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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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starrten mich nur leere Fenster und Türen an. Vermutlich war es nicht der klügste Zug, direkt nach Tasek hineinzureiten, aber ich wusste nicht, wie ich sonst hätte vorgehen sollen. Unterwegs hatte ich mich immer wieder umgesehen, aber nichts hatte auf die Anwesenheit von Vatwaka oder die Nähe ihres Quartieres schließen lassen. Bis auf ein paar Bauernhöfe in der Ferne, die offensichtlich bewirtschaftet waren, hatte ich überhaupt kein Anzeichen für menschliches Leben entdecken können. Und um die Lage ausgiebig zu sondieren und mir ein vollständiges Bild von der Gegend und ihren Bewohnern zu machen, fehlte mir einfach die Zeit.
    „Pssst, Mädchen“, hörte ich jemanden leise rufen. Das war die Art von Anrede, auf die ich normalerweise nicht reagierte und die mich in dieser Situation eigentlich mit Kampfbereitschaft hätte erfüllen müssen, aber da die Stimme alt und weiblich klang, stufte ich sie instinktiv als ungefährlich ein. Als ich den Kopf in die Richtung drehte, aus der sie gekommen war, sah ich eine hutzlige Frau mit einem weißen, strähnigen Dutt, einem fadenscheinigen Hauskleid und beigen Pantoffeln um die Ecke einer Garage linsen und mich heranwinken.
    Ich hielt Hekate an und betrachtete die Frau. Sie sah definitiv zu harmlos aus. Doch eine Falle? War sie etwa die Gartenzwergmörderin?
    Wahrscheinlich hat sie in der Hand, die ich nicht sehen kann, eine abgesägte Schrotflinte, vermutete ich düster.
    Quatsch, das ist einfach eine nette Oma, die dir ziemlich dringend etwas mitteilen möchte. Vielleicht solltest du dir anhören, was sie zu sagen hat.
    Immer noch ein wenig misstrauisch stieg ich ab, führte Hekate am Zügel mit mir und ging auf die alte Dame zu.
    „Es ist gerade keine sehr gute Zeit für Ausritte“, teilte sie mir in leicht tadelndem Tonfall mit und trat hinter der Ecke hervor. Ihre rechte Hand umklammerte fest den Griff einer abgesägten Schrotflinte. Ich schluckte.
    Aber sie hielt sie weiterhin auf den Boden gerichtet. „Es sind Banden unterwegs“, wisperte sie und riss die Augen auf. „Du solltest dich lieber verstecken.“
    „Banden? Wo?“, fragte ich aufgeregt.
    Das war nicht die Reaktion, die die Frau erwartet hatte. „Komm erst mal mit, Kindchen. Hier draußen ist es mir zu unsicher. Das Pferd kannst du in der Garage abstellen.“
    Am liebsten hätte ich sie gebeutelt, damit sie mit den Antworten rausrückte, die ich so dringlich brauchte, aber ich war seit meiner Kindheit dazu erzogen worden, alten Leuten mit Respekt zu begegnen. In der Apotheke meines Vaters waren sie hochgeschätzte Kunden gewesen und bei der Altenpflege in Themiskyras Klinik hatte ich gelernt, dass man schneller zum Ziel kam, wenn man den Vorstellungen der alten Herrschaften entsprach. Also nahm ich all meine Geduld zusammen, ließ Hekate in der Garage zurück, deren verbogenes Blechtor ich bis auf einen halben Meter herunterzog, und folgte der alten Frau ins Haus. Oder dem, was davon übrig war. Sie führte mich durch einen schmalen dunklen Flur in einen kleinen Wohnraum. Auch hier herrschte Zwielicht, die Holzbretter vor den Fenstern ließen nur an den Seiten dünne Spalten frei, durch die das Tageslicht dringen konnte. Es roch nach alten Büchern und gekochtem Gemüse.
    „Elsa“, stellte sich die alte Dame vor, legte die Flinte auf dem Tisch ab und streckte mir die Hand hin.
    „Ell.“ Ihr Händedruck war fest und kühl vom Metall der Waffe. „Wo sind die Marodeure?“
    „Hoffentlich weit weg“, erwiderte sie resolut und ich unterdrückte ein Augenrollen. „Mit denen ist nicht zu spaßen. Wir hatten vor eineinhalb Jahren schon so eine Bande da, die keinen Stein auf dem anderen gelassen hat. Und jetzt schon wieder.“ Sie seufzte und ließ sich auf einer Eckbank nieder. Etwas widerstrebend setzte ich mich ihr gegenüber auf einen Stuhl. Ich hatte keine Zeit, lange herumzusitzen.
    „Wie viele sind es?“
    „Du fragst Sachen! Vielleicht acht, vielleicht zehn, vielleicht auch zwanzig. Auf jeden Fall sind es zu viele.“
    „Wann sind sie gekommen?“
    „Vor zwei Wochen etwa. Man hat keine Ruhe. Immer wenn man gerade ein bisschen etwas aufgebaut hat, schlagen sie wieder alles kurz und klein. Du bist sehr leichtsinnig, dass du einfach so durch die Gegend galoppierst, weißt du das?“ Diesmal rollte ich wirklich mit den Augen. Vielleicht sollte ich mir diesen Satz auf den Bauch tätowieren lassen. Es schien so etwas wie mein unfreiwilliges Motto geworden zu sein. Doch das, was sie als

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