Theopolis - Heimat meines Herzens
Tag beten wir, Papa. Und zu deiner Beruhigung: Kastro International ist in guten Händen – egal, was Nikolas Poros behauptet.”
“Davon bin ich überzeugt.” Sein Vater lächelte. “Ich habe uneingeschränktes Vertrauen zu dir. Du würdest nie etwas tun, das mich oder deine Schwestern enttäuschen könnte.”
“Das freut mich zu hören.”
“Hattest du daran gezweifelt?”
“Nun ja …” Er konnte unmöglich erklären, dass es ihm schwerfiel, noch irgendetwas zu glauben, seit Joanna Manning aufgetaucht war.
“Ich weiß, es war nicht immer leicht für dich, Demetri”, fuhr Constantine fort. “Es wäre anders, wenn du einen Bruder – oder mehrere – hättest, mit denen du die Last teilen könntest.” Er seufzte. “Leider war deine Mutter zu schwach, und Alexandras Geburt war einfach zu viel für sie.”
Demetri hatte plötzlich das unbehagliche Gefühl, sein Vater wolle ihn auf den Tag vorbereiten, an dem er nicht mehr da wäre, um seinem Sohn beim Tragen dieser Bürde zu helfen. “Ich wollte dir lediglich versichern …”
Hinter ihm wurde die Tür geöffnet, doch herein kam nicht, wie er erwartet hatte, Philip mit den Getränken, sondern Joanna. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Wangen waren gerötet – ob vor Ärger oder Sorge vermochte er nicht zu sagen. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, bevor sie sich dem Bett näherte und Constantines Hand nahm.
“Was ist, Constantine?” Ihre Stimme bebte. “Darf Demetri überhaupt hier sein?”
“Was wollen Sie damit andeuten, Mrs. Manning?”, rief Demetri empört und vergaß dabei völlig, dass er am Vormittag darauf gedrungen hatte, sich mit den Vornamen anzureden. “Ich würde nichts tun, was die Gesundheit meines Vaters gefährden könnte.”
“Siopi, ruhig, ruhig.” Constantine schüttelte den Kopf. “Joanna, Liebes, du brauchst mich nicht so vehement zu verteidigen. Und du”, fügte er an seinen Sohn gewandt hinzu, “musst Joanna entschuldigen, mi ghios. Sie hat nur mein Bestes im Sinn.”
“Das haben wir alle, Papa.” Er straffte die Schultern. “Möchtest du, dass ich gehe?”
“Nein, nein.” Der Kranke schaute die Frau an, die sich neben ihn auf die Bettkante gesetzt hatte. “Joanna, ich wünsche mir, dass du und Demetri Freunde seid und keine Feinde. Bitte … mir zuliebe.”
Demetri schwieg, als Joanna sich zu ihm umdrehte. Auch sie schien ihre Abneigung vor dem alten Mann zu verbergen. “Demetri und ich sind keine Feinde, Constantine”, erklärte sie und drückte behutsam seine Finger.
Demetri bemerkte, dass ihre Arme schon leicht gerötet waren. Offenbar hatte sie zumindest einen Teil des Nachmittags auf dem Balkon verbracht.
“Das freut mich.” Constantine wurde zusehends schwächer.
“Ich denke, wir sollten uns zurückziehen”, meinte Demetri.
Erneut blickte Joanna ihn kühl an. “Ja, tun Sie das. Ihr Vater braucht Ruhe.”
“Sie sind nicht seine Krankenschwester”, erwiderte er nur mühsam beherrscht. “Doch wir beide sollten ihn jetzt Philips Obhut überlassen.”
Sie zögerte. Vermutlich war sie hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen herauszufinden, worüber er und sein Vater gesprochen hatten, und der Erkenntnis, dass er ausnahmsweise Recht haben könnte. “Möchtest du das, Constantine?”
“Es ist wohl besser so, agapi mou”, antwortete er. “Würdest du dich um Joanna kümmern, falls ich morgen immer noch nicht wieder fit sein sollte?”, fügte er in Richtung seines Sohnes hinzu.
“Das ist nicht nötig”, protestierte sie sofort.
Angesichts der hoffnungsvollen Miene seines Vaters brachte Demetri es nicht über sich, die Bitte abzulehnen. “Natürlich, Papa.” Er neigte den Kopf. “Es wird mir ein Vergnügen sein.”
Am nächsten Morgen teilte Philip Joanna mit, dass sein Arbeitgeber am Abend noch ein wenig Suppe zu sich genommen habe. Da der Patient eine verhältnismäßig gute Nacht verbracht hatte, legten sich allmählich ihre Ängste. Schließlich hätten seine Ärzte einer Rückkehr nach Theopolis kaum zugestimmt, wenn die Reise zu riskant für ihn gewesen wäre.
Joanna hingegen hatte nicht gut geschlafen. Obwohl Demetri ihr gegenüber während des Dinners und danach geradezu übertrieben höflich gewesen war, hatte sie deutlich gespürt, dass er über die Bitte seines Vaters genauso wenig begeistert war wie sie.
Mitunter hatte sie einen Blick aufgefangen, der verriet, dass er mehr als nur bloße Abneigung für sie empfand. Hasste er sie? Hasste er die
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