Theopolis - Heimat meines Herzens
hatte ihre Bedenken zerstreut. Er wolle mit ihr zusammen sein, hatte er charmant behauptet, und sie hatte ihm geglaubt.
Joanna war entzückt gewesen, als er sich nach der Rückkehr nach London bei ihr gemeldet hatte. Sie hatte nämlich fast befürchtet, es wäre für ihn nur ein Ferienflirt gewesen und sie sei zu unerfahren, um einen Mann wie ihn zu fesseln. Dass er bislang nicht einmal versucht hatte, sie zu küssen, hatte sie an seinen Gefühlen zweifeln lassen, doch darauf angesprochen, hatte Richard ihr versichert, er habe dafür zu viel Respekt für sie als Frau.
Ein bitteres Lächeln umspielte Joannas Lippen. Trotz der Sonnenhitze fröstelte sie plötzlich. Respekt! Sie bezweifelte, dass Richard überhaupt die Bedeutung dieses Wortes kannte. Er hatte sie benutzt, das war alles.
Unwillig verdrängte sie die düsteren Erinnerungen und kehrte ins Zimmer zurück. Da sie auch im heiteren Ambiente ihres Wohnraums keine Ablenkung fand, ging sie nach unten.
Sie durchquerte gerade die Halle, als sie von der Terrasse her Stimmen hörte. Demetri, Olivia und vermutlich auch Spiro Stavros nahmen vermutlich den Lunch im Freien ein. Unwillkürlich beneidete Joanna sie um die Freiheit, sich völlig ungezwungen zu geben. Da sie sich in ihrer Muttersprache unterhielten, konnte sie sie nicht verstehen, wollte aber nicht des Lauschens verdächtigt werden und beschleunigte daher ihre Schritte.
“Mrs. Manning!”
Demetris Stimme ließ sie an der Tür zum Vorhof der Villa innehalten. Obwohl sie am liebsten so getan hätte, als hätte sie ihn nicht gehört, verlangte die Höflichkeit, dass sie wartete.
“Joanna … Wohin wollen Sie? Wo ist mein Vater?”
Zögernd wandte sie sich zu ihm um, und obwohl ihre Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt waren – nicht zuletzt mit der Erinnerung daran, wie Richard sie getäuscht hatte –, war sie sich sofort Demetris verwirrender Nähe bewusst. “Ich wollte einen Spaziergang machen”, behauptete sie spontan. “Es ist so ein schöner Tag.”
“Und viel zu heiß, um ohne Schutz draußen herumzulaufen”, erwiderte er trocken. Er hob die Hand, als wollte er prüfen, ob sie sich mit Sonnenmilch eingerieben hatte, doch dann schob er sie rasch in die Hosentasche. “Sie tragen nicht einmal einen Hut.”
“Ich will nicht weit weg.” Zu spät erkannte sie, dass sie ihr Vorhaben nicht richtig durchdacht hatte. Sie war das Klima in England gewohnt, wo im September stets eine kühle Brise wehte.
“Sie gehen allein aus?”, fragte er. “Mein Vater begleitet Sie nicht?”
“Nein. Ich finde, er sollte heute ein wenig faulenzen. Er bittet Sie wegen seiner Trägheit um Entschuldigung. Das Treffen mit Ihnen muss leider ausfallen.”
Demetri runzelte die Stirn. “Demnach haben Sie ihn gesehen?”
Joanna errötete leicht. “Natürlich.”
“Natürlich”, wiederholte er verächtlich. “Wie hatte ich nur daran zweifeln können? Er scheint Ihnen voll und ganz zu vertrauen.”
“Nun ja …” Sie wollte ihn nicht in dem Glauben lassen, sein Vater und sie hätten eine intime Beziehung, zumal sie in ernster Sorge war, dass Constantine nicht so auf die Behandlung ansprach, wie er eigentlich sollte. “Er ist nur erschöpft und braucht Ruhe.”
Demetri betrachtete sie sekundenlang schweigend, und sie beschlich das Gefühl, dass er sie durchschaute. Hoffentlich. Im Moment war sie einer weiteren Auseinandersetzung nicht gewachsen.
“Sie haben keinen Arzt gerufen?”
Joanna seufzte. “Nein. Er will keinen Arzt. Außerdem hat er seine Medikamente.” Sie verschränkte die Arme vor der Brust. “Das sollte reichen.”
“Haben Sie diese Entscheidung getroffen?”
Einmal mehr wünschte sie, Constantine hätte sie nicht in diese Lage gebracht. “Nein, das war er. Sie kennen doch Ihren Vater. Er nimmt von niemandem einen Rat an.”
“Das stimmt.” Zu ihrer Erleichterung schien er mit der Erklärung zufrieden. “Und nun langweilen Sie sich.”
Sie zuckte die Schultern. “Nein”, entgegnete sie nicht ganz wahrheitsgemäß. “Ich dachte nur, es wäre nett, ein bisschen aus dem Haus zu gehen.”
“Es ist drückend heiß. Darf ich vorschlagen, dass Sie Ihren Tatendrang bis zum Nachmittag auf die Villa beschränken?”
“Ist das ein Befehl?”
Er presste die Lippen zusammen. “Es ist der Rat von jemandem, der das Klima etwas besser kennt als Sie. Ich möchte nicht, dass Sie einen Sonnenstich erleiden. Wäre mein Vater hier, würde er das Gleiche sagen. Ich bin sicher, er würde
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