The Stand. Das letze Gefecht
nach Kansas City gegangen.
Nick ging über die Straße und tippte Tom am Arm. Tom sprang auf und sah über die Schulter. Ein breites, schuldbewußtes Lächeln teilte seine Lippen, Röte stieg aus dem Hemdkragen empor.
»Ich weiß, ist für kleine Jungs und nicht für erwachsene Männer«, sagte er. »Ich weiß, meine Fresse, ja, Daddy hat's mir gesagt.«
Nick zuckte die Achseln, lächelte und breitete die Arme aus. Tom schien sehr erleichtert zu sein.
»Das gehört jetzt mir. Ist meins, wenn ich's will. Wenn du in den Drugstore gekonnt hast und dir was holen, hab' ich auch in 'n Fiveand-Dime gekonnt und mir was holen. Meine Güte, stimmt doch, oder? Ich muß es nicht zurücktun, oder?«
Nick schüttelte den Kopf.
»Meins«, sagte Tom glücklich und wandte sich wieder der Tankstelle zu. Nick stieß ihn wieder an, und Tom sah auf. »Was?«
Nick zog ihn am Ärmel, und Tom stand gehorsam auf. Nick führte ihn die Straße hinunter zu der Stelle, wo sein Fahrrad auf dem Klappständer lehnte. Er deutete auf sich, dann auf das Fahrrad. Tom nickte.
»Klar. Das Rad ist Ihrs. Die Texaco-Tankstelle ist meine. Ich nehm'
Ihr Rad nicht und Sie nicht meine Texaco-Tankstelle. Meine Fresse, nein!«
Nick schüttelte den Kopf. Er deutete auf sich. Auf das Fahrrad. Dann die Main Street entlang. Dann winkte er mit den Fingern: Tschüs. Tom wurde ganz still. Nick wartete. Tom sagte zögernd: »Sie wollen wegfahren, Mister?«
Nick nickte.
»Das will ich nicht!« platzte Tom heraus. Seine Augen waren groß, sehr blau und glänzten von Tränen. »Ich mag Sie! Ich will nicht, dass Sie auch nach Kansas City gehen!«
Nick zog Tom zu sich und legte einen Arm um ihn. Deutete auf sich. Auf Tom. Auf das Fahrrad. Zur Stadt hinaus.
»Kapier' ich nicht«, sagte Tom.
Geduldig wiederholte Nick alles. Diesmal winkte er wieder zum Abschied, packte Toms Hand in einer plötzlichen Eingebung und winkte auch damit: Tschüs.
»Sie möchten, daß ich mitkomme?« fragte Tom. Ein Lächeln ungläubiger Fassungslosigkeit erhellte sein Gesicht. Nick nickte erleichtert.
»Klar!« rief Tom. »Tom Cullen geht mit! Tom...« Er verstummte, der glückliche Gesichtsausdruck wurde unsicher.
»Darf ich meine Tankstelle mitnehmen?«
Nick dachte einen Augenblick nach und nickte dann.
»Meine Fresse!« Toms Grinsen kam zurück wie die Sonne, die durch Wolken bricht. »Tom Cullen geht mit.«
Nick führte ihn zum Fahrrad. Er deutete auf Tom, dann auf das Rad.
»Mit so einem bin ich noch nie gefahren«, sagte Tom zweifelnd und betrachtete die Gangschaltung und den hohen schmalen Sitz.
»Lieber nicht. Von so 'nem tollen Rad würde Tom Cullen runterfallen.«
Aber Nick war ziemlich erleichtert. Mit so einem bin ich noch nie gefahren bedeutete, daß er schon mal mit irgendeinem anderen Rad gefahren war. Er mußte nur ein ganz normales Fahrrad finden. Mit Tom würde er langsamer vorankommen, das war nicht zu vermeiden, aber vielleicht würde es gar nicht so schlimm werden. Und warum überhaupt die Eile? Träume sind Schäume. Andererseits empfand er einen inneren Zwang, sich zu beeilen, so stark und doch so unbestimmbar; ein Befehl seines Unterbewußtseins. Er führte Tom zu dessen Tankstelle zurück. Er deutete darauf und nickte Tom lächelnd zu. Tom hockte sich eifrig hin und wollte nach ein paar Autos greifen, aber dann hielten seine Hände inne. Er blickte besorgt und mit offensichtlichem Mißtrauen zu Nick auf. »Sie gehen doch nicht ohne Tom Cullen, oder?«
Nick schüttelte energisch den Kopf.
»Okay«, sagte Tom und wandte sich beruhigt seinem Spielzeug zu. Ehe er sich zurückhalten konnte, strich Nick dem Mann mit der Hand durchs Haar. Tom sah auf und lächelte schüchtern. Nick lächelte zurück. Nein, er konnte ihn nicht einfach zurücklassen. Das stand fest.
Es war schon fast Mittag, bevor er ein Fahrrad fand, das ihm für Tom geeignet schien. Er hatte nicht erwartet, daß es auch nur annähernd so lange dauern würde, aber überraschend viele Leute hatten ihre Häuser, Garagen und Außengebäude abgeschlossen. In den meisten Fällen war er darauf angewiesen, durch schmutzige, spinnwebverhangene Fenster in dunkle Garagen zu spähen in der Hoffnung, das richtige Rad zu finden. Während seiner Suche war er noch einmal zu Western Auto zurückgegangen, aber das hatte wenig genützt; im Schaufenster standen nur Damen- und Herrenräder mit Dreigangschaltung, alles andere war nicht montiert. Was er suchte, fand er schließlich in einer kleinen,
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