The Stand. Das letze Gefecht
Frau verschwunden war, dann setzten sie ihren Streit um das schwindende Futter fort.
Es war jetzt fast neun Uhr vormittags. Sie setzte sich auf die Bank, die Richardson auf dem Hof um seine große Eiche herumgebaut hatte, und dachte ein wenig nach. Es schien ihr am günstigsten, erst bei Einbruch der Dämmerung nach Hause zu gehen, wie sie es sich ursprünglich vorgenommen hatte. Sie hatte einen Tag verloren, aber ihre Gäste waren noch unterwegs. Sie konnte den Tag nutzen, die Hühner schlachten und rupfen und sich ausruhen.
Ihre Muskeln ließen sich schon etwas besser bewegen, und sie hatte ein lange vermißtes, nagendes, aber angenehmes Gefühl unter dem Brustbein. Sie brauchte einige Zeit, bis ihr klar war, was es war... sie hatte Hunger! Heute morgen hatte sie tatsächlich Hunger, gelobt sei Gott, und wie lange war es her, seit sie zuletzt aus einem anderen Grund als der Macht der Gewohnheit gegessen hatte? Sie war wie der Heizer einer Lokomotive gewesen, der Kohlen schaufelte, mehr nicht. Aber wenn sich diese drei Hühner von ihren Köpfen verabschiedet hatten, würde sie nachsehen, was Addie noch in der Speisekammer hatte, und beim gesegneten Herrn, sie würde genießen , was sie fand. Siehst du? ermahnte sie sich selbst. Der Herr weiß es eben am besten. Gesegnete Zuversicht, Abagail, gesegnete Zuversicht.
Ächzend und schnaufend schleppte sie den Sack zum Haublock, der zwischen Scheune und Holzschuppen stand. Gleich hinter der Tür des Schuppens hing Billy Richardsons Hackbeil an einem Holzpflock, dazu ein Gummihandschuh. Sie nahm das Beil und ging wieder nach draußen.
»O Herr«, sagte sie, als sie in ihren staubigen gelben Stiefeln neben dem Sack stand und zum wolkenlosen Sommerhimmel aufsah, »Du hast mir die Kraft gegeben, den langen Weg zu gehen, und ich glaube, Du wirst mir auch die Kraft geben, den Rückweg zu schaffen. Dein Prophet Jesaja hat gesagt, wenn ein Mann oder eine Frau an den Herrn der Heerscharen glaubt, dann soll er aufsteigen mit Adlerschwingen. Ich verstehe nicht viel von Adlern, o Herr, außer, daß sie bösartige Vögel sind, die weit sehen können, aber ich habe drei Brathühner in diesem Sack, und ich will ihnen die Köpfe abhacken und nicht meine eigene Hand. Dein Wille geschehe, Amen.«
Sie nahm den Sack, öffnete ihn und sah hinein. Eine der Hennen hatte immer noch den Kopf unter dem Flügel und schlief. Die beiden anderen hatten sich aneinandergedrängt und bewegten sich kaum. Im Sack war es dunkel, die Hennen glaubten, es wäre Nacht. Nur ein New Yorker Demokrat konnte dümmer sein als eine brütige Henne. Abagail nahm eine heraus und legte sie auf den Block, bevor sie wußte, wie ihr geschah. Sie schlug kräftig mit dem Beil zu und zuckte wie immer zusammen, als sie hörte, wie die Schneide endgültig und häßlich ins Holz fuhr. Der Kopf fiel auf einer Seite des Hackklotzes in den Staub. Die enthauptete Henne rannte blutspritzend und flügelschlagend über Richardsons Hof. Nach einer Weile stellte sie schließlich fest, daß sie tot war, und legte sich hin, wie es sich gehört. Brütige Hennen und New Yorker Demokraten, mein Gott, mein Gott.
Dann war sie fertig, und ihre Sorge, sie könnte es vielleicht nicht schaffen oder sich dabei verletzen, war für die Katz gewesen. Gott hatte ihr Gebet erhört. Drei gute Hühner, und sie mußte sie nur noch nach Hause bringen.
Sie verstaute die Tiere wieder im Sack und hängte Billy Richardsons Beil wieder auf. Dann ging sie ins Haus, um etwas Eßbares zu suchen.
Sie schlief den frühen Nachmittag über und träumte, daß ihre Gäste sich allmählich näherten; sie waren jetzt südlich von New York und fuhren in einem alten Kleintransporter. Es waren sechs, darunter ein taubstummer junger Mann. Aber dennoch ein gescheiter Junge. Er war derjenige, mit dem sie reden mußte.
Sie wachte gegen halb vier auf, ein wenig steif, aber sonst fühlte sie sich ausgeruht und erfrischt. In den nächsten zweieinhalb Stunden rupfte sie die Hennen, machte Pause, wenn die Arbeit den arthritischen Fingern zuviel Schmerz bereitete, und fing wieder an. Bei der Arbeit sang sie fromme Lieder - »Seven Gates to the City (My Lord Hallelu')«, »Trust and Obey« und ihr Lieblingslied »In the Garden«.
Als sie mit der letzten Henne fertig war, hatte sie Migräne in jedem Finger, und das Tageslicht hatte jenen stillen goldenen Glanz angenommen, der den Vorboten der Dämmerung ankündigt. Es war Ende Juli, die Tage wurden kürzer.
Sie ging ins Haus
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