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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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vielmehr die Privatsphäre, die ich dort gehabt hatte – wenn man bei einem Kubus mit zwei offenen Seiten von so etwas sprechen kann. Ich wollte mich nicht rechtfertigen müssen, wenn ich schlechter Laune war, weil ich bei meiner Suche nach Louis nicht weiterkam. Ich wollte mich auch nicht aufmuntern lassen. Und genauso wenig wollte ich, dass mir jemand über die Schulter sah und mitleidige Kommentare abgab, wenn ich die Sektoren auf meinem inzwischen ziemlich zerfledderten Stadtplan abhakte.
     
    Eines Abends kehrte ich komplett durchgefroren und voller Schnee von einem meiner Streifzüge zurück und wurde prompt von Chiara angepampt, dass ich den Boden unseres Zimmers vollgetropft hätte.
    „Ich bin nun mal nass, was soll ich machen?“, gab ich unwillig zurück.
    „Trockne dich erst am Feuer und mach meinetwegen dort alles dreckig, wie es diese Barbaren auch tun.“
    Grummelnd folgte ich ihren Anweisungen und fand den Teekessel über den Flammen zu meinem Missvergnügen leer vor. Ich war stets die, die Kaffee und Tee kochte, den auch alle gern tranken, aber niemand hielt es für nötig, mir auch mal was aufzuheben.
    Chiara hat recht. Barbaren, dachte ich grimmig. Sogar Ces verrohte zusehends, seit er hier wohnte. Anscheinend hatte er es nicht mehr nötig, sich an irgendwelche Kodizes zu halten, nachdem er mir einmal das Leben gerettet hatte. Aufgabe erfüllt, abgehakt und prost. Pah.
    Will brachte das Fass zum Überlaufen, indem er den Fehler beging, sich zu mir zu stellen, mir den Nacken zu kraulen und mitfühlend zu fragen: „Na, keinen Erfolg gehabt?“
    Ich duckte mich unter seiner Hand weg und schnauzte ihn an: „Tu doch nicht so, als täte dir das leid, du … Barbar!“ Damit rannte ich wieder ins Schneegestöber hinaus, in den Stall und die schmale Holztreppe hinauf ins Dachgeschoss. Der niedrige Raum, in dem das Stroh gelagert wurde, war zwar kühl, aber ich war ungestört und vom Fenster aus hatte man einen vergleichsweise schönen Blick in die Natur, da dort keine Industriebauten standen, sondern die alten S-Bahngleise durchs Dickicht führten. Zumindest tagsüber; im Moment sah ich nur Dunkelheit jenseits der Scheibe.
    Ich setzte mich aufs Fensterbrett und legte die Stirn ans Glas.
    Ich baue mir ein Baumhaus da drüben und das tropfe ich voll, wie es mir passt, und dann schütte ich topfweise Kaffee in mich rein, den mir keiner wegtrinken kann, und dann …
    Das Knarzen der Treppe unterbrach mich in meinen düsteren Gedanken.
    „Geh bloß weg“, sagte ich genervt.
    „Ich hab’s doch nicht böse gemeint!“ Will knuffte mich sanft. Ich sah ihn nicht an. Ich wusste, dass er lächelte und ich hatte keine Lust auf seine permanente gute Laune. „Was ist denn los?“
    „Ich will einfach nur weg aus dieser verdammten Fabrikhalle“, stieß ich aus. Er schwieg, aber ich konnte förmlich fühlen, wie sein Grinsen verschwand. Die Scheibe beschlug unter meinem wütenden Atem, als ich fortfuhr: „Und ich will warmen Kaffee und meine eigenen vier Wände und Sommer und generell.“
    „Ell –“ Er wusste genauso gut wie ich, dass das alles nur vorgeschobene Gründe waren. Ich war einfach zutiefst frustriert, aber dass ich Louis nicht fand, konnte ich meinen Mitstreitern nicht vorwerfen, überzogenen Perfektionismus und den Diebstahl von Heißgetränken hingegen schon. Im Augenblick jedoch war ich nicht bereit, das zuzugeben, und schon gar nicht wollte ich es aus Wills Mund hören, deshalb unterbrach ich ihn: „Ich weiß, geht nicht anders, muss dankbar sein, bald kommt der Frühling, alles ist gut, bla. Mir ist trotzdem kalt und nie ist etwas Warmes zu trinken da.“ Ich glitt vom Fensterbrett und stapfte wieder zur Treppe zurück, ohne Will eines Blickes zu würdigen. „Und seine Ruhe hat man auch nie. Ich mache jetzt Kaffee“, verkündete ich drohend.
    Als ich dem Wasser beim Kochen zusah, hatte ich mich schon wieder einigermaßen beruhigt, und die Freude, die der volle Kaffeekessel beim Rest der Mannschaft auslöste, versöhnte mich fast. Ich wusste, dass ich in einem einsamen Baumhaus ohne Gesellschaft maximal eine Woche überstehen würde, bevor ich wahnsinnig werden würde.
    Will verlor kein Wort über meine Gereiztheit, aber er wirkte in der nächsten Zeit etwas unkonzentriert. Weniger sorglos. Weniger interessiert. Während mein Verstand das als positiven Fortschritt ansah, zerrte es unsinnigerweise doch ein bisschen an meinem Herzen.
     
    Eine Woche später kam Will am frühen Abend in

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