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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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versagte.
    »Was ist mit ihr?«, fragte ich, sobald wir außer Hör weite waren. Joshuas Finger verkrampften sich in den meinen. Das Mondlicht beschien seine ernsten Gesichts züge. »Sie hat die Tollwut, nicht wahr?«
    »Sieht so aus. Anscheinend hat sie sich genau wie dein Dad im Weepernest angesteckt. Ich hab so viele Menschen sterben sehen, das halte ich nicht mehr aus.« Er blieb stehen und zog mich an sich. Ich vergrub meinen Kopf in seinem Hals. Er zitterte. Die Fassade des harten Kerls, die er immer zur Schau stellte, bröckelte allmählich. Joshuas Angst erschreckte mich zutiefst.
    »Sie wird sich verwandeln oder sterben«, sagte Joshua bitter. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. So oder so – wir werden Rachel verlieren.« Dieser Gedanke war zu grauenvoll, um überhaupt darüber nachzudenken.
    »Nicht, wenn wir das Heilmittel finden«, entgegnete ich. Ich klammerte mich verzweifelt an das letzte Fünkchen Hoffnung. Mir blieb keine andere Wahl – ich war am Rande der Verzweiflung.
    Ich hielt Joshua noch fester. Obwohl ich mich weigerte, es zu glauben, wusste ich, dass er recht hatte. Fast alle Menschen, die er auf seinen Expeditionen entdeckt und nach Safe-haven gebracht hatte, waren entweder gestorben oder hatten sich verwandelt.
    In einiger Entfernung ertönte ein Rascheln im Gebüsch. Wir lösten uns voneinander. Ein Fuchs! Bevor er davonlaufen konnte, hatte Joshua die Waffe gezogen und ihn erschossen.
    Manchmal ist der Tod ein grausamer, schleichender Prozess, manchmal dauert er nur einen Augenblick. In gewissem Sinne hatte der Fuchs Glück gehabt. Mehr Glück als Rachel jedenfalls. Joshua hob das leblose Tier auf, und wir kehrten zu Tyler und Rachel zurück. Sie lag mit geschlossenen Augen in seinen Armen.
    Tyler wirkte seltsam teilnahmslos. »Sie ist vor ein paar Minuten eingeschlafen«, flüsterte er.
    Joshua machte ein Feuer und häutete den Fuchs mit ruhigen, geübten Bewegungen. Er konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe, und einige Zeit später reichte er mir ein Stück gebratenes Fleisch. Inzwischen war ich nicht mehr hungrig, und jeder Bissen blieb mir im Hals stecken. Ich aß es trotzdem. Rachel schlief weiter.
    Plötzlich verzog sie das Gesicht, zappelte und wimmerte. Tyler legte sein Essen beiseite und kroch zu ihr hinüber. Sobald er ihre Wange berührte, wachte sie unvermittelt auf und starrte ihn mit großen Augen an. In ihrem Blick lag so viel Sehnsucht und Trauer, als wüsste sie genau, dass sie nicht mehr mit uns nach Santa Barbara zurückkehren würde. Langsam hob sie den Arm und berührte Tylers Wange. Er schmiegte sich in ihre Handfläche.
    Ich wollte nicht einschlafen – aus Angst, dass Rachel bereits tot war, wenn ich wieder aufwachte. Doch die Müdigkeit war stärker.
    »Ruh dich aus. Ich halte Wache und behalte Rachel im Auge«, flüsterte Joshua. Er erstickte die Flammen mit Sand und legte sich neben mich. Ich umarmte ihn, drückte mein Ohr auf seine Brust und lauschte dem beruhigenden Pochen seines Herzens.
    Ein seltsames Geräusch – ein gurgelnder Schrei – riss mich aus dem Schlaf.
    Langsam erkannte ich Tylers vor Panik verzerrtes Ge sicht. Die Tränen auf seinen Wangen schimmerten im Mondlicht. Bevor ich wusste, was um mich herum ge schah, war Joshua schon auf den Beinen. Ich richtete mich auf und erstarrte vor Schreck.
    Rachel lag auf dem Boden und trat und schlug um sich, als kämpfte sie gegen einen unsichtbaren Feind. Joshua und Tyler hielten ihre Arme und Beine fest, während sie sich hin und her warf und den Rücken durchdrückte. Flüssigkeit strömte aus ihren Augen, und einen schrecklichen Moment lang war ich überzeugt davon, dass es der milchige Eiter war, den die Weepers absonderten. Dann begriff ich, dass es nur Tränen waren.
    Sie weinte und zappelte, gefangen in einem grässlichen Albtraum. Ihre Augen waren geöffnet, und sie sah etwas, das wir nicht sehen konnten. Halluzinationen waren ein weiteres Symptom der Tollwut.
    Ich kroch näher, kniete mich neben ihren Kopf, nahm ihr Gesicht in beide Hände und versuchte es so zu drehen, dass sie in meine Augen sehen konnte. »Rachel? Du bist in Sicherheit.«
    Mit einem letzten Schluchzen verstummte sie. Langsam beruhigte sie sich, und ihr Brustkorb hob und senkte sich wieder etwas regelmäßiger.
    Joshua und Tyler ließen sie los, blieben aber in ihrer Nähe. Tyler zitterte und war so blass, als hätte er nicht einen Tropfen Blut mehr im Körper.
    »Durst.«
    Bei Rachels Krächzen zuckte ich

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