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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vor Schreck tatsächlich ein paar Sekunden das Bewußtsein verloren gehabt. Als sie wieder zu sich kam, stolperte sie den Weg zum Haus entlang und weinte vor Schrecken, weil soviel Blut aus ihr floß. Sie wäre zu ihrem Vater gegangen, aber da ihr Vater arbeiten war, stolperte sie ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter Mrs. Venner und Mrs. Prynne Tee servierte. Hinaus ! hatte ihre Mutter geschrien, und im nächsten Augenblick war sie aufgesprungen, zu Frannie gelaufen, hatte sie umarmt und gerufen: O Frannie, meine Güte, was ist denn passiert? Deine arme Nase! Aber sie führte Frannie in die Küche, wo man ungestört auf den Boden bluten konnte, während sie sie tröstete, und Frannie vergaß nie, daß ihre ersten Worte nicht O Frannie gewesen waren, sondern Hinaus ! Ihre erste Sorge galt dem Salon, wo die vertrocknete Zeit ewig währte und Blut nicht geduldet wurde. Vielleicht vergaß Mrs. Prynne das auch nie, denn Frannie hatte durch die Tränen den erschrockenen, schockierten Gesichtsausdruck der Frau gesehen. Nach diesem Tag waren Mrs. Prynnes Besuche äußerst selten geworden.
    Im ersten Jahr der Junior High School hatte sie eine schlechte Note in Betragen bekommen, und sie war selbstverständlich in den Salon gebeten worden, um sich mit ihrer Mutter über diese schlechte Note zu unterhalten. Im letzten Jahr der Senior High School war sie dreimal suspendiert worden, weil sie Spickzettel weitergegeben hatte, und auch darüber hatte sie sich mit ihrer Mutter im Salon unterhalten. Dort hatten sie sich über Frannies Pläne für die Zukunft unterhalten, die am Ende immer ein wenig unzulänglich gewirkt hatten; dort hatten sie sich über Frannies Hoffnungen unterhalten, die am Ende immer ein wenig wertlos gewirkt hatten; dort hatten sie sich über Frannies Beschwerden unterhalten, die am Ende immer ungebührlich gewirkt hatten, ganz zu schweigen von quengelig, heulsusig und undankbar.
    In diesem Salon stand der Sarg ihres Bruders auf dem Leichenwagen, bedeckt mit Rosen, Chrysanthemen und Lilien aus dem Tal, deren Duft das Zimmer erfüllte, während in der Ecke die ungerührte Uhr stand und Abschnitte der Zeit in einem Zeitalter der Dürre wegtickte.
    »Du bist schwanger«, wiederholte Carla Goldsmith zum zweiten Mal.
    »Ja, Mutter.« Ihre Stimme war trocken, aber sie leckte sich nicht die Lippen. Statt dessen preßte sie sie zusammen. Sie dachte: In der Werkstatt meines Vaters ist ein kleines Mädchen mit einem roten Kleid, das immer dort sein wird, lacht und sich unter dem Tisch versteckt, wo der Schraubstock festgeklammert ist, oder das hinter der Kommode mit den tausend Schubladen sitzt und die schorfigen Knie an die Brust drückt. Dieses Mädchen ist sehr, sehr glücklich. Aber im Salon meiner Mutter ist ein viel kleineres Mädchen, das nicht anders kann und auf den Teppich pinkelt wie ein ungezogener Hund. Wie eine böse kleine Welpe. Und auch sie wird immer dasein, wie sehr ich mir auch wünschen mag, sie wäre nicht da.
    »O Frannie«, sagte ihre Mutter, die sehr hastig sprach. Sie legte eine Hand an die Wange wie eine vor den Kopf gestoßene altjüngferliche Tante. »Wie konnte das passieren?«
    Jesses Frage. Das erboste sie richtig; genau dieselbe Frage, die er gestellt hatte.
    »Du hast selbst zwei Kinder gehabt, Mutter, du dürftest wissen, wie es passiert ist.«
    »Werd nicht frech!« schrie Carla. Sie riß die Augen weit auf und versprühte das glühende Feuer, das Frannie als Kind immer Entsetzen eingeflößt hatte. Sie sprang so schnell auf, wie es ihre Art war (und auch das hatte Frannie als Kind immer entsetzt), eine große Frau mit Haar, das langsam grau wurde, fein säuberlich hochgesteckt und onduliert und frisiert war, eine große Frau im grünen Kleid und faltenlosen beigen Strümpfen. Sie ging zum Kamin, wohin sie immer ging, wenn sie sich sehr aufregte. Dort, unter der Flinte, lag ein gewaltiges Album. Carla war eine Art Amateurgenealogin, und ihre ganze Familie war in diesem Buch... jedenfalls bis ins Jahr 1638 zurück, als der früheste nachweisbare Vorfahre lange genug aus der anonymen Londoner Masse aufgetaucht war, daß er in sehr alten Kirchenchroniken als Merton Downs, Freimaurer, geführt wurde. Der Stammbaum ihrer Familie war vor vier Jahren in The New England Genealogist veröffentlicht worden - Carla selbst war die Verfasserin.
    Jetzt berührte sie dieses Buch fürsorglich aufgelisteter Namen, sicherer Boden, wo niemand eindringen konnte. Waren da drinnen irgendwo Diebe, fragte sich

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