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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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ausgestreckt, baumeln vom Bett herab. Er holt tief Luft, atmet dann langsam wieder aus, versucht, sich zu fangen.
    In einer weit entlegenen Hinterkammer seines Hirns ertönt eine Stimme, erhebt Einspruch, aber er verbannt sie wieder in den düsteren, dunklen Winkel, aus dem sie gekommen ist. Dann murmelt er leise vor sich hin, die Stimme kaum hörbar. Es klingt, als ob er mit sich selbst streitet. »Musste getan werden … Habe keine andere Wahl gehabt … ging gar nicht anders.«
    » BOSS !?«
    Gabes gedämpfte Stimme von der anderen Seite der Tür bringt ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Einen Augenblick«, ruft der Governor, und seine Stimme gewinnt wieder an Kraft. »Gib mir noch eine Minute, muss nur kurz verschnaufen.«
    Er schluckt und geht zum Waschbecken, dreht den Hahn auf und spritzt sich Wasser ins Gesicht, hält die Hände unter den kalten Strahl. Dann trocknet er sich mit einem feuchten Handtuch ab. Er will sich schon abwenden, erhascht dann aber einen Blick von sich selbst in der Oberfläche eines Metallschranks, der an der Wand hängt. Sein Gesicht schimmert ihn aus dem silbernen, zerbrochenen Spiegel heraus an, es wirkt beinahe geisterhaft durchsichtig, wie nicht von dieser Welt. Er wendet sich ab. »Komm rein, Gabe!«
    Die Klinke wird nach unten gedrückt, und der stämmige Mann mit lichter werdendem Haar wirft einen Blick in die Krankenstation. »Alles in Ordnung?«
    »Gabe, du musst mir helfen«, ordnet der Governor an und deutet auf den Leichnam der Frau auf dem Krankenbett. »Uns darf jetzt kein Fehler unterlaufen. Kein Wort von dir, sperr einfach die Ohren auf.«
    Dr. Stevens liegt schlaftrunken auf dem Polstersessel in seiner staubigen Wohnung im zweiten Stock eines Wohngebäudes neben der Rennbahn. Er trägt noch immer seinen Arztkittel, wenn auch aufgeknöpft. Ein Bon-Appétit -Magazin liegt auf seinem dicklichen, patriarchalischen Bauch, neben ihm steht eine halb leere Flasche Pinot Noir auf einer Kiste. Plötzlich klopft es an der Tür, und er schreckt auf, sucht mit fahrigen Bewegungen nach seiner Brille.
    »Doc!« Die gedämpfte Stimme lässt ihn aufspringen und Richtung Tür laufen.
    Benebelt vom Wein und Schlafmangel stolpert er durch das Wohnzimmer seines spartanisch eingerichteten Apartments. Ein Gewirr von Pappkartons und Stapel von Magazinen, Büchern und Zeitschriften werden von einer Reihe Paraffinlampen schwach beleuchtet. Seine Wohnung gleicht einer Zuflucht für eingefleischte Intellektuelle während des Armageddon. Eine ganze Zeit lang hat Stevens die Berichte und Nachrichten über die Plage gesammelt, die sporadisch vom Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten in Washington ausgespuckt wurden – in den meisten Fällen erreichten sie ihn in Form einer Gruppe Überlebender, die als Überbringer der neuesten Nachrichten dienten. Die Blätter waren von einer altbackenen Vervielfältigungsmaschine auf Altpapier gedruckt. Mittlerweile aber liegen sie wahllos aufgetürmt in einer Ecke auf einem Fensterbrett und sammeln Staub, verloren inmitten von Dr. Stevens’ quälender Trauer um seine verlorene Familie.
    »Wir müssen uns mal unterhalten«, sagt der Mann, als Stevens die Tür öffnet.
    Vor ihm steht der Governor in der Dunkelheit des Korridors. Hinter ihm sind Gabe und Bruce, die Maschinengewehre über die Schultern gespannt. Das dunkle, behaarte Gesicht des Governors leuchtet vor künstlicher Freundlichkeit auf. »Mach keinen Aufwand von wegen Kaffee und Kuchen, wir bleiben nicht lange.«
    Stevens zuckt nur mit den Schultern und führt die drei Männer ins Wohnzimmer. Noch immer benommen deutet er auf ein schäbiges Sofa, das unter dem Gewicht von Stapeln von Zeitungen ächzt. »Wenn ihr in diesem Saustall einen Platz findet, dann setzt euch.«
    »Wir stehen lieber«, meint der Governor ausdruckslos. Gabe und Bruce stellen sich hinter Stevens auf, wie Raubtiere, die ihrer Beute auflauern.
    »Also … was verschuldet denn euer plötzliches Auftau …?«, beginnt der Arzt, als der Lauf eines Maschinengewehrs plötzlich gegen seinen Schädel gedrückt wird. Es ist Gabe, der seine Waffe gehoben hat und sie jetzt in das Fleisch des Arztes bohrt und dabei entsichert.
    »Du bist doch auch ein Hobbyhistoriker, Doc«, beginnt der Governor und umkreist Stevens wie ein Schakal. »Ich bin mir sicher, dass du dich an die guten alten Zeiten des kalten Krieges erinnern kannst, als die Sowjets noch ihre nuklearen Schwänze auf uns gerichtet

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