm das blöde Zimmer! Dann ruhst du dich aus, und morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.«
    »Wie? Und mein Gesicht verlieren?« Ich stampfe entrüstet unter dem Tisch auf dem Boden auf. »Niemals!!«
    Sie lacht. »Ich wusste gar nicht, dass ihr Ausländer auch so besessen davon seid, euer Gesicht zu wahren!«
    Ich zucke mit den Achseln.
    Da sie keine Antwort erhält, fährt sie fort: »Es gibt bei uns ein altes Sprichwort: ›Wer sein Gesicht bis auf den Tod bewahren will, der wird es im Leben schwer haben.‹ Verstehst du, was ich meine?«
    Ich nicke halbherzig. Kluge Sprüche helfen mir jetzt wenig. Trübselig drücke ich auf meinem Handy herum. Keine neuen Nachrichten.
    Sie hat noch eine Idee. »Und was ist, wenn du einfach in den nächsten Ort fährst und dir dort ein Zimmer nimmst?«
    »Aber ich bin doch zu Fuß unterwegs!« Ich seufze. »Andere Verkehrsmittel kommen nicht infrage!«
    »Oh!«, macht sie schließlich, doch es klingt nicht sehr überzeugt. Dann sagt sie, sie müsse kurz telefonieren, und geht vor die Tür.
    Ich esse trübselig weiter: eine Teigtasche, dann noch eine undnoch eine. Ein Schluck Tee. Eine Teigtasche. Hätte ich mich doch bloß nicht so aufgeregt!
    Die Tür geht auf. Die Bedienung

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