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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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jemanden angefleht. Das weckte sofort einen starken Beschützerinstinkt in mir, wie ich ihn so bisher nur für Mia oder Bobby empfunden hatte.
    »Wir bleiben nicht lange«, sagte ich und stellte mich direkt vor Karen. Bis jetzt war mir gar nicht aufgefallen, dass wir ungefähr gleich groß waren. Ich hatte angenommen, dass sie viel größer war. Zu meiner Über raschung trat sie beiseite und ließ uns durch, blieb aber im Zimmer.
    Zoe saß mit angezogenen Beinen auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Ob sie tatsächlich etwas sah oder sich in ihren Erinnerungen verloren hatte, war schwer zu sagen. Sie wirkte jedenfalls sehr menschlich. Das ein zige, was noch an einen Weeper erinnerte, waren die kleinen Narben, die fast jeden Zentimeter ihrer Haut bedeckten.
    Karen hatte ihr die Haare geschoren, nachdem sie Läuse darin entdeckt hatte. Außerdem hatte sie Zoe ein weißes Nachthemd übergezogen, das ihr viel zu groß war und ihren schmalen, ausgezehrten Körper förmlich verschluckte. Sie blinzelte einmal.
    Ein Muskel in Joshuas Wange zuckte, und er wischte sich die Augen mit dem Handrücken ab. Er wagte es nicht, sich von seiner Schwester abzuwenden, als könnte sie sich sonst in Luft auflösen.
    Zoe saß so still wie eine Statue da. Immerhin heulte oder biss sie nicht. Momentan sah es sogar so aus, als hätte sie keine Angst mehr vor Joshua. Schließlich verließen wir den Raum, ohne dass er ein Wort zu ihr gesagt hatte.
    »Gehen wir zum Strand«, schlug er vor, sobald wir wieder draußen waren.
    »Wie weit ist das denn?«
    »Nicht allzu weit. Zu Fuß vielleicht eine Viertelstunde. Ich muss hier mal raus.« Er holte drei Pistolen und reichte mir eine. Bis jetzt hatten wir in Santa Barbara noch keine Weepers gesehen – was nicht hieß, dass sie nicht doch irgendwo auf uns lauerten. Wenn es ihm dann besser ging, wäre ich mit Joshua überall hingegangen. Ich bemerkte, dass ein Großteil seiner Anspannung bereits von ihm abgefallen war.
    »Okay«, sagte ich. »Ich sage nur noch Bescheid, dass wir weg sind.«
    Ich entdeckte Tyler im Innenhof und erzählte ihm von unserem Vorhaben. Einfach so abzuhauen, wäre zu gefährlich gewesen.
    Es dauerte zwar länger als eine Viertelstunde, aber der Spaziergang tat uns beiden gut. Endlich mussten wir nicht mehr rennen, waren nicht auf der Flucht. Doch erst als wir unterwegs waren, begriff ich, wie gut mir der Abstand von den Geschehnissen in Safe-haven tat.
    Wir kamen an einer altertümlichen Uhr vorbei, die schon lange stehen geblieben war. Darüber befand sich ein Schild, auf dem in verschnörkelten Buchstaben »Old Town« stand. In der Entfernung säumten Palmen die Straße, die direkt zum Ozean zu führen schien. Der Gehweg war mit gelben, vertrockneten Blättern übersät.
    Schließlich erreichten wir einen Springbrunnen, der mit zwei Metalldelfinen geschmückt war. Dahinter reichte das Stearns Wharf weit ins Wasser hinein. Das Holz der Pier war grün vor Algen, und einige der Bretter wirkten ziemlich verrottet.
    Wir blieben stehen, lehnten uns gegen das Geländer und blickten in die Ferne. Der mit Algen, Müll, Palmblättern und Treibholz übersäte Strand erstreckte sich zu beiden Seiten.
    »Können wir noch weitergehen? Oder ist das zu gefährlich?« Ich musste gegen den Wind anschreien.
    Joshua nahm meine Hand. »Ich glaube nicht. Wir müs sen nur auf die morschen Bretter achtgeben.«
    Wir kamen an einem kleinen Häuschen vorbei, an dem früher die Touristen die Parkgebühren für Stearns Wharf entrichtet hatten. Das Tor zum Parkplatz war umgefallen, und weit und breit waren keine Autos mehr zu sehen. Soweit das Auge reichte, waren wir die einzigen Menschen.
    Zu unserer Rechten befand sich der Yachthafen. Viele der Yachten und kleineren Boote waren ineinander ge kracht, gestrandet oder gekentert. Wir gingen an den alten Souvenirläden und Restaurants vorbei. Hinter den eingeschlagenen Fenstern waren geplünderte Regale, zer brochene Stühle und Tische zu erkennen. Der schmutzige Boden war mit Vogelkot bedeckt.
    Schließlich setzten wir uns neben dem Geländer auf eine Bank. Ich legte meinen Kopf auf Joshuas Schulter, er schlang einen Arm um meine Hüfte. Das Wasser schlug gegen die Holzpfeiler unter uns. Über uns schrien die Möwen.
    »Was jetzt?« Diese Frage spukte schon seit Tagen in meinem Kopf herum. Wir hatten das Heilmittel gestohlen, Dad aber nicht damit retten können. Bobby hatte sich fast vollständig erholt … aber noch war es ungewiss, ob Joshua seine

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