Theopolis - Heimat meines Herzens
erstarren. Demetris Sinne hingegen wurden sofort vom Duft ihres Haars und ihrer samtweichen Haut erregt.
Der Zauber war indes nicht von Dauer. Nachdem sie ihre Verblüffung überwunden hatte, begann sie, sich heftig zu wehren. Sie war stärker, als er gedacht hatte, und er musste einige Kraft aufwenden, um sie festzuhalten.
“Schon gut, schon gut”, besänftigte er sie heiser. “Ich will dir nicht wehtun. Ich möchte lediglich mit dir reden.”
Ihre Reaktion überraschte ihn. Statt den ungleichen Kampf aufzugeben, verdoppelte sie ihre Anstrengungen, sich zu befreien, und bevor er sie beruhigen konnte, spürte er einen scharfen Schmerz in der Hand. Khristo, sie hatte ihn gebissen!
Ohne einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen zu verschwenden, ließ er sie los. Ungläubig betrachtete er seine blutende Handfläche, auf der sich deutlich der Abdruck von Joannas Zähnen abzeichnete. Sie ist verrückt, dachte er benommen. Und er war verrückt, wenn er sich einbildete, sie würde ihm zuhören.
Wenigstens schrie sie nicht.
Obwohl sie ans andere Ende des Zimmers geflohen war, machte sie keinerlei Anstalten, Hilfe zu rufen. Täuschte er sich, oder entdeckte er so etwas wie Reue in ihrem Blick?
Demetri wusste, dass er sich spätestens jetzt zurückziehen sollte. Es hatte keinen Zweck, an ihre Vernunft zu appellieren. Eine Frage musste er jedoch stellen. “Warum hast du das getan?” Als er die Hand hob, fiel ein Blutstropfen zu Boden.
“Du würdest es nicht verstehen”, wisperte sie.
“Versuch, es mir zu erklären.”
Nervös befeuchtete sie ihre Lippen. “Du solltest ein Pflaster auf die Wunde kleben.”
“Warum? Droht mir etwa auch noch eine Blutvergiftung?”
Nach kurzem Zögern meinte sie. “Komm mit ins Bad. Dort ist Verbandszeug.”
Er traute seinen Ohren kaum. “Du willst die Verletzung jetzt versorgen?”
Joanna mied seinen Blick. “Das Bad ist dort drüben.” Sie ging an ihm vorbei, durchquerte das Schlafzimmer und verschwand im Bad. Dort rumorte sie eine Weile herum und steckte dann den Kopf durch die Tür. “Kommst du? Zuerst solltest du die Wunde auswaschen.”
Wie in Trance folgte er der Aufforderung und hielt die Hand unter den Wasserhahn. Als er fertig war, bedeutete sie ihm, sich auf den Wannenrand zu setzen. Behutsam tupfte sie die verletzte Stelle trocken.
“Es könnte jetzt ein wenig brennen.” Sie sprühte ein antiseptisches Mittel auf den Biss.
Demetri bemühte sich, ihr verführerisches Dekolleté zu ignorieren, als sie sich zu ihm vorbeugte. “Heraus mit der Sprache, warum hast du es getan?”
Sie seufzte. “Sagen wir einfach, ich mag es nicht, wenn jemand – insbesondere ein Mann – mich zu etwas zwingen will.”
“Hast du das von mir gedacht?”, protestierte er erschrocken. “Um Himmels willen, Joanna, es war mir ernst. Ich würde dich nie verletzen.” Er umfasste ihr Kinn, so dass sie ihn ansehen musste. “Du glaubst mir doch, oder?”
Sie schluckte trocken. “Du verstehst das nicht.”
“Stimmt. Warum klärst du mich nicht auf?”
Joanna senkte erneut den Kopf und konzentrierte sich auf die Wunde. Nachdem sie die überschüssige Tinktur entfernt hatte, klebte sie ein Pflaster über den Biss. Als er schon meinte, sie würde sich in Schweigen hüllen, richtete sie sich auf und blickte ihn an.
“Mein Exmann wollte mich überreden, Sex mit einem anderen Mann zu haben”, wisperte sie kaum hörbar. “Ist es gut so?”, fügte sie mit veränderter Stimme hinzu und wollte das Verbandszeug gleich aufräumen.
Demetri hielt sie zurück. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung leistete sie keinen Widerstand. “Dein Exmann?”, wiederholte er verwirrt. “Joanna …”
“Er war schwul”, erklärte sie leise. “Seine Eltern hatten keine Ahnung davon, sie wären sonst vor Scham gestorben. Sie waren ziemlich alt und stockkonservativ. Richard war ihr einziges Kind. Für sie war er vollkommen.”
Er zog sie näher. “Wusstest du es?”
“Vor der Hochzeit nicht.”
“Aber …”
“Ich war naiv. Wie ich schon erwähnte, ich bin bei einer alten Tante aufgewachsen. Richard wusste das und hat es zu seinem Vorteil ausgenutzt.”
“Trotzdem …” Kopfschüttelnd blickte er in ihre traurigen blauen Augen. Er konnte es einfach nicht fassen. Erwartete sie tatsächlich, dass er ihr die Geschichte abnahm?
“Glaubst du mir nicht?”
“Das habe ich nicht gesagt”, begann er vorsichtig, aber sie ließ ihn nicht ausreden.
“Das war auch nicht nötig.” Sie
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