Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
angeschaut, Thomas. Henry Kowalski ist auf sehr vielen Bildern zu sehen. Er kennt St. Agatha, er kennt Erzbischof Per Claudius, er kannte Pastor Centini. Ich behaupte, er wusste von Beginn an von den vier Säulen der Erde. Er wusste von den spiritistischen Sitzungen deiner Mutter und er war im Bunde mit der Gruppe von Harbourn. Kowalski ist ein Fadenzieher, Thomas. Er spielt ein schmutziges Spiel!“
„Du fantasierst. Henry war überdreht, das gebe ich zu. Ich glaube ihm trotzdem.“
„Damals erzählte uns deine Mutter nichts. Wir erfuhren alles von Kowalski und ich weiß, dass sie ihn auch mit bei ihren Sitzungen gehabt hatte. Erst viel später, zwei Jahre vor ihrem Tod, erzählte sie uns davon. Du hast Kowalski darüber informiert, dass Chrissie hier ist. Ich bin mir sicher, Kowalski wusste es schon, bevor du es gewusst hattest, dass sie hier her kommen wird und ich bin mir sicher, er hat Claudius längst schon informiert.“
Wieder war es für einige Augenblicke still. Chrissie und Klara sahen sich einander an. Klaras Augen tränten.
„Hier, die Dornier, die Beatrice geflogen hatte“, unterbrach Mathilde die Stille. „Dein Bruder Bernhard mit einer attraktiven, schwangeren Frau. Kennst du sie?“
„Natürlich!“
„Chrissies Mutter. Und hier wieder Henry Kowalski, und wir beide. Pater Adriano Centini mit seiner Schwester Lucia. Kowalski und Lucia waren ein Paar. Lucia jedoch zog das Leben in St. Agatha vor. Das hat Kowalski nie richtig verkraftet. Äbtissin Katharina ist von meinem Vater und von Lucia über alles informiert worden. Sie war damals noch eine einfache Schwester. Sie wird das Kind niemals verraten und wenn Kowalski wirklich Recht hat, dann ist St. Agatha der einzig richtige Platz, den es für das Kind auf dieser Erde geben kann.“
„St. Agatha“, sagte Thomas mit gebrochener Stimme. „Lucias Tod war kein Unfall! Das Pferdegeschirr ist manipuliert worden. Ich habe es bemerkt, nachdem ich es von der Polizei zurückerhalten habe.“
„Mord?“ Nun war es Mathilde, die beinah zu laut wurde. „Und du hast mir nichts davon gesagt?“
„Niemand außer mir weiß es“, erwiderte Thomas.
„Wer sollte so etwas tun?“ Mathilde schien fassungslos zu sein.
„Ich habe keine Antwort darauf. Dein Vater und Lucia waren sehr eng befreundet. Es muss etwas damit zu tun haben.“
„Mein Vater“, stammelte sie. „Als ich sein Tagebuch gelesen hatte, konnte ich nicht verstehen, was er schrieb. Ich habe die letzten Wochen nur damit verbracht, alles zu studieren. Nun meine ich zu verstehen, was er geschrieben hatte. Claudius war sehr eng mit ihm vertraut und hat ihm sehr viel vom Vatikan erzählt. Mein Vater hat es in seinem Tagebuch verschlüsselt. Es sind Botschaften, Thomas.“
„Wir dürfen Chrissie nicht nach St. Agatha bringen. Wir müssen einen anderen Ort finden. Dass es hier zu gefährlich ist, sehe ich ja ein.“
„Gott sei Dank, dass du wenigstens das einsiehst“, erwiderte sie. „Lange dürfen wir nicht warten. Jeden Tag kann es passieren, dass sie hier auftauchen. Ich sehe es vor mir, Thomas. Ich sehe Gefahr und ich sehe unsere Existenz gefährdet. Niemand – niemand auf dieser Welt wird von uns noch Pferde kaufen, wenn wir in den Medien mit einem Antichristen in Verbindung gebracht werden. Wir müssen handeln, Thomas. Und zwar schnell!“
„Ich liebe das Leben auf unserem Hof“, sagte er. „Ich liebe unsere Tochter und ich liebe auch dich.“ Er stockte, als wolle er sich einen Moment lang besinnen, um die richtigen Worte zu finden. „Bis zum heutigen Tage habe ich alles verdrängt“, sprach er dann weiter. „Die Geschäfte standen für mich im Vordergrund, die Vergangenheit interessierte mich nicht. Mama –“, wieder stockte er „war besessen. Ich war sechzehn, als ich etwas sehr Schreckliches beobachtet habe. Pa und Bernhard waren mit der Kutsche unterwegs, Karl und ich befanden uns im Stall, als wir einen furchtbaren Schrei hörten.“
Chrissies Puls pochte, Klara musste sich die Tränen aus dem Gesicht wischen.
Unheimlich, ging es Chrissie durch den Kopf. Pa und Mom, sie haben schon immer etwas gewusst...
„Wir gingen in das Haus“, sprach Thomas weiter, „und hörten meine Mutter jammern und flehen. Es war taghell, Mathilde. Als wird die Haustür hinter uns zuschlugen, war es schlagartig stockdunkel. Es roch eigenartig. Modrig, irgendwie nach faulen Eiern. Wir konnten kaum atmen. Karl wollte das Licht anknipsen – es ging nicht. Der Strom war weg. Ich
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