Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
das Kind in Empfang nehmen wollen“, sagte Henriece langsam. „Sie töten und morden, sie schrecken vor nichts zurück. Sie wissen nichts und haben Angst. Angst, die sie unberechenbar macht. Auch der Vatikan ist unter ihnen.“
Thomas atmete tief und fest durch. „Lassen Sie das“, forderte er ihn auf. „Unterlassen Sie das, mich so anzusehen.“
„Vor was haben Sie Angst?“, ignorierte er ihn. „Ich sehe Furcht in Ihren Augen. Was macht Ihnen so viel Angst?“
Thomas Ziesel schwieg. Nur das Ticken der Schwarzwalduhr erfüllte den Raum. Judys Blick schweifte zwischen Henriece und Thomas hin und her. Mit einer Leichtigkeit hielt Henriece den Gutsherrn in seinem Bann.
„Sie haben Angst vor Theodor“, sprach Henriece ihn nach geraumer Zeit an. „Sie haben Angst vor der Zukunft. Sie haben Angst vor etwas, das Sie nicht einschätzen können. Sie verdrängen es und sie ignorieren es.“
„Was – ist – das – Richtige?“, fragte Thomas langsam. Jedes Wort das er sprach, fiel ihm unendlich schwer.
Henriece beugte sich nach vorn, so dass er seinen Atem spüren konnte. „Theodor wird niemals seine Macht aufgeben“, flüsterte er ihm zu, sodass Judy ihn nicht verstehen konnte.
Thomas verstand nicht genau, was er damit meinte.
„Ich bin ihm begegnet“, kam es kaum hörbar über Henrieces Lippen. „Ich bin dem Wesen begegnet, das so viel Macht besitzt, dass es Gott spielen kann.“
„Theodor“, stammelte Thomas. „Wie – sieht – er – aus?“
„Groß, schwarzer Umhang, schwarzer Vollbart, langes schwarzes Haar, breite Schultern“, zählte er die Merkmale auf. Der Gesichtsausdruck von Thomas wirkte versteinert.
„Sie kennen ihn“, stellte Henriece fest. „Sie sind ihm ebenfalls begegnet.“
„Ja“, hauchte Thomas nur noch. „Er – war – es.“
Judy hielt ihren Atem an, um besser lauschen zu können. Henrieces Worte waren zu leise, die von Thomas zu undeutlich.
„Wann?“, fragte Henriece nur.
„Vor vierzig Jahren“, stammelte Thomas, dem die ersten Schweißtropfen ins Gesicht rannen.
Blitzschnell packte Henriece ihn am Handgelenk. „Wo?“
„Hier“, kam es kaum hörbar zurück. Augenblicklich ließ Henriece von ihm ab und lehnte sich zurück.
„Ich schätze Sie auf Mitte fünfzig“, sagte er. „Sie waren damals –“
„Sechzehn“, kam ihm Thomas zuvor. „Schauen Sie mich nie wieder so an. Ich verbitte mir das!“
„Das war 1927“, murmelte Henriece. Die Bemerkung ignorierte er einfach. „Erzählen Sie“, forderte er ihn auf.
„Sie sind wirklich erst um die zwanzig?“, fragte Thomas, anstatt auf die Forderung einzugehen. „Wie ist das möglich?“
„Lebensenergie“, antwortete Henriece. „Theodor nahm mir Lebensenergie. Nächtelang habe ich gegen ihn gekämpft. Ein Kampf, der nicht zu gewinnen ist. – Aber bitte, bleiben wir bei Ihnen. Ihre Begegnung mit Theodor kann ein wichtiges Puzzlestück sein.“
„Denken Sie wirklich, dass sich hier selbiges wie in Harbourn ereignen kann?“, wich Thomas ein weiteres Male aus.
„Theodor fand im Jahre 1505 in Harbourn seinen letzten Tod.“ Henriece wirkte sehr nachdenklich. „Sein damaliges Haus blieb bis heute erhalten. Schriftstücke von ihm blieben erhalten. Damals, 1505, wurde er wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er hatte eine Tochter und einen Sohn. Der Sohn konnte fliehen.“ Seine Stimme klang dumpf und tonlos, als würde sie aus einer tiefen Gruft nach oben getragen werden. Für einen Moment lang schloss er seine Augen. Christoph Larsens Aufschriebe hatten ihm sehr viel Aufschluss über den Tod seines damaligen Vaters gegeben. Er ahnte, dass der Pferdehof zu einer Zeit, in welcher Theodor gelebt hatte, genauso bedeutend war, wie das kleine Haus in Harbourn. Er vermutete, dass es auf dem Hof etwas von Theodor gab, das noch aus jener Zeit stammte. Nur wann, zu welcher Zeit und was es war oder sein könnte, darin sah Henriece die Aufgabe, es herauszufinden. „Die Menschen von Harbourn wurden beherrscht von jenem, der Chrissie vergewaltigt hat“, fuhr er fort. „Er hatte es verstanden, jegliche Energien, die er durch Theodor schöpfen konnte, in Macht umzusetzen. Systematisch beherrschte er das Dorf, brachte jene um, die sich ihm widersetzten. Harry Bansly war das Produkt, das Theodor sich geformt hatte. Seine Geburt galt nur seinem Ziel. Ein ganzes Dorf lebte jahrelang in Angst. Theodor hatte die Fäden in der Hand, hat sie immer noch in der Hand. Er führte jene Menschen nach
Weitere Kostenlose Bücher