The Stand. Das letze Gefecht
Sie hatte den Vormittag in der Bibliothek verbracht und über Gartenbau gelesen. Und sie war nicht die einzige Studentin. Sie sah zwei oder drei Leute mit Büchern über Ackerbau, einen brillentragenden jungen Mann von etwa fünfundzwanzig mit einem Buch, das den Titel trug: Sieben unabhängige Energiequellen für Ihr Heim , und ein hübsches blondes Mädchen von ungefähr vierzehn Jahren mit einem zerlesenen Taschenbuch mit dem Titel 600 einfache Rezepte .
Gegen Mittag verließ sie die Bibliothek und ging zur Walnut Street hinunter. Sie war schon halb zu Hause, als sie Shirley Hammett traf, die ältere Frau, die mit Dayna, Susan und Patty Kroger gereist war. Shirleys Aussehen hatte sich seither auffallend verbessert. Jetzt sah sie wie eine hübsche, lebhafte Dame von Welt aus.
Sie blieb stehen und begrüßte Fran. »Was meinst du, wann kommt sie zurück? Ich habe jeden gefragt. Wenn diese Stadt eine Zeitung hätte, könnte ich es glatt als Umfrage veröffentlichen. >Was halten Sie von Senator Bungholes Stellungnahme zur Ölverknappung?< Was in der Art.«
»Wann wer zurückkommt?«
»Mutter Abagail natürlich. Wo warst du, Mädchen, in der Tiefkühltruhe?«
»Was soll das alles?« fragte Fran aufgeschreckt. »Was ist passiert?«
»Das ist es ja gerade. Niemand weiß es genau.« Und Shirley erzählte Fran, was vorgefallen war, während sich Fran in der Bibliothek aufgehalten hatte.
»Sie ist einfach... weggegangen?« fragte Frannie stirnrunzelnd.
»Ja. Selbstverständlich kommt sie zurück«, fügte Shirley zuversichtlich hinzu. »Das steht in dem Brief.«
»>Wenn es Gottes Wille ist?<«
»Ich bin sicher, das ist nur so ein Ausdruck«, sagte Shirley und sah Fran mit einer gewissen Kühle an.
»Nun... hoffentlich. Danke, daß du es mir gesagt hast, Shirley. Hast du immer noch Kopfschmerzen?«
»O nein. Die sind jetzt weg. Ich stimme für dich, Fran.«
»Hmmm?« Ihr Verstand war weit entfernt und jagte diesen neuen Informationen hinterher; einen Augenblick hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wovon Shirley sprach.
»Für das ständige Komitee «
»Oh. Ja, danke. Ich bin nicht mal sicher, ob ich den Job überhaupt will.«
»Ihr werdet es prima machen. Du und Susy. Aber jetzt muß ich los, Fran. Tschüs.«
Sie gingen auseinander. Fran hastete zur Wohnung, weil sie vor allem anderen Stu sehen wollte. So kurz nach dem Treffen gestern abend erfüllte das Verschwinden der alten Frau ihr Herz mit einer Art abergläubischem Grauen. Es gefiel ihr nicht, daß sie ihre wichtigsten Entscheidungen - zum Beispiel, Leute nach Westen zu schicken - nicht Mutter Abagail vorlegen konnten. Jetzt, da sie weg war, spürte Fran zuviel Verantwortung auf den eigenen Schultern. Als sie nach Hause kam, war die Wohnung leer. Sie hatte Stu um etwa fünfzehn Minuten verpaßt. Auf einem Zettel unter der Zuckerdose stand nur: »Bin 9:30 wieder da. Bin bei Ralph und Harold. Keine Sorge. Stu.«
Ralph und Harold? dachte sie und verspürte erneutes Grauen, das nichts mit Mutter Abagail zu tun hatte. Und warum sollte sie sich Sorgen um Stu machen? Mein Gott, wenn Harold versucht hat, etwas zu machen... nun, etwas Komisches... Stu würde ihn in Stücke reißen. Es sei denn... es sei denn, Harold schlich sich von hinten an und... <
Sie umklammerte die Ellbogen, fror, fragte sich, was Stu bei Harold und Ralph suchen konnte.
Bin 9:30 wieder da.
Herrgott, das war noch so lange.
Sie stand noch einen Augenblick in der Küche und betrachtete den Rucksack, den sie auf die Theke gestellt hatte.
Bin bei Ralph und Harold.
Das bedeutete, Harolds kleines Haus draußen an der Arapahoe würde heute abend bis gegen halb zehn verlassen sein. Es sei denn, sie waren dort, und wenn, konnte sie zu ihnen gehen und ihre Neugier befriedigen. Sie konnte mit dem Rad ganz schnell hinfahren. Wenn niemand dort war, fand sie vielleicht etwas, das sie beruhigen würde... oder... aber darüber wollte sie nicht nachdenken.
Dich beruhigen? nagte die innere Stimme. Oder alles noch schlimmer machen? Angenommen, du findest WIRKLICH Komisches? Was dann? Was wirst du unternehmen?
Sie wußte es nicht. Sie hatte nicht einmal den leisesten Schimmer einer Idee.
Keine Sorge. Stu.
Aber sie machte sich Sorgen. Der Daumenabdruck in ihrem Tagebuch bedeutete, daß es Grund zur Sorge gab. Denn ein Mann, der ein Tagebuch stahl und fremde Gedanken las, war ein Mann ohne Prinzipien und Skrupel. So ein Mann konnte sich durchaus hinter jemanden schleichen, den er haßte, und
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