THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
davon abzuhalten, uns zu verletzen.«
»Okay«, sagte er und schwieg für eine Minute. Wir befanden uns schon fast im richtigen Stockwerk, als die nächste Frage aus ihm herausbrach. »Warum gehen Sie mit einem Werwolf aus?«
Eine absolut zulässige Frage. Schade nur, dass er so angewidert und entsetzt klang, als er sie stellte.
»Er ist attraktiv, verdient gutes Geld, ist ein perfekter Gentleman und hat mir öfter den Arsch gerettet, als ich zählen kann. Er ist kein schlechter Kerl. Er ist einfach nur, was er ist.«
Der Officer nickte, auch wenn er nicht vollkommen zufrieden wirkte. Aber zumindest hörte er jetzt auf, Fragen zu stellen. Ich nehme an, er gehörte zur »Mit Werwölfen kann man zusammenarbeiten, aber man steigt nicht mit ihnen in die Kiste«-Fraktion. Unlogisch.
Als ich die Tür zum Flur aufschob, fiel mein Blick als Erstes auf zerstörte Möbelstücke, die ein paar Meter entfernt an der Wand lagen. Aus meiner Wohnung fiel Licht in den dämmrigen Flur. Ich hoffte nur, dass es sich bei diesen Splittern nicht um die Reste meiner Tür handelte. Es war keine verlockende Vorstellung, meinem Vermieter die Schäden erklären zu müssen.
Mit O’Donnells schnellem Atem hinter mir in der unnatürlichen Ruhe fiel es mir nicht leicht, meine Angst im Zaum zu halten. Zu dieser Tageszeit hätte aus einem der anderen Apartments ein Fernseher oder Radio erschallen sollen. Hatte die Polizei alle evakuiert? Versteckten sie sich? Oder hatte Chaz seinen niedrigen Instinkten nachgegeben und meine Nachbarn erlegt?
»Chaz?«, rief ich nicht allzu laut, weil ich wusste, dass er uns auf der Treppe gehört haben musste. Er hätte genug Zeit haben müssen, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen und in einen Menschen zurückzuverwandeln, aber ich würde nicht das Risiko eingehen und ihn überraschen, wenn er immer noch verwandelt war. Das könnte tödlich ausgehen.
Ein tiefes trauriges Wimmern drang in den Flur. Viel zu tief, um von einem Hund zu stammen.
Ich setzte mich in Bewegung, nicht allzu schnell, aber auch nicht langsam. Als O’Donnell mir zuzischte, dass ich warten, langsamer gehen sollte, ignorierte ich ihn einfach.
Ich hatte keine Zeit, mich über die Einschusslöcher in den Wänden oder den gesplitterten Türrahmen aufzuregen. Stattdessen keuchte ich entsetzt auf, als ich die riesige schwerfällige Gestalt entdeckte, die angeschlagen und blutend in einer Ecke lag. Chaz hatte sich in der Nähe der Couch zusammengerollt, und Blut sickerte aus dem grauen Pelz an seiner Schulter. Riesige Krallen hatten tiefe Furchen in den Teppich gezogen und zuckten mit jedem schmerzenden Krampf erneut.
Eisige blaue Augen suchten meine, als sich der große, zottelige Kopf hob und ein weiteres Winseln aus seiner Kehle drang. Ich wurde langsamer, die Hände an der Seite, die Finger gespreizt und die Handflächen nach vorn gerich tet, um keinerlei Kampfinstinkte auszulösen. Chaz legte die Ohren an und entblößte still knurrend seine Reißzähne, als O’Donnell hinter mir im Türrahmen erschien. Der Cop hielt seine Waffe umklammert, und seine Knie zitterten so heftig, dass ich sie fast schon klappern hören konnte. Das musste das erste Mal sein, dass er einen Werwolf in seiner halb menschlichen, halb tierischen Form sah. O’Donnells Angst konnte bedeuten, dass sein Finger am Abzug zuckte, oder sie konnte Chaz zu einem Angriff provozieren. Nicht gut.
Ich sprach leise und versuchte, Chaz’ Aufmerksamkeit von dem verängstigten Jungen abzuziehen. »Chaz, was ist passiert?«
Ihm entwich ein Knurren, und meine Nackenhaare stellten sich auf. Aber dann verschwand meine Angst, als Chaz den Kopf senkte, die Lefzen nach unten sinken ließ und ein barsches Grummeln von sich gab, das schon weniger wütend klang. Mit leisen Schmerzgeräuschen kämpfte er sich auf die Pfoten und humpelte näher zu mir. Im Moment waren wir fast auf Augenhöhe. Wenn er sich auf die Hinterbeine aufrichtete, musste er sich ducken, um nicht an die Decke zu stoßen.
Der Beamte wich einen Schritt zurück und hob seine Waffe, als ich eine Hand nach Chaz ausstreckte. Ich zischte ihm zu, die Pistole wegzustecken, während ich mich auf ein Knie fallen ließ und die Wunden untersuchte, die unter Pelz und Blut versteckt lagen. Eine der Kugeln war nicht allzu tief eingedrungen, und ich konnte unter dem Blut das Metall sehen. Es war schwer einzuschätzen, wie schlimm die Verletzung wirklich war, nachdem seine Muskeln sich ständig in dem ungewollten Versuch
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