The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Schultern schüttelte.
»Sei still, Mann«, zischte Mike und deutete mit dem Kinn in Richtung eines Tischs, an dem ein paar Typen in Jacken von der Chicago University saßen.
Derek zuckte die Achseln. »Ach, deshalb war Sal also total zerschunden und voller blauer Flecken.«
»Genau«, sagte ich. »Er hat ganz schön was abbekommen. Na ja, jedenfalls hab ich ihm geholfen. Dann hab ich noch geschaut, ob er okay ist. Ihr wisst schon …« Sie nickten beide. »Er war angezogen wie ein Obdachloser, und ehrlich gesagt verstehe ich immer noch nicht so ganz, warum. Was mag das bloß bedeuten?«
»Typisch Mädels«, meinte Mike und schüttelte den Kopf. »Verdammt! Wenn ein Kerl halb tot am Boden liegt, dann mach ich mir doch keine Gedanken, was er anhat?«
»Vielleicht hatte er ja was zu verbergen, von dem andere nichts wissen sollen. Schwarzmarkthandel? Trannies aufzufrisieren, ist ein ganz heißes Geschäft. Vielleicht wollte er uns deswegen nicht mit zu seinem Bruder in den Laden nehmen?« Dereks Augen blitzten schelmisch. »Oder er hat sich nur einen Spaß erlaubt – so wie wenn man sich die Haare anders färbt und mal andere Farben trägt.«
»Ich hab mir noch nie die Haare gefärbt«, gab ich zurück, »und ich trag dauernd dieselben Klamotten.«
»Ich weiß.« Er hielt sich die Nase zu und zog eine Grimasse. »Puh.«
»Ach, komm schon, wie alt bist du eigentlich, Derek, fünf?« Ich verpasste ihm einen Rempler. Da er am Rand der Sitzbank saß, rutschte er runter und landete auf dem Hosenboden.
Mike jaulte vor Vergnügen; ich lachte ebenfalls. Die Bedienung warf uns einen verärgerten Blick zu.
Derek rappelte sich auf. Mit einem Grinsen im Gesicht wischte er sich den Hintern ab und setzte sich wieder. »Du weißt wohl gar nicht, wie viel Kraft du hast, wie? Was Sal betrifft, warum fragen wir ihn nicht einfach?«
»Klar. Das tu ich. Aber ich glaube, den Teil, dass du ihn und seinen Bruder für Kriminelle hältst, lass ich besser weg.« Ich dachte nicht daran, Derek zu verraten, dass ich Sal zu diesem Punkt bereits befragt hatte, ganz zu schweigen davon, dass Sals Antwort im besten Fall als kryptisch zu bezeichnen war. »Ich wünschte, Sandy wäre hier. Ich vermisse sie. Ich kann’s gar nicht erwarten, endlich wieder in die Schule zu gehen und die ganzen alten Leute wiederzusehen.«
»Weift du, wir vermiffen dich auch«, murmelte Mike unverständlich mit dem Mund voller Fritten.
»Mhm.« Derek sah mich wieder mit diesem verträumten Blick an, wie schon früher. Ich tastete nach dem Pferdeanhänger an meinem Halskettchen.
Wieder einmal fiel mir ein, worüber Ginnie und ich an jenem Abend eigentlich hatten sprechen wollen. Aber ich würde schon einen Weg finden, mit Derek fertig zu werden. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich damit fertig werden sollte, dass ich Ginnie so sehr vermisste.
XIV
Am Montag in der Früh stiegen Dee und ich aus dem Transit Nummer 33 an der Ecke Dickens und Clark in unserer alten Wohngegend. Ich bezweifelte, dass sie sich ebenso gut an all das hier erinnerte wie ich, da sie ja erst sechs geworden war, als wir umzogen.
Wir gingen vorbei an den uralten Sandstein-Treppenaufgängen und an trendigen Boutiquen. An der nächsten Straßenecke warteten Mike und Derek schon auf uns. Zu viert schlurften wir durch das Laub bis zu Dees Schule. Auf halber Strecke liefen wir ihrer Freundin Maddie über den Weg. Die beiden waren so aufgeregt, sich wiederzusehen, dass ich Dee zweimal sagen musste, dass sie nach der Schule an der Trans-Haltestelle auf mich warten solle. Als ich ihren PAV -Empfänger sah, der an ihrer Tasche festgeklemmt war, musste ich an Ed denken. Ich packte sie am Arm. »Dee, sei vorsichtig und geh nicht allein irgendwohin. Versprichst du mir das?«
»Verdammt! Hältst du mich etwa für eine Vollidiotin? Bis später!«
Sie riss sich von mir los und rannte mit Maddie davon. Binnen Sekunden verschwand sie in der Masse von Grundschülern, die auf die Dickens zuströmten.
Ein paar Blocks weiter stand ich dann vor der Daley High, total nervös. Auch wenn es bereits vier Jahre her war, dass ich sie alle das letzte Mal gesehen hatte, erkannte ich einige der Mädchen sogar wieder. Und auch sie erinnerten sich an mich und begrüßten mich, sodass ich mich ein wenig beruhigte.
»Nina, triff uns mittags wieder hier«, meinte Mike. »Wir wollen zu Mickeys und da was essen.«
Drinnen trennten sich unsere Wege. Ich sah auf meinen Empfänger, um meinen Stundenplan zu checken. Ich
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