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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ist auch die Stunde der Liebenden, dachte Frannie zusammenhanglos. Larry hatte ihr gerade alles erzählt, was Leo in Trance gesagt hatte, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander.
    »Was meinst du?« fragte Larry.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte sie leise. »Aber was passiert ist, gefällt mir überhaupt nicht. Traumvisionen. Eine alte Frau, die eine Weile die Stimme Gottes ist und dann in die Wildnis geht. Und jetzt scheint ein kleiner Junge Telepath zu sein. Es ist ein Leben wie im Märchen. Manchmal glaube ich, die Supergrippe hat uns zwar verschont, aber alle in den Wahnsinn getrieben.«
    »Er hat gesagt, ich soll mit dir sprechen. Das tue ich.«
    Sie antwortete nicht.
    »Nun«, sagte Larry, »wenn dir etwas einfällt...«
    »Aufgeschrieben«, sagte Frannie leise. »Er hat recht, der Junge. Ich glaube, das ist die ganze Wurzel des Übels. Wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, so verblendet, alles aufzuschreiben... ach, Scheiße!«
    Larry sah sie erstaunt an. »Wovon redest du?«
    »Es geht um Harold«, sagte sie, »und ich habe Angst. Ich habe es Stu nicht gesagt. Ich habe mich geschämt. Es war so dumm , das Tagebuch zu führen... und Stu... er mag Harold sogar... alle in der Freien Zone mögen Harold, auch du.« Sie stieß ein Lachen aus, das von Tränen erstickt wurde. »Immerhin war er dein... dein geistiger Führer auf dem Weg hierher, oder nicht?«
    »Ich komme da nicht ganz mit«, sagte Larry langsam. »Kannst du mir sagen, wovor du Angst hast?«
    »Das ist es ja - ich weiß es eigentlich gar nicht .« Sie sah ihn mit tränenfeuchten Augen an. »Ich glaube, ich sollte dir erzählen, was ich kann, Larry. Ich muß mit jemand reden... Gott weiß, ich kann es nicht mehr in mir behalten, und Stu... Stu ist vielleicht nicht derjenige, der es hören sollte. Jedenfalls nicht als erster.«
    »Schieß los, Fran.«
    Sie erzählte ihm ihre ganze Geschichte, angefangen mit jenem Junitag, an dem Harold in Roy Brannigans Cadillac vor ihrem Haus in Ogunquit vorgefahren war. Während sie sprach, nahm das letzte helle Tageslicht allmählich einen blauen Schimmer an. Die Liebespaare verschwanden eins nach dem anderen aus dem Park. Eine schmale Mondsichel zog am Himmel auf. In dem Wohnblock auf der anderen Seite des Canyon Boulevard waren einige ColemanLampen angezündet worden. Sie erzählte ihm von der Botschaft am Scheunendach und daß sie geschlafen hatte, als Harold sein Leben riskierte, um als letzte Zeile ihren Namen zu schreiben. Davon, wie sie Stu in Fabyan getroffen hatten, und von Harolds übertriebener abweisender Reaktion. Sie erzählte ihm von ihrem Tagebuch und dem Daumenabdruck. Als sie fertig war, war es schon nach neun; die Grillen zirpten. Schweigen senkte sich über sie, und sie wartete ängstlich darauf, daß Larry es brach. Aber er saß gedankenverloren da.
    Schließlich sagte er: »Bist du dir über diesen Fingerabdruck ganz sicher? Bist du fest davon überzeugt, daß er von Harold stammt?«
    Sie zögerte nur einen Augenblick: »Ja. Ich habe sofort gewußt, dass es Harolds Daumenabdruck war.«
    »Diese Scheune, wo er seine Botschaft geschrieben hat«, sagte Larry. »An dem Abend, an dem wir uns kennengelernt haben, habe ich dir doch gesagt, daß ich oben war, nicht? Und daß Harold seine Initialen in einen Balken geschnitzt hatte?«
    »Ja.«
    »Es waren nicht nur seine Initialen. Es waren auch deine. In einem Herz. Wie es ein verliebter kleiner Junge in die Schulbank einritzt.«
    Sie wischte sich mit beiden Händen die Augen. »Was für ein Schlamassel«, sagte sie heiser.
    »Du bist nicht für Harold Lauders Tun verantwortlich, Mädchen.« Er nahm mit beiden Händen ihre Hand und hielt sie fest. Er sah sie an.
    »Glaub einem alten, mit allen Wassern gewaschenen Haudegen wie mir«, sagte er. »Du darfst dir keine Vorwürfe machen. Wenn du das machst...« Er drückte so fest zu, daß es weh tat, aber seine Stimme blieb leise. »Wenn du das machst, dann wirst du tatsächlich verrückt. Man hat genug damit zu tun, daß einem selbst die Socken nicht rutschen, man kann sich nicht auch noch um die anderer Leute kümmern.«
    Er nahm seine Hand weg, und sie schwiegen eine Weile.
    »Glaubst du, Harold haßt Stu so, daß er ihn umbringen möchte?«
    »Ja«, sagte sie. »Das halte ich tatsächlich für möglich. Vielleicht das ganze Komitee. Aber ich weiß nicht, was...«
    Er legte die Hand auf ihre Schulter und brachte sie mit einem festen Griff zum Schweigen. Er hatte in der Dunkelheit

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