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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Für Hekate. Ich weiß gar nicht, wie ich ein so kostbares Geschenk von dir annehmen kann … sie ist –“
    „Du kannst sie annehmen“, unterbrach mich Tetra knapp. „Sie gehört dir. Sie steht dir zu. Vergiss das nicht. Egal, wie Atalante gleich reagieren wird oder was sie zu dir sagen wird.“
    Als sie sah, wie blass ich vor Verwirrung und Nervosität wurde, legte sie mir die Hand auf die Schulter und setzte freundlicher hinzu: „Mach dir keine Sorgen. Es wird sich alles finden.“
    Stumm folgte ich ihr zwei Geschosse nach oben. Jetzt waren wir ganz nah an der Glaskuppel, durch die man den rot gefärbten Abendhimmel sehen konnte. Von unten tönten die Rufe und das Gelächter der Frauen herauf, die sich gerade im Speisesaal einfanden. Tetra ging auf eine breite Tür zu und klopfte.
    Wir wurden hereingebeten. Zuerst fiel mir ein großer massiver Schreibtisch mit unglaublich viel Durcheinander darauf ins Auge, der mir klar machte, von wem Polly ihre fehlende Ordnungsliebe geerbt hatte. Auch die vielen Regale quollen fast über mit Büchern und ledergebundenen Ordnern. Doch das machte den sonst so edlen Raum mit seinen verzierten Schwertern und Bögen an den Wänden irgendwie sympathisch. Zur Rechten stand eine Sitzgruppe aus dickem, schwarzem Wildleder, links führte eine grüngepolsterte Tür in einen anderen Raum. Durch ein großes Fenster, das dicke, dunkelgrüne Samtvorhänge an beiden Seiten zierten, konnte man den Hof überblicken.
    Obwohl ich noch nie hier gewesen war, spürte ich, dass etwas nicht stimmte.
    Egal, was passierte, ich darf Hekate behalten, dachte ich unentwegt, der Satz wie ein Anker, an dem ich mich festklammerte. Der Gedanke tröstete mich, auch wenn mir lieber gewesen wäre, Tetra hätte gesagt, ich dürfte Polly behalten.
    Atalante stand vor einer Anrichte und drehte uns halb den Rücken zu. Sie zündete Kerzen in einem fünfarmigen Kandelaber an und an der zitternden Flamme des Streichholzes, das sie dabei benutzte, sah ich, dass ihre Hände bebten. Sie verwendete übermäßig viel Zeit damit, das Zündholz auszuwedeln und den Leuchter in Position zu rücken. Dann endlich wandte sie sich um und blickte uns entgegen. Sie hatte in diesem Augenblick wenig gemein mit der unbeugsamen, selbstbewussten Frau, die mir Polly beschrieben und die ich ein paar Stunden zuvor im Hof beobachtet hatte.
    Ihre geschwungenen dunklen Augenbrauen waren leicht zusammengezogen und schufen eine steile Linie auf ihrer sonst so glatten Stirn. Nur feine Fältchen um ihre Augen und Mundwinkel verrieten ihr wahres Alter. Ihre moosgrünen Augen huschten über mein Gesicht und meine Gestalt, schienen aber nirgendwo Halt zu finden. Der Rest ihres Körpers war wie erstarrt, obwohl sich winzige, nervöse Kopfbewegungen auf die einzelne Adlerfeder übertrugen, die sie an einem kurzen, durch ihr linkes Ohrläppchen gestochenen Kettchen trug.
    Ich verstand überhaupt nicht, was los war, was passiert sein konnte, was sie so verändert hatte, und wurde selbst noch zappeliger.
    „Atalante, das ist das neue Mädchen“, sprach Tetra das Selbstverständliche aus, als klar wurde, dass von der Anführerin keine Begrüßung zu erwarten war.
    „Hallo“, sagte ich und wagte ein zaghaftes Winken, obwohl ich mir bewusst war, dass diese saloppe Begrüßung wohl kaum passend war. Doch es schien Atalante aus ihrer Sprachlosigkeit zu reißen und sie räusperte sich.
    „Herzlich willkommen in Themiskyra“, sagte sie und trat einen Schritt auf mich zu. „Wie ist dein Name?“
    „Ell.“ Ich wunderte mich, dass gerade sie ihn noch nicht wusste, wo Tetra doch offensichtlich sonst allen mitgeteilt hatte, wie ich hieß.
    Mit einer schnellen, ungeduldigen Geste wischte sie meine Antwort beiseite, als sei sie falsch. „Deinen richtigen Namen meine ich.“
    „Aella“, antwortete ich verwirrt. „Aber so nennt mich niemand, alle sagen –“ Ich verstummte, weil Atalante scharf die Luft einzog. Sie schloss die Augen und fasste sich an die Stirn, als hätte sie starke Kopfschmerzen. Tetra eilte zu ihr und legte den Arm um sie. Mir war die ganze Angelegenheit inzwischen richtig unheimlich; ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte, und stand nur hilflos da.
    „Zeig ihr dein Amulett“, drängte die Pfeilsichere mit besorgter Miene.
    Ich beeilte mich, die Kette von meinem Hals zu lösen und hielt sie Atalante hin, die sie zögernd und mit eiskalten Fingern entgegennahm. Sie blickte nach unten und sah den Anhänger an, strich sanft

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