The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
unter Druck gesetzt, um Informationen über dich aus mir herauszupressen. Er hegte den Verdacht, dass wir uns heimlich trafen. Wenn er herausgefunden hätte, dass ich schwanger war … Ich bin überzeugt, du kannst dir selbst ausmalen, welche Konsequenzen das gehabt hätte. Nina brauchte mich und unser ungeborenes Kind brauchte mich, der Widerstand (und die Menschheit) hingegen brauchten dich. Es war lediglich ein vergleichsweise kleines Opfer, ihn glauben zu lassen, Dee sei seine Tochter.
Zwischen diesen Seiten findest du die guten Zeiten mit unseren Kindern zum Leben erweckt. Ich musste sie mit dir teilen, damit du sie mit meinen Augen sehen konntest. Und ich bin überzeugt, dass du sie ebenso schätzen wirst wie ich.
Ich sende dir all meine Liebe, für immer und ewig, mein über alles geliebter Ehemann.
***
Darunter war noch ein Postskriptum zu lesen, datiert auf eine Woche vor ihrem Tod.
***
Ich habe so oft versucht, Ed zu verlassen, doch er hört nicht auf, mir zu drohen, er würde Nina für das We LS -Programm auswählen, wenn ich es täte. Endlich habe ich die nötigen Kreditpunkte zusammen, um sie aus dem Vertrag herauszukaufen. Sobald ich ihn habe, schicke ich ihn an deine Mutter. Ich stehle schon eine ganze Weile Indizien aus Eds Unterlagen und sammle die Beweise, die wir benötigen, um zu zeigen, was sich hinter We LS wirklich verbirgt. Falls mir irgendetwas zustößt, findest du sie in unserem Geheimversteck.
***
Meine Wangen brannten von den vielen Tränen. Mrs Jenkins legte ihre Arme um mich, während ich schluchzte, bis keine Tränen mehr übrig waren.
Noch einmal las ich den Brief – insgesamt dreimal. »Alan ist also auch Dees Vater. Wussten Sie das?«
Mrs Jenkins schüttelte den Kopf. »Nachdem Ginnie schwanger wurde, hat sie den Kontakt zu allen abgebrochen. Außer zu Rita, wie es scheint. Möglicherweise hat sie davon gewusst.«
»Und warum hat sie dann nicht …«
»Nur zu deinem Besten, Nina. Es wäre ein Leichtes für das Büro für Ordnung, Schutz und Sicherheit gewesen, Informationen aus einem Kind herauszupressen.«
»Aber ich wusste rein gar nichts! Was hätte ich denn wissen sollen?«
»Bist du dir da so sicher? Es muss doch etwas geben. Denk nach, Liebes.«
Ich ging in Gedanken sämtliche Leute durch, die Ginnie gekannt hatte. »Niemand außer Ed war je bei uns zu Hause im Wohnmodul. Als wir noch auf der Wrightwood wohnten, vor Eds Zeit, waren da nur Grandma und Grandpa. Daneben hatte Ginnie noch ein paar Freundinnen von der Arbeit.« Ich seufzte und im nächsten Moment traf mich die Erkenntnis. »Es gab da so einen Obdachlosen, der hat Kränze aus Klee für mich geflochten. Wir haben ihn öfter im Park getroffen …« Und nun dämmerte mir auch noch der Rest. »Das war mein Vater, nicht wahr?«
Mrs Jenkins nickte stumm.
Ich konnte den Blick nicht von Moms Worten abwenden. Dee war also meine richtige Schwester. Es gab überhaupt keine Verbindung zu Ed. Mein Vater war auch ihr Vater. Die Familie, von der ich dachte, ich hätte sie verloren an dem Tag, als meine Mutter starb … sie war immer noch da. Irgendwann wären wir alle wieder vereint. Doch binnen weniger Minuten gefror dieses Glücksgefühl zu Eis.
Ed. Er war immer noch irgendwo da draußen und hielt Dee für seine Tochter. Bei dem Gedanken, er könnte je die Wahrheit herausfinden, schüttelte es mich. Mir kam der Gedanke, ob er wohl einen Verdacht hegte, da er so besessen davon war, meinen Vater zu finden.
»Hast du denn eine Ahnung, wo Ginnie diese Beweise versteckt haben könnte?«, erkundigte Mrs Jenkins sich.
»Nein.« Das alles hier würde noch ganz schreckliche Folgen haben, davon war ich überzeugt. »Ich muss jetzt nach Hause.«
»Aber erst müssen wir uns noch um diese Nachricht kümmern.« Sie öffnete die zweite Flasche und fuhr wieder mit dem Pinsel über die Seite. In Sekundenschnelle war die Schrift verschwunden. »Womöglich ist noch mehr verborgen auf diesen Seiten. Aber ich lasse dich die Mittel besser nicht mitnehmen. Das wäre eine zu große Verlockung. Und das Risiko, dass das alles in die falschen Hände gerät, wäre zu groß.«
Ich nickte – mein Kopf war völlig benommen vor lauter Furcht.
»Möchtest du, dass ich das Buch hierbehalte? Ich kann es auch wegsperren.«
»Nein.« Ich nahm es ihr aus der Hand. Ich hätte es nicht ertragen, wenn jemand anderer die Geheimnisse meiner Familie in seinem Besitz gehabt hätte. »Ginnie hat es mir anvertraut. Ich muss es zu meinem Vater bringen.
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