The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
über ihnen ist voll tiefhängender Wolken.
Hinter Gus, in einem Nebel von Schießpulver und Kordit, sind zerfetzte Körper zu erkennen. Sie liegen auf dem Boden außerhalb der Barrikade, sind auf dem Asphalt kurz vor dem Wall verstreut. Die erst kürzlich niedergemähten Leichen dampfen in der kühlen Aprilnacht, ihre glänzenden, schwarzen Körperflüssigkeiten sind überall auf den Pflastersteinen verteilt.
»Und wenn ich davon höre, dass ein Beißer bis auf fünf Meter an den Wall kommt«, bellt Martinez und starrt jeden seiner zwölf Mann an, die kleinlaut um Gus versammelt stehen, »dann werdet ihr mich erst richtig kennenlernen! Und jetzt aufräumen! Ich will, dass alles wieder sauber ist, wenn ich zurückkomme!«
Damit wendet Martinez sich an die Neuen: »Und ihr folgt mir bitte.«
Die drei Fremden – zwei Männer und eine Frau – halten für einen Moment lang inne, scheinen voller Misstrauen, zögern. Sie blinzeln im Schein der Wolframlampen und stehen mit dem Rücken zur Wand des Verteidigungswalls da wie Gefangene, die man auf der Flucht erwischt hat. Sie sind entwaffnet, orientierungslos und völlig verdreckt infolge der vorangegangenen Strapazen. Die Männer tragen Kampfausrüstung, und die Frau ist in ein Gewand gekleidet, das beinahe anachronistisch wirkt, wie eine Klosterkutte oder der Umhang einer Geheimgesellschaft.
Martinez tritt auf sie zu und will auf sie einreden, als eine wohlbekannte Stimme hinter ihm aus der Dunkelheit ertönt.
»Ich mach das schon, Martinez!«
Martinez dreht sich um und sieht den Governor, gefolgt von Bruce und Gabe.
Als er sich nähert, spielt der Governor die Rolle des wohlwollenden Gastgebers geradezu perfekt. Auf einmal ist er wieder der kumpelhafte, großzügige Überlord. »Ich würde unsere Gäste gerne selber begrüßen.«
Martinez nickt, tritt einen Schritt zurück, sagt aber kein Wort. Der Governor hält inne und starrt auf die Lücke, wo vorher der Sattelschlepper gestanden hat.
»Ich brauche jeden Mann am Verteidigungswall«, fordert der Governor Martinez flüsternd auf und deutet auf die Überreste des Gemetzels, die überall herumliegen. »Ihr müsst die Beißer aufräumen, die unsere neuen Gäste offensichtlich mitgebracht haben.«
Martinez nickt noch immer. »Jawohl, Governor. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du die Neuen persönlich begrüßen wolltest, nachdem wir bekannt gegeben haben, dass sie es heil bis zu uns geschafft haben.«
Der Governor wendet sich den Fremden zu. Ein Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit. »Kommt mit. Wir machen eine kleine Tour.«
Acht
A ustin ist viel zu früh da; es ist gerade mal Viertel vor neun. Er setzt sich auf die Tribüne, völlig allein, nimmt vor dem Maschendrahtzaun am Ende der zweiten Reihe von unten Platz. Der Gedanke an Lilly will ihm einfach keine Ruhe lassen. Vielleicht hätte er sich mehr anstrengen sollen, sie zum Mitkommen zu bewegen. Dann denkt er über den Blick nach, mit dem sie ihn vorher bedacht hat – die Sanftmut, die über ihre haselnussbraunen Augen gehuscht ist, kurz bevor sie ihn geküsst hat –, und er verspürt eine merkwürdige Mischung aus Panik und Aufregung, die in seinem Bauch zu brennen scheint.
Die riesigen Flutlichter im Stadion beginnen zu flackern und tauchen dann die Aschenbahn und das mit Müll übersäte Innenfeld in ein grelles, weißes Licht. Die Tribünen füllen sich langsam mit den blutrünstigen Einwohnern Woodburys. Die Luft ist kalt und trägt den Gestank von Dieselöl und verwesenden Beißern mit sich. Austin merkt, dass er irgendwie völlig unbeteiligt an dem Ganzen ist.
Er trägt ein Kapuzen-Shirt, Jeans und Motorradstiefel. Seine langen Haare werden von einem Lederband im Zaum gehalten. Er rutscht unruhig auf seinem harten, kalten Sitz hin und her, und seine Muskeln schmerzen noch von den Anstrengungen des Tages. Was auch immer er versucht, wie er sich auch hinsetzt, es will einfach nicht bequemer werden. Sein Blick schweift über das Innenfeld am anderen Ende der Arena, und er sieht, wie die Tunnel sich mit den dunklen Schatten wandelnder Leichen füllen. Jeder Beißer ist mit schweren Ketten versehen, die von einem Aufpasser gehalten werden. Schon bald führen sie die Zombies in das lichtdurchflutete Innenfeld. Spezielle Scheinwerfer strahlen die Beißer an, sodass ihre totenähnlichen Fratzen beinahe wie angemalte Kapuki-Figuren, wie morbide Clowns aussehen.
Die Menschenmenge beginnt zu brodeln, vereinzelte Buhrufe ertönen, aber auch
Weitere Kostenlose Bücher