The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
»Das Letzte, worum Ginnie mich gebeten hat, war, gut darauf aufzupassen. Sie meinte, es wäre wichtig. Vielleicht stimmt das ja nicht, aber weil es ihr so viel bedeutet hat, muss ich doch gut darauf achten.« Ich warf hilflos die Hände in die Luft. Grandma musste mir ja nicht glauben, aber besser konnte ich es nicht erklären.
»Ich kann mir nicht vorstellen, warum es irgendjemanden interessieren sollte.« Sie rieb sich das Kinn und musterte mein Gesicht. »Die Polizei denkt, es war jemand, der nach Medikamenten gesucht hat. Aber wir hatten keine im Haus, deswegen waren dein Großvater und ich ja unterwegs. Er brauchte neue Rezepte.«
Meine Gedanken rasten. Mir wurde klar, dass Grandma mir das, was ich über das Buch gesagt hatte, nicht glaubte, aber sie schien mich auch nicht unter Druck setzen zu wollen. »Du hast die Polizei angerufen?«, fragte ich erstaunt.
»Natürlich habe ich das. Die waren ganz schnell da und genauso schnell auch wieder weg«, meinte sie. »Da nichts fehlte, dessen ich mir bewusst gewesen wäre« – sie sah mich mit zusammengekniffenen Augen an – »sind sie wieder gegangen. Wir sollen uns noch mal melden, falls wir doch feststellen sollten, dass etwas fehlt. Bist du dir sicher, dass du Dees Babyalbum nicht einfach nur verlegt hast?«
»Nein, sicher bin ich mir nicht.« Natürlich war ich mir sehr wohl sicher. Ich war absolut überzeugt, dass ich es nicht verlegt hatte. Und ich war auch überzeugt, dass Ed eingebrochen war, um das Buch zu stehlen. Und ich hatte keinen Plan, wie ich es wieder zurückbekommen sollte.
»Du siehst besser noch mal in deinem Zimmer nach«, meinte sie. »Als wir nach Hause kamen, herrschte hier das reinste Chaos. Wenn du noch irgendetwas Wichtiges außer diesem Buch hattest …«
Dee kam in die Küche marschiert. »Ich hab alles überprüft, Grandma. Bei mir ist noch alles da. Aber irgendwie fühlt es sich jetzt ganz unheimlich an in meinem Zimmer. Nina, kommst du mit und hilfst mir aufzuräumen? Bitte? Ich will nicht allein da drin sein.«
Grandma scheuchte uns aus der Küche. »Ich mach uns ein paar Sandwiches. Ich schätze, keiner von uns hat Appetit auf ein großes Abendessen.«
Was mich betraf, so stimmte das. Mir wurde übel bei dem Gedanken, dass Ed unsere Sachen durchwühlt hatte. Ich hätte mich am liebsten in eine große Decke gehüllt und vom Kopf bis zu den Zehen zugedeckt, nur um endlich dieses Gefühl der Nacktheit loszuwerden, das ich empfand.
»Komm schon, Nina.« Dee zerrte mich in ihr Zimmer. »Siehst du, wie es hier aussieht?« Ihre Klamotten lagen überall verstreut. Wie ich besaß sie im Grunde nichts außer Kleidung.
Ich holte tief Luft, hob eine Bluse auf und begann sie zusammenzufalten.
»Bin ich froh, dass sie das nicht angerührt haben.« Dee hielt ihr Babyalbum hoch.
»Was tust du denn damit?« Zornig entriss ich es ihr.
»Was hast du denn? Ist doch meins, oder nicht? Ich hab es zufällig entdeckt, als ich mir dieses braune Hemd zurückholen wollte, das du dir ausgeliehen hast. Ich hab das Album am Tag der Abstammung mit in die Schule genommen.«
Panik durchfuhr mich. Ich holte tief Luft. »Dee, ich hab Ginnie versprochen, gut darauf aufzupassen. Macht es dir was aus, wenn ich es wieder mitnehme?« Ich gab mein Bestes, möglichst traurig zu gucken, was nicht weiter schwer war. »So fühle ich mich Mom irgendwie näher.« Verdammt. Die Tour war echt mies, aber ich durfte nicht zulassen, dass Dee mit dem Buch durch die ganze Stadt spazierte.
Ihre Miene wurde etwas sanfter. »Okay. Ich brauch es ja eh nicht. Aber vergiss nicht, dass es mir gehört.«
»Natürlich nicht.«
Ich half Dee, ihr Zimmer fertig aufzuräumen, dann machte ich mich über meines her. Einer meiner Rapidos war zerbrochen, den Rest räumte ich einfach in die Schachteln zurück. Das Bild von Ginnie war von der Wand gefallen; der Rahmen hatte einen Riss, aber das Glas war noch heil. Ich rückte meinen Pseudo-Kleiderschrank wieder gerade und stellte das Foto obendrauf. Dann legte ich das Buch ganz unten rein. Später würde ich es wieder mit meinen Klamotten zudecken.
***
Nach dem Essen half ich Grandma im Wohnzimmer, alles wieder an seinen Platz zu stellen. Dann ging ich direkt in mein Zimmer. Ich legte jedes einzelne Kleidungsstück auf einen Stapel in der Mitte des Raums. Dann nahm ich eines nach dem anderen auf und sortierte sie.
Sal hasst mich, dachte ich.
Ich faltete ein Shirt neu.
Es war pures Glück gewesen, dass er mich und Dee gerade im
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