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The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
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überhaupt nicht glauben, aber als ich mit Billy Power, Dickie McIlkenny und später auch Paddy Hill zusammentraf und mich mit ihnen unterhielt, war ich überzeugt davon, dass über sie und die drei anderen, denen man die Bomben in den Gaststätten in Birmingham zur Last gelegt hatte, ein Fehlurteil ergangen war. Ich hörte ihre Geschichten in allen Einzelheiten und diskutierte mit ihnen, wie sie es anfangen könnten, ihre Unschuld zu beweisen. Dazu bot ich an, die vielen Prominenten, zu denen ich Briefkontakt hatte, von ihrer Unschuld zu überzeugen und sie zu bitten, die drei zu besuchen und ihnen zu helfen. Und als ob das nicht schon reichte, um mir Feinde beim Justizvollzugswesen und beim Innenministerium zu machen, lenkte ich die Aufmerksamkeit auf den Fall von Gerry Conlon und seinem Vater Giuseppe von den sogenannten „Guildford Four“, die mit der Familie Maguire zusammen verhaftet worden waren. Ich kannte nämlich die Leute, die tatsächlich die Bomben in Guildford gelegt hatten und wusste daher, dass die Conlons und die Maguires unschuldig waren.
    Also schrieb ich an meine prominenten Helfer, lieferte ihnen viele Einzelheiten über die Fälle der Conlons und Maguires und gab ihnen mein Wort darauf, dass diese Leute unschuldig waren. Ich fügte noch hinzu, dass ich die Schuld an meinen eigenen Taten zugab und deshalb kein Problem damit hatte, die Wahrheit über diese Leute zu sagen. Meine unerschrockene Anwältin Gareth Pearce interessierte ich ebenfalls für die Conlons und die Maguires. Jahrelang drängte ich darauf, dass dieser Fall wieder aufgenommen werden sollte, von den schlechten Zeiten, wo nur wenige ihnen Glauben schenkten, bis zu den besseren Zeiten, wo ihre Freilassung unumgänglich wurde. Die engstirnigen Köpfe der Justizvollzugsbehörde hielten mein Verhalten allerdings für höchst subversiv und glaubten, ich sei von dem Wunsch getrieben, die Polizei und die Justiz zu untergraben.
    Die Briefe, die ich in meinem eigenen Interesse und in dem der unschuldigen Conlons und Maguires schrieb, erregten so viel Aufmerksamkeit, dass ein Assistent des Verwalters der Haftanstalt Gartree einmal in meine Einzelzelle kam, um mich zu fragen, wie ich an die Briefmarken für so viele Briefe kam. Da ich zu aufeinanderfolgenden Einzelhaft-Zeiträumen unter Verlust aller Privilegien verurteilt worden war, hätte ich ja nicht lange Gelegenheit gehabt, im Anstaltsladen Briefmarken zu erwerben. Ich antwortete, ich hätte vor Beginn meiner Protestaktion eine große Menge Marken gekauft, da ja eine besonders lange Zeit in Einzelhaft vor mir lag, die ich überleben wollte. Daraufhin wollte er die genaue Anzahl der Marken, die ich noch hatte, wissen, damit die Anstaltsleitung wüsste, wann sie mir ausgehen würden und meine Briefeschreiberei ein Ende hätte. Er nannte mich eine „Zecke im Pelz der Gesellschaft“, die wohl jeden ansaugen würde. Ich sagte, ich sei nicht verpflichtet, seine Frage zu beantworten. (Das Anliegen der unschuldigen Leute lag mir so sehr am Herzen, dass ich viele Jahre später nach meiner Freilassung vor der Presse einen Kommentar zu den ungerechten Haftbedingungen von Langzeitinhaftierten abgab.) Daraufhin kündigte er an, er würde mich und meine Zelle gründlich durchsuchen lassen. Ich gab zur Antwort, das sei keine Garantie, dass man alle meine Briefmarken finden würde, und ich würde auch weiterhin Briefe schreiben. Meine Zelle wurde prompt durchsucht, aber man fand keine Marken. Ich verschickte weiterhin meine Briefe, und schließlich gab man es auf, mich daran zu hindern.
    Mit Einzelhaft und Protest in eigener Sache aber war ich noch nicht fertig. Mein Beschluss, die Haftkleidung anzulegen und meinen Fürsprechern Spielraum zu geben, sich für meine Rückverlegung nach Nordirland einzusetzen, hatte sich als ein Fehler erwiesen. Das Innenministerium hatte keine Absicht, mich in meine Heimat zu überführen. Dabei sahen alle Briefe der Minister die Schuld beim Nordirlandministerium, das beschlossen hatte, mich nicht in eine Anstalt zu verlegen, die meiner Heimat näher war. Währenddessen beschuldigten Briefe des Nordirlandministeriums das Innenministerium. Meine parlamentarischen und sonstigen Fürsprecher konnten überhaupt nichts bewirken. Nach drei Jahren Anpassung an die Haftregelungen beschloss ich deshalb, meinen Protest wieder aufzunehmen. In der Haftanstalt Gartree verweigerte ich die Arbeit, bekam Einzelhaft und weigerte mich dann, den Einzelhaft-Bau zu verlassen. Daraufhin

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