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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nur...« Er mußte eine Weile an seinem Stift knabbern und nachdenken. Schließlich fügte er hinzu: »...das Ängstliche, Böse in uns allen. Vielleicht träumen wir nur die Dinge, vor denen wir selbst Angst haben, wir könnten sie tun.«
    Ralph runzelte die Stirn, als er das laut vorlas, aber Abby verstand sofort, was Nick meinte. Es unterschied sich kaum von dem, was diese neuen Prediger redeten, die seit ungefähr zwanzig Jahren durch das Land zogen. In Wirklichkeit gab es keinen Satan, das war ihr Evangelium. Es gab das Böse, und das war wahrscheinlich auf die Erbsünde zurückzuführen, aber es steckte in uns allen, und es war genauso unmöglich, es auszutreiben, wie man ein Ei aus der Schale holen konnte, ohne sie zu zerbrechen. Wie diese neuen Prediger behaupteten, war Satan wie ein Puzzle - jeder Mann, jede Frau, jedes Kind auf Erden fügte sein kleines Teil zum Ganzen hinzu. Ja, das klang alles ziemlich modern; das Dumme war nur, dass es nicht stimmte. Und wenn Nick es noch länger glaubte, würde ihn der dunkle Mann zum Frühstück verspeisen.
    Sie sagte: »Du hast von mir geträumt. Gibt es mich etwa nicht?«
    Nick nickte.
    »Und ich habe von dir geträumt. Gibt es dich nicht? Gelobt sei Gott, du sitzt mir gegenüber, mit einem Notizblock auf den Knien. Diesen anderen Mann, Nick, gibt es wirklich, genau wie dich.« Ja, es gab ihn. Sie dachte an die Wiesel und an das rote Auge, das sich in der Dunkelheit öffnete. Und als sie weitersprach, war ihre Stimme heiser. »Er ist nicht Satan«, sagte sie. »Aber er und der Satan kennen einander, sie stecken von altersher unter einer Decke. 
    Die Bibel sagt nicht, was aus Noah und seiner Familie wurde, als das Wasser zurückging. Aber ich würde mich nicht wundern, wenn es einen schrecklichen Kampf um die Seelen dieser wenigen Menschen gegeben hätte - um ihre Seelen, ihre Körper, ihre Art zu denken . Und es würde mich nicht wundern, wenn uns das auch bevorsteht. Er ist jetzt westlich der Rockies. Früher oder später wird er nach Osten kommen. Vielleicht nicht dieses Jahr, aber sobald er bereit ist. Und es ist unser Los, mit ihm fertigzuwerden.«
    Nick schüttelte beunruhigt den Kopf.
    »Doch«, sagte sie leise. »Du wirst es sehen. Vor uns liegen bittere Tage. Tod und Entsetzen, Verrat und Tränen. Und wir werden nicht alle am Leben bleiben und sehen, wie es ausgeht.«
    »Mir gefällt das alles nicht«, murmelte Ralph. »Ist nicht alles schon schlimm genug auch ohne diesen Burschen, von dem Sie und Nick reden ? Haben wir nicht schon genügend Probleme, keine Ärzte, keinen Strom, nichts? Warum müssen wir uns auch noch mit diesem verdammten Problem herumschlagen?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist Gottes Art. Er erklärt Leuten wie Abby Freemantle nichts.«
    »Wenn das seine Art ist«, sagte Ralph, »dann wünschte ich, er würde abtreten und einem Jüngeren Platz machen.«
    »Wenn der dunkle Mann im Westen ist«, schrieb Nick, »sollten wir vielleicht lieber unsere Sachen packen und nach Osten ziehen.«
    Sie schüttelte geduldig den Kopf. »Nick, alle Dinge dienen dem Herrn. Glaubst du nicht, daß dieser schwarze Mann Ihm auch dient? Er tut es, wie unergründlich Gottes Wege auch sein mögen. Wohin du auch gehst, der dunkle Mann wird dir folgen, denn es dient Gottes Zwecken, daß du ihm begegnest. Es nützt nichts, wenn man vor dem Willen des Herrn der Heerscharen davonläuft. Ein Mann oder eine Frau, die das versuchen, landen unweigerlich im Bauch der Bestie.«
    Nick schrieb kurz. Ralph studierte den Zettel, rieb sich an der Nase und wünschte, er müßte ihn nicht vorlesen.
    »Was sagt er?« fragte Abagail.
    »Er sagt...« Ralph räusperte sich; die Feder im Hutband wippte. »Er sagt, daß er nicht an Gott glaubt.« Nachdem er die Botschaft übermittelt hatte, blickte Ralph unbehaglich auf seine Schuhe und wartete auf die Explosion.
    Aber sie kicherte nur, stand auf und ging zu Nick hinüber. Sie nahm seine Hand und tätschelte sie. »Gott segne dich, Nick, denn das spielt keine Rolle. Er glaubt an dich .«

    Sie blieben auch am nächsten Tag in Mutter Abagails Haus, und es war der schönste Tag, an den sie sich erinnern konnten, seit die Supergrippe abgeklungen war wie die Wasser, die vom Berg Ararat herunterflössen. In den frühen Morgenstunden hatte es aufgehört zu regnen, um neun Uhr glich der Himmel einem bezaubernden Mittelwesten-Wandgemälde mit Sonne und Wölkchen. Der Mais funkelte in allen Richtungen wie ein Kästchen voller Smaragde. Es war so

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