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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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zurückfahren. Sie würden es verstehen«, sagte Joshua und legte seine Hand auf meinen Arm.
    »Nein.« Entschlossen sah ich ihm tief in die Augen. Er wusste, dass ich niemals aufgeben würde – nicht, solange noch die kleinste Hoffnung auf Dads Rettung bestand. Außerdem mussten wir dem Töten und der Gewalt ein Ende bereiten. Ich würde erst Ruhe geben, wenn wir die Leute, die für das Virus und den Zaun verantwortlich waren, zur Rechenschaft gezogen hatten. In diesem Mo ment schwor ich mir, dass Bobbys Tod nicht umsonst gewesen sein sollte.
    Joshua richtete sich auf. »Okay«, sagte er zögerlich. »Dann haben wir keine andere Wahl. Gehen wir.«
    Wir holten die verbliebenen Wasserflaschen – eine für jeden von uns – aus dem Mustang und befestigten sie am Hosenbund. Wir hatten uns dagegen entschieden, dass einer von uns alle Flaschen im Rucksack trug – für den Fall, dass dieser Jemand unter Tonnen von Erde begraben wurde. Wenn ich das hier überstehen wollte, musste ich meine Angst überwinden. Enge Räume waren mir nicht geheuer. Früher hatte ich auch lieber die Treppe statt den Aufzug genommen. Falls der Tunnel einbrach, würden wir verschüttet werden und jämmerlich ersticken. Ich konnte schon spüren, wie die trockene Erde meine Kehle verstopfte, wie ich würgte und keinen Sauerstoff mehr in die Lungen bekam …
    Tyler nahm noch einen Schluck und reichte die Flasche an Rachel weiter. Sie hob sie an die Lippen, dann passierte etwas Seltsames: Das Wasser floss in ihren Mund, doch ihre Halsmuskeln weigerten sich, es zu schlucken. Es ging einfach nicht. Mit einer Mischung aus Schluchzen und Husten spuckte sie das Wasser aus und gab Tyler die Flasche zurück.
    Joshua sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er. »Je schneller wir unter dem Zaun durch sind, umso schneller können wir Hilfe für Rachel holen.«
    Wir gingen vor dem Tunneleingang in die Hocke. Wieder gab Rachels linke Hand nach, sodass sie ihren Körper mit dem anderen Arm abstützen musste. Mein Magen verkrampfte sich. War Rachel stark genug, um uns zu begleiten?
    Tyler ging mit der Taschenlampe voraus. Ihr Schein fiel auf Wurzeln, die wie Skelettfinger in den Tunnel ragten und spinnenartige Schatten auf den Boden war fen. Dahinter war es zu dunkel, um etwas erkennen zu können.
    Rachel folgte Tyler. Sie hatte den linken Arm an den Körper gepresst und stützte sich mit dem rechten ab. Vor dem Eingang wartete ich, bis sich meine Augen allmäh lich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, da Rachel und Tyler das Licht der Taschenlampe mit ihren Körpern verdeckten.
    Dann kroch ich hinein. Irgendetwas krabbelte über meine linke Hand. Kleine Beinchen, die mir einen Schauer über den Rücken jagten. Schnell zog ich die Hand zurück. Es roch nach modriger Erde. Die ersten Meter ging es ziemlich steil bergab. Meine Unterarme und Knie schmerzten, mein gekrümmter Rücken protestierte. Bis auf unseren keuchenden Atem war nichts zu hören.
    Je weiter wir in den Tunnel vordrangen, umso stickiger wurde die Luft. Weiße Punkte tanzten vor meinen Augen. Ich hielt inne und versuchte vergeblich, tief Luft zu holen.
    »Was ist?«, fragte Joshua mit gedämpfter Stimme. Die Erde um uns herum schien jedes Geräusch zu verschlucken.
    »Nichts. Ich krieg nur kaum Luft«, sagte ich.
    Tyler und Rachel blieben ebenfalls stehen. Ich konnte nur ihre Silhouetten erkennen, hörte jedoch, wie das Rascheln ihrer Kleidung und ihre Schritte verstummten. Erdkrümel fielen mir in die Augen. Da ich sowieso kaum etwas sehen konnte, schloss ich sie, tastete mich blindlings voran und versuchte, nicht darauf zu achten, wie mühsam sich mein Brustkorb bei jedem Atemzug hob oder dass meine Ellenbogen und Knie von den winzi gen Steinchen am Tunnelboden bereits wundgescheuert waren.
    Dann stieß ich mit dem Kopf gegen etwas Festes.
    Anscheinend war ich mit Rachel zusammengeprallt. Sie sagte nichts, und im Dunkeln war nur schwer zu erken nen, ob mit ihr alles in Ordnung war. »Rachel?«, flüs terte ich.
    Tyler richtete die Taschenlampe auf sie.
    Sie hatte den Rücken gekrümmt, die Arme um den Kör per geschlungen und rührte sich nicht.
    »Rachel?« Ich berührte ihre Schulter. Sie drehte sich mit schreckgeweiteten Augen zu mir um. Ihre Haut war schweißbedeckt. Sie zitterte und sah aus, als hätte sie eine Panikattacke.
    »Mir ist übel.« Sie schloss die Augen und schluckte. »Und schwindlig.«
    Tyler streichelte ihren Rücken. »Hol tief Luft. Es kommt

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