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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ja, Sir.«
    » Ist das deine Klasse?«
    Was sonst, Mr. Gossett? Ein Lehrer, sechzehn Schüler? » Ja, Sir.«
    » Ihr sollt zu Richter Gantry ins Richterzimmer kommen. Aber schnell. Er ist ein viel beschäftigter Mann.«
    Theo verschlug es die Sprache. Fragend deutete er auf sich selbst.
    » Die ganze Klasse«, fuhr Mr. Gossett fort. » Aber beeilt euch.«
    Das Richterzimmer war ein Büro, das hinter dem Richtertisch an den Sitzungssaal angrenzte. Es war jedoch nicht Richter Gantrys eigentliches Büro– das befand sich ein paar Türen weiter auf demselben Gang. Eine verwirrende Sache, die Theo gerade zu erklären versuchte, als Mr. Gossett die Tür zu einem langen, holzvertäfelten Raum öffnete, an dessen Wänden historische Porträts alter bärtiger Richter hingen. Richter Gantry, der die schwarze Robe abgelegt hatte, erhob sich hinter seinem Schreibtisch und trat vor, um die Jungen zu begrüßen.
    » Hallo, Theo«, sagte er, was Theo ein wenig peinlich war. Die anderen Schüler schwiegen ehrfürchtig.
    » Und Sie müssen Mr. Mount sein.« Die beiden Männer schüttelten sich die Hand.
    » Genau. Und das ist die achte Klasse, die ich in Sozialkunde unterrichte.«
    Da es nicht ausreichend Sitzplätze für alle gab, unterhielt sich Richter Gantry mit den Jungen im Stehen. » Schön, dass ihr gekommen seid. Ich finde es wichtig, dass unsere Schüler das Rechtssystem in Aktion sehen. Was meint ihr bis jetzt?«
    Keiner der sechzehn brachte ein Wort heraus. Was hätten sie auch sagen sollen?
    Mr. Mount kam ihnen zu Hilfe. » Sie finden den Prozess faszinierend. Wir haben gerade beim Mittagessen unsere Eindrücke ausgetauscht, uns über die Geschworenen unterhalten und darüber geredet, wer den Angeklagten für schuldig hält und wer nicht.«
    » Da frage ich lieber nicht. Aber die Juristen hier verstehen ihr Handwerk, meint ihr nicht?«
    Alle sechzehn nickten.
    » Stimmt es, dass Theo Boone Rechtsberatung leistet?«
    Ein paar nervöse Lacher. Theo war zugleich verlegen und stolz. » Ja, aber ich verlange nichts dafür«, sagte er. Noch ein paar Lacher.
    » Noch Fragen zur Verhandlung?«, erkundigte sich Richter Gantry.
    » Ja, Sir.« Das war Brandon. » Im Fernsehen tauchen immer wieder Zeugen aus dem Nichts auf, die den gesamten Verlauf der Verhandlung verändern. Muss man hier auch mit so was rechnen? Sonst steht die Anklage nämlich auf ziemlich wackligen Beinen.«
    » Gute Frage, Junge. Die Antwort ist Nein. Unsere Prozessordnung erlaubt keine Überraschungszeugen. Das wird im Fernsehen völlig falsch dargestellt. Im richtigen Leben muss jede Seite vor Verhandlungsbeginn eine Liste aller potenziellen Zeugen vorlegen.«
    » Wer ist der erste Zeuge?«, erkundigte sich Jarvis.
    » Die Schwester des Opfers, die Dame, die die Tote gefunden hat. Danach kommen die Beamten der Mordkommission. Wie lange könnt ihr heute bleiben?«
    » Wir müssen um halb vier wieder in der Schule sein«, erklärte Mr. Mount.
    » In Ordnung. Ich mache um drei eine Pause, dann könnt ihr gehen. Wie sind die Plätze oben auf der Galerie?«
    » Super. Vielen Dank.«
    » Ihr sitzt jetzt unten. Es sind etwas weniger Zuschauer geworden. Und nochmals vielen Dank für euer Interesse an unserem Rechtssystem. Das ist für eine funktionierende Demokratie sehr wichtig.« Damit waren sie entlassen.
    Die Schüler bedankten sich, und Mr. Mount schüttelte dem Richter erneut die Hand.
    Mr. Gossett führte sie aus dem Richterzimmer zurück in den Sitzungssaal, diesmal durch den Hauptgang und in die zweite Reihe hinter dem Tisch der Anklage. Vor ihnen saßen die beiden jungen Männer, die als Söhne von Mrs. Duffy vorgestellt worden waren. Die Staatsanwälte waren nur wenige Schritte von ihnen entfernt. Auf der anderen Seite des Ganges hatte Omar Cheepe hinter Pete Duffy Platz genommen. Seine schwarzen Augen wanderten aufmerksam durch den Sitzungssaal, als rechnete er damit, jederzeit auf jemanden schießen zu müssen. Wieder sah er Theo direkt an.
    Sie waren von den billigen Plätzen zu Logenplätzen aufgestiegen und konnten ihr Glück kaum fassen.
    Direkt neben Theo, so dicht, dass sich ihre Ellbogen berührten, saß Chase, der verrückte Professor.
    » Hast du deine Beziehungen spielen lassen, Theo?«, flüsterte er.
    » Nein, ich verstehe mich einfach ziemlich gut mit Richter Gantry.«
    » Cool.«
    Punkt 13.00 Uhr erhob sich der Gerichtsdiener am Richtertisch. » Die Sitzung wird fortgesetzt. Bitte behalten Sie Platz.«
    Richter Gantry erschien in seiner

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