The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
wo es doch Mädchen wie dieses gab. Sie trug die richtigen Klamotten, sah gut aus, und sie zeigte das gewünschte Sex-Teen-Verhalten. Und ich war auch noch so dumm gewesen, ihm zu gestehen, dass ich Angst davor hatte, einen Freund zu haben. Es spielte nun keine Rolle mehr, ob ich an die Propaganda von XVI Ways glaubte oder nicht. Ich würde niemals einen Freund haben, solange ich mich so gegen alles Sex-Teen-Mäßige wehrte. Doch dann sagte ich mir wieder, dass ich ja nicht irgendeinen Freund wollte, sondern Sal. Auch wenn der sich nur für meinen Vater interessierte. Ich würde ihn sowieso nie kriegen. Nicht jetzt und auch nicht später.
Die nächste Unterrichtsstunde verbrachte ich komplett auf dieser Toilette, atmete den Geruch von Desinfektionsmittel und Urin ein und hatte dabei das Gefühl, dass ich nichts anderes verdient hatte.
XXIII
Nach meiner peinlichen Heulorgie auf der Toilette gelang es mir, mich an Flo, dem Flur-Überwachungs-Roboter, vorbeizuschleichen und in die nächste Unterrichtsstunde zu huschen. Dem Lehrer fiel die Zeitabweichung auf meinem Passierschein gar nicht auf – aber Flo hätte das auf jeden Fall bemerkt. Nach dem Unterricht vergewisserte ich mich zunächst, ob Sal irgendwo zu sehen war, ehe ich nach draußen zu Wei, Derek und Mike ging.
»Sie wissen von Ed«, informierte ich Wei.
»Na, dann sind wir jetzt also alle ein Team.« Sie lächelte den Jungs zu.
»Jep.« Derek strahlte sie an.
Ein verzweifelter Seufzer entfuhr mir. Ich wollte Derek ja gar nicht als Freund, aber für ein Weilchen wäre ich jetzt doch gern Wei gewesen. Ich möchte wetten, ihr würde nie im Leben auch nur annähernd etwas widerfahren, das dem Schmerz und der Demütigung gleichkommen könnte, die ich gerade durchmachte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Wei vor irgendjemand oder irgendetwas davonlief, geschweige denn, dass sie sich in eine Toilettenkabine verkroch.
Um meine ganze Aufmerksamkeit wieder auf meine Aufgabe, Dee zu beschützen, lenken zu können, verdrängte ich meine Gefühle für Sal ganz tief in mein Inneres. Dorthin, wo auch die Tränen für Ginnie steckten, die zu weinen ich mich erfolgreich weigerte. Es war nicht leicht, all diese Emotionen im Zaum zu halten, und je länger ich sie zurückdrängte, umso schwieriger wurde es.
Wir trafen uns vor der Dickens mit Dee, wo sie, Wei und ich uns von den Jungs trennten.
»Seid ihr sicher, dass wir nicht gleich jetzt mit euch kommen sollen?« Mike rieb sich den Bauch. »Mein Magen knurrt schon.«
»Komm jetzt.« Derek packte ihn am Arm. »Sie haben doch gesagt, dass sie Mädchenkram zu besprechen haben. Wir sehen uns später.« Sie machten sich auf den Weg in die Stadt.
»Besorgt mir ein Stück von dem Schokokuchen«, rief Mike uns über die Schulter hinweg zu. »Und vergesst die Streusel nicht!«
Im Rosies wählten wir einen Tisch weiter hinten und gaben unsere Bestellung auf. Als die Kellnerin wieder gegangen war, wandte ich mich an meine Schwester. »Deedee, wir müssen dir etwas sagen.«
»Ihr wollt doch wohl nicht mit mir über Jungs reden, oder? Denn darüber weiß ich schon alles von meinen Freundinnen.«
Ich erinnerte mich noch an mein Gespräch über Jungs in der fünften Klasse. Wie bescheuert wir damals waren. »Nein, Dee. Darum geht es nicht. Es geht um den Tag, als ich dich über die Straße hinweg angebrüllt habe … Da hab ich Ed gesehen.«
»Meinen Dad? Er hat mir nicht gesagt, dass er mich besuchen wollte.« Die Freude und die Sehnsucht in ihrer Stimme waren nicht zu überhören. Sie wünschte sich einen Vater, ebenso wie ich auch. So sehr, dass sie sich sogar mit einem zwielichtigen Haufen galaktischer Scheiße wie Ed zufriedengab.
»Ich befürchte, er will, dass du bei ihm wohnst.«
»Das könnte ich nicht.« Sie wandte sich an Wei. »Er mag zwar mein Vater sein, aber er braucht mich nicht so sehr wie Grandpa.«
Ich wollte ihr nicht sagen, was für eine Sorte Mensch Ed in Wirklichkeit war. Sie hatte zwar ein wenig Verdacht geschöpft, was die Art betraf, wie er mit Ginnie umgegangen war, doch war ich mir sicher, dass sie nicht ahnte, wie grässlich er unsere Mutter tatsächlich behandelt hatte. »Wenn Ed bei dir in der Schule auftaucht und dich bittet, mit ihm zu kommen, tu das auf keinen Fall«, erklärte ich.
»Warum nicht? Ich will ihn wenigstens mal sehen. Ich kann ihm doch sagen, dass ich nicht bei ihm wohnen will. Das wird er doch verstehen?«
Eine hochgewachsene, schlanke Frau kam aus der Küche und trat
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