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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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diesmal wußte er, daß es Musik war, und er wußte , daß es eine Gitarre war. Er erwachte kurz vor Tagesanbruch mit schmerzhaft voller Blase und hörte noch ihre Worte in den Ohren klingen:  Man nennt mich Mutter Abagail... du kannst jederzeit zu mir kommen. 

    Am Spätnachmittag fuhren sie auf dem Highway 160 durch Comanche County und saßen plötzlich erstaunt auf ihren Rädern, als sie eine kleine Büffelherde - insgesamt vielleicht ein Dutzend Tiere - auf der Suche nach gutem Gras gelassen auf der Fahrbahn hin und her stapfen sahen. An der Nordseite der Straße war ein Stacheldrahtzaun gewesen, aber den hatten die Büffel offenbar niedergetrampelt.
    »Was sind denn das für welche?« fragte Tom ängstlich. »Kühe sind das nicht!«
    Und weil Nick nicht sprechen und Tom nicht lesen konnte, konnte Nick es ihm nicht sagen. Es war der 5.Juli 1990, und in dieser Nacht schliefen sie auf flachem Farmland vierzig Meilen westlich von Deerhead.

    Es war der 9. Juli, und sie aßen ihr Mittagessen im Schatten einer alten, ehrwürdigen Ulme im Vorgarten eines Farmhauses, das teilweise niedergebrannt war. Tom aß mit einer Hand Würstchen aus einer Blechdose, mit der anderen fuhr er ein Auto in seine Tankstelle und wieder heraus. Und dabei sang er immer wieder den Refrain eines bekannten Songs. Nick kannte die Lippenbewegungen auswendig: » Baby, can you dig your man - he's a right -eous mayun - baby, can you dig your man? «
    Nick war deprimiert, und die Unermeßlichkeit des Landes erfüllte ihn mit Ehrfurcht; vorher war ihm nie klar geworden, wie einfach es doch war, den Daumen auszustrecken und zu wissen, daß einem früher oder später das Gesetz des Zufalls zu Hilfe kommen würde. Ein Auto hielt an, für gewöhnlich mit einem Mann am Steuer, der nicht selten eine Bierdose gemütlich zwischen die Beine geklemmt hatte. Er fragte einen, wohin man wollte, und man gab ihm einen Zettel, den man griffbereit in der Brusttasche hatte, einen Zettel, auf dem stand:
    »Hallo, mein Name ist Nick Andres. Ich bin leider taubstumm. Ich will nach - Vielen Dank fürs Mitnehmen. Ich kann von den Lippen lesen.«
    Und die Sache war erledigt. Und wenn der Typ nichts gegen Taubstumme hatte (bei manchen Menschen war das der Fall, aber es war eine Minderheit), sprang man ins Auto und wurde dorthin gebracht, wohin man wollte, oder immerhin ein gutes Stück in die gewünschte Richtung. Das Auto fraß Meile um Meile und blies sie zum Auspuff wieder raus. Das Auto war eine Art Teleportation. Das Auto besiegte die Landkarte. Aber heute gab es kein Auto, obwohl das Auto auf vielen Straßen ein praktisches Transportmittel für Strecken von siebzig, achtzig Meilen gewesen wäre, wenn man vorsichtig fuhr. Und wenn man an ein Hindernis geriet, mußte man das Fahrzeug einfach stehenlassen, ein Stück zu Fuß gehen und sich dann ein anderes nehmen. Ohne Auto waren sie wie Ameisen, die auf der Brust eines gestürzten Riesen krabbelten, Ameisen, die endlos von einer Brustwarze zur anderen wuselten. Und daher wünschte und tagträumte Nick gleichermaßen, daß es wie in jenen sorglosen Tagen des Reisens per Anhalter sein würde, wenn sie endlich jemanden trafen (immer vorausgesetzt, es kam soweit): Das vertraute Funkeln von Chrom würde über den nächsten Hügel kommen, das Aufblitzen der Sonne, das das Auge blendete und zugleich erfreute. Ein ganz normales amerikanisches Auto, ein Chevy Biscain oder Fury III oder ein Pontiac Tempest, irgendeine herrliche Blechkarosse aus Detroit. In seinen Träumen war es nie ein Honda oder Mazda oder Yugo. Die amerikanische Schönheit würde an den Straßenrand fahren, und er würde einen Mann am Steuer sehen, einen Mann mit sonnengebräunten Ellbogen, der keck aus dem Fenster ragte. Dieser Mann würde lächeln und sagen: »Hallo, Jungs! Mensch, freu' ich mich, daß ich euch getroffen habe! Rein mit euch! Rein mit euch! Woll'n mal sehen, wohin wir kommen!«
    Aber an diesem Tag sahen sie niemanden, und am 10. begegneten sie Julie Lawry.

    Der Tag war wieder knallheiß. Sie waren fast den ganzen Nachmittag mit um die Taillen gebundenen Hemden geradelt, und sie wurden beide so braun wie Indianer. Heute waren sie nicht sehr weit gekommen, wegen der Äpfel. Der grünen Äpfel.
    Sie hatten die Äpfel an einem alten Apfelbaum auf dem Hof eines Farmhauses entdeckt, grün und klein und sauer, aber Nick und Tom hatten so lange kein frisches Obst mehr gegessen, daß die Äpfel wie Ambrosia schmeckten. Nick hatte nach dem zweiten

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