THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
presste das Tuch auf die Wunde. Es bereitete mir echte Sorgen, dass sie immer noch blutete. Ich hatte ihn schon bei Kämpfen mit anderen Werwölfen viel schlimmere Wunden einstecken sehen, aber nichts verletzte einen Lykanthropen mehr als Silber. Und das brachte mich dazu, intensiv darüber nachzudenken, wer genug über mich und mein Privatleben wusste, um etwas Derartiges einzufädeln.
Mit diesem Gedanken im Kopf drehte ich mich zum Fenster um. Die Rollläden waren oben, die Sonne schien fröhlich am Himmel, ohne das kleine Drama zu beachten, das sich hier unten abgespielt hatte. Irgendwie hatte jemand es geschafft, Fotos aus dem Inneren meiner Wohnung zu schießen. Ich hätte darauf gewettet, dass im Gebäude gegenüber eine Kamera installiert war. Jemand beobachtete mich.
Ich zog O’Donnell am Handgelenk näher, damit er wieder das Tuch auf Chaz’ Schulter drücken konnte. Sobald ich mir sicher war, dass er sich nicht wieder zurückziehen würde, ging ich nacheinander die Fenster in allen Räumen ab, zog die Vorhänge zu und schloss die Rollläden. Sobald ich damit fertig war, zog ich eine Tasche aus dem obersten Fach meines Schlafzimmerschrankes und holte die Sachen heraus, die ich brauchen würde.
Pistolen. Amber-Kiss-Parfüm. Kreuz. Schutzkleidung. Gürtel mit Pflöcken. Genug frische Kleidung für ein paar Tage, Arschtreter-Stiefel, Leder-Trenchcoat. Officer O’Donnell erschien im Türrahmen, als ich gerade Turnschuhe anzog. »Ich muss mich bei den Jungs unten melden. Sind Sie okay?«
»Ja«, antwortete ich, stand auf und wischte mir die Handflächen an der Hose ab. Ich erhaschte einen Blick auf mich selbst im Spiegel, als ich mir etwas aus dem Bad holte, und fragte mich, warum um Himmels willen Devon heute ver sucht hatte, mich anzubaggern. Ich sah aus, als hätte ich eine dreitägige Sauftour hinter mir und mich dann im Dreck des Rinnsteins ausgeschlafen. Meine Haare hatten eine Wäsche so nötig, dass sie sogar einen Teil ihrer natürlichen Locken verloren hatten. Tränensäcke unter meinen Augen, auf denen man auch hätte sitzen können, und meine Haut war so bleich, dass ich wie ein Geist wirkte. Ein blutiger Handabdruck prangte auf meinem Bauch. Er stammte wahr scheinlich von mir selbst, als ich mich um Chaz gekümmert und nicht aufgepasst hatte.
O’Donnell sah keinen Deut besser aus als ich. Er hatte Blut auf seiner hübschen blauen Uniform und seinen Händen. Das fiel mir nur auf, weil er auf die Tasche auf meinem Bett zeigte. »Was machen Sie?«
»Ich mache mich zum Aufbruch bereit. Ich rufe noch jemanden an, dann muss ich weg.«
Er setzte sein Polizistengesicht auf. Allerdings funktionierte es nicht besonders gut, weil er aussah, als stände er kurz vor einem hysterischen Anfall. »Sie können hier nicht einfach verschwinden! Es gibt eine Menge Fragen. Niemand weiß, was gestern Nacht geschehen ist. Außerdem, wollen Sie nicht Ihren Wagen vom Autohof holen? Eine Politesse hat ihn gestern auf der Straße gefunden und abschleppen lassen. Grady und ich haben richtig Ärger bekommen, weil wir Sie allein gelassen haben, um dem Raser zu folgen.«
Ich stöhnte, schlug mir gegen die Stirn und sorgte so dafür, dass die Restkette an meinen Handschellen klapperte. Dumm, wie ich war, hatte ich mein Auto vollkommen vergessen. »Mist, ja! Okay, ich bleibe lange genug, um ein paar Fragen zu beantworten. Das Auto muss ich später abholen.«
Ein Teil der Panik in seinem Gesicht verschwand. Seine Erleichterung hätte mich erheitert, wäre ich nicht so verdammt wütend gewesen. »Es wäre vielleicht besser, wenn Sie bei dem Wolf warten.«
Ich nickte, packte die Tasche und ging ins Wohnzimmer. Chaz hatte sich in der Küche zusammengerollt. Sein Kopf lag auf seinen Pfoten, und seine halb geöffneten Augen beobachteten die Tür zu meinem Schlafzimmer; eine riesige Ansammlung von Muskeln und Fell, die stark genug war, die Wände zu durchbrechen, um mich zu finden, wenn ihr der Sinn danach stand. Er stellte die Ohren auf, aber sonst bewegte er sich nicht.
Ich warf die Tasche neben die zerstörte Tür und setzte mich auf den Fliesenboden in der Küche, sodass ich mich an Chaz’ unverletzte Schulter lehnen konnte. Er gab ein rumpelndes, zufriedenes Geräusch von sich, als ich den weichen Pelz zwischen seinen Ohren kraulte. Früher hatte er mir in seiner verwandelten Form schreckliche Angst eingejagt. Aber nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht hatten – ganz abgesehen davon, dass er mir das Leben
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