Theopolis - Heimat meines Herzens
konservativ bist.”
“Du meinst altmodisch? Zugegeben, ich habe bestimmte Erwartungen an meine Kinder. Olivia hat sich gegen meinen ausdrücklichen Wunsch von dem Mann scheiden lassen, den ich für sie ausgesucht hatte. Du siehst selbst, wie leer ihr Leben geworden ist. Ich möchte nicht, dass Alex etwas Ähnliches widerfährt.”
“Und Demetri?” Joanna biss sich auf die Zunge. Warum hatte sie das gefragt, nachdem sie sich so bemüht hatte, jeden Gedanken an ihn zu verdrängen?
“Demetri?”, wiederholte sein Vater stirnrunzelnd. “Hat er dir gegenüber eine Freundin erwähnt?”
“Nein. Ich habe mich nur gefragt …”, … welche Pläne du mit ihm hast, ergänzte sie im Stillen. Die Vorstellung, Demetri könnte eine Frau heiraten, die sein Vater für ihn ausgewählt hatte, behagte ihr sonderbarerweise absolut nicht.
“Mein Sohn kennt seine Pflichten. Er weiß, was ich von ihm erwarte, und wird mich nicht enttäuschen.”
Indem er sich mit der Frau einlässt, von der er glaubt, sie würde mit seinem Vater schlafen, dachte sie und rang sich ein Lächeln ab. “Ich bin sicher, du hast Recht”, behauptete sie. “Was wollen wir heute Vormittag unternehmen?”
Am Ende unternahm Joanna fast nichts.
Constantine bestand darauf, zuerst die Post durchzusehen, bevor er ihr unten im Patio Gesellschaft leistete. Eine halbe Stunde später schickte er Philip mit der Bitte, sie möge sich noch eine Weile gedulden. Es gebe dringende geschäftliche Angelegenheiten zu regeln, teilte der Diener ihr kühl mit.
Die Ankunft von Nikolas Poros kurz darauf bedeutete das endgültige Aus für alle Hoffnungen, mit Constantine den Vormittag zu verbringen.
Seufzend ging Joanna nach oben, zog einen Badeanzug an und schlang sich einen Sarong um die Hüften. Mit einer Zeitschrift unter dem Arm kehrte sie auf die Terrasse zurück und machte es sich auf einer der gepolsterten Liegen neben dem Pool bequem.
Sie hatte sich vielleicht eine Viertelstunde gesonnt, als sie hinter sich Schritte hörte. Olivia, dachte sie deprimiert. Wie hatte sie nur so naiv sein können, sich einzubilden, Constantines Tochter würde eine solche Chance ungenutzt verstreichen lassen? Sie war daher angenehm überrascht, als eine Männerstimme ertönte.
“Ich würde Ihnen empfehlen, Sonnenöl aufzutragen, Mrs. Manning. Es wäre ein Jammer, solch zarte Haut zu verbrennen.”
Spiro. Demetris persönlicher Assistent stand neben der Liege. Heiterkeit und leichte Sorge spiegelten sich auf seinen Zügen wider.
“Ich habe mich eingecremt, bevor ich meine Suite verlassen habe, Mr. Stavros.” Sie beschattete ihre Augen, um zu ihm aufzublicken. “Trotzdem vielen Dank für den Rat.”
“Gern geschehen.” Er lächelte. “Bitte nennen Sie mich Spiro.”
“Und ich bin Joanna. Ich bin es nicht gewohnt, mit Mrs. Manning angeredet zu werden.”
“Warum nicht?” Er ließ sich auf der benachbarten Liege nieder. “Ist das nicht Ihr Name?”
“Wenn Sie wissen wollen, ob ich verheiratet war oder nicht, dann lautet die Antwort, ‘ja, das ist mein Name’. Die meisten Leute nennen mich allerdings Joanna.”
Er zuckte die Schultern. “Ich war lediglich neugierig.”
“Waren Sie neugierig oder Demetri?” Ihr war klar, dass Spiro sie vermutlich ebenso wenig hier haben wollte wie sein Arbeitgeber. “Hat er Sie gebeten, mit mir zu reden?”
“Demetri ist nach Athen geflogen.”
“Um seine Schwester heimzuholen, ich weiß. Warum haben Sie ihn nicht begleitet?”
“Wir sind keine siamesischen Zwillinge”, erwiderte Spiro trocken. “Ich bin sein Assistent, nicht sein Leibwächter.”
“Sein Leibwächter?” Ihr stockte nun der Atem. “Braucht er denn einen?”
Er sah sie prüfend an, bevor er sich dem Pool zuwandte. “Manchmal vielleicht … Heute ist ein schöner Tag, nicht wahr?”
“Ja.” Joanna erinnerte sich an das, was Constantine kurz nach ihrer Ankunft über Sicherheit bemerkt hatte.
Sie hatte ganz vergessen, wie gefährlich die Welt sein konnte, und die Männer in Constantines Umgebung als selbstverständlich hingenommen. Er hatte sie stets als Pfleger oder Chauffeure abgetan, aber nun erkannte sie, wie einfältig es gewesen war, sie nicht als Bodyguards zu identifizieren. Die Kastros waren eine überaus reiche Familie und mussten unweigerlich Feinde haben. Demetri musste Feinde haben! Gütiger Himmel, warum hatte sie nicht früher daran gedacht?
Sie richtete sich auf. Die Vorstellung, dass Demetri einen Leibwächter brauchte, hatte ihr
Weitere Kostenlose Bücher