The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
fort: »Die sind mir noch was schuldig, weißt du.«
»Ja, ich weiß«, sagte Grandma. Der Ausdruck in ihren Augen spiegelte meine eigenen Gedanken wider, nur dass sie noch tausendmal trauriger wirkte. »Wollen wir hoffen, dass es so weit nicht kommt. Aber du könntest deine Kumpels auf jeden Fall schon mal vorwarnen, dass da was im Busch ist.«
»Gute Idee, alte Dame.« Grandpa bewegte sich unruhig in seinem Sessel. »Würdest du bitte den Störsender holen, Nina?«
Ich zog mich hoch auf den Küchentresen und holte das Gerät aus seinem Versteck. Grandma nahm es mir ab und stöpselte es ein. »Wir lassen dich dann mal allein, damit ihr in Ruhe reden könnt.« Sie legte Grandpa eine Hand auf die Schulter, dann gab sie mir ein Zeichen, mit ihr zu kommen.
Als wir im Wohnzimmer waren, sagte sie: »Seine Freunde werden überglücklich sein, von ihm zu hören. Nach ein paar Minuten, wenn sie genug angegeben und sich aufgeplustert haben, werden sie über die guten alten Zeiten reden; er wird Ed völlig vergessen.« Der traurige Ton in ihrer Stimme brach mir fast das Herz.
»Wie machst du das nur, Grandma? Mir tut Grandpa so wahnsinnig leid.«
»Wenn man jemanden so lange und so sehr geliebt hat wie ich diesen alten Mann …« Ihre Augen glänzten feucht. »Dann tut man alles, was nötig ist, damit er seinen Stolz und seine Würde behält.«
Nachdem sie das Geschirr vom Tisch zusammengeräumt hatte, ging sie in die Küche. In dem Moment piepte mein PAV und Sandy war dran. Ich holte tief Luft, um all meine Sorgen und Ängste in eine dunkle Ecke meines Hirns zu schieben. Natürlich werden sie hinterher immer noch da sein, aber was soll’s.
Als Sandy und ich endlich fertig waren mit unserem Gespräch, hatten wir das komplette Wochenende verplant. Das erste Mal, seit ich umgezogen war, wollte sie am Samstag in die Stadt kommen. Und eigentlich hätte ich mich riesig freuen sollen, aber das tat ich nicht. Denn ich hatte keinen blassen Schimmer, ob sie und Wei miteinander klarkommen würden. Noch nie hatte ich zwei unterschiedlichere Menschen gekannt und gemocht. Klar liebte ich Sandy immer noch, sagte ich mir selbst. Sie war schließlich meine beste Freundin. Und jeden Gedanken daran, dass es vielleicht nicht mehr so war, wollte ich einfach nicht zulassen.
XXIV
Sal hatte weder angerufen noch waren wir uns in der Schule über den Weg gelaufen. Und am Freitag endlich zitterte ich nicht mehr jedes Mal vor Aufregung, wenn ich von einem Klassenzimmer ins nächste unterwegs war. Auch meine Ohren lauschten nicht mehr ständig nach dem Klang seiner Stimme. Ich fühlte mich wie betäubt.
Zum Glück hatte auch keiner von uns mehr was von Ed gesehen oder gehört. Vielleicht hatte er sich das mit Dee ja anders überlegt. Wahrscheinlich war das zwar nicht, aber man durfte ja noch hoffen.
Auf dem Weg nach Hause erzählte Derek uns, dass er am Samstagabend zusammen mit Riley im Soma spielen würde. Das war derzeit der angesagteste Laden der Stadt. Er war im Stil der Kaffeehäuser des neunzehnten Jahrhunderts eingerichtet, mit Live-Akustiksets und gutem Espresso. Ich persönlich mochte ja keinen Kaffee – aber es roch dort einfach großartig. Ich war überzeugt, dass Sandy das Soma lieben würde, vor allem dann, wenn viele Jungs da waren.
»Ihr kommt besser«, meinte Derek. »Wir können ein bisschen moralische Unterstützung gut brauchen. Ist unser erster richtiger Gig.«
»Darf ich auch mit?«, bettelte Dee.
»Du musst doch ins Bett«, wiegelte ich ab.
Dee warf mir einen beleidigten Blick zu und kickte einen Stein über die Straße. »Na toll.«
Ich hatte nun wirklich keinen Spaß daran, die Rolle der Mutter für sie zu übernehmen, und schon gar nicht, wenn Dee auch noch motzig wurde.
»Wie wäre es, wenn ich um halb acht zu dir käme?«, sagte Wei zu mir.
»Ich muss vorher noch ein paar Sachen erledigen.« Ich hatte meine Malerei total vernachlässigt, weshalb ich beschlossen hatte, den Tag im Kunstinstitut zu verbringen und zu zeichnen. »Treffen wir uns doch einfach dort.« An der Ecke Clark und Dickens sagte ich: »Bis morgen. Ich glaube, Dee und ich gehen heute mal durch den Park, statt den Transit zu nehmen.«
»Echt?«, fragte Dee, plötzlich wieder munter.
»Es ist warm heute«, meinte ich. »Vielleicht das letzte Mal bis zum Frühling.«
»Bist du dir sicher, dass das eine so gute Idee ist?« Derek entging Weis besorgter Ton nicht. Auch mir fiel er auf.
»Wir kommen mit euch«, schlug er vor.
»Genau«,
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