Therapielexikon der Kleintierpraxis
Auflösen evtl. vorhandener Kristalle erfolgt die Infusion mit 1 g/kg/10 min (zerebrales Ödem) oder 1 g/kg/20 min (übrige Fälle). Kommt in erstgenanntem Fall die Diurese nicht mehr in Gang, ist eine Wiederholung der Therapie kontraindiziert (erhöhtes Risiko zellulärer Dehydratation).
Es wird generell davon abgeraten, die Applikation bei einer Plasmaosmolalität von > 320 mosm/l zu wiederholen.
Lösungen für eine parenterale Ernährung
Lipidhaltige Lösungen: Fettemulsionen, die als Energielieferanten parenteral verabreicht werden können.
Im Allgemeinen werden sie zusammen mit Aminosäurelösungen und evtl. Glukose im Rahmen einer parenteralen Ernährung infundiert (
Ernährung (parenterale
)).
Die Kosten dieser Präparate limitieren ihren Einsatz in der Praxis auf Infusionen von nur wenigen Tagen, um einen kritischen Punkt zu überwinden.
• Aminosäurelösungen : Es gilt das für lipidhaltige Lösungen Gesagte.
Kolloidale Lösungen
• Hydroxyethylstärke (HAES-Präparate, div. H. M.).
• Gelatine (= Abbauprodukte der Gelatine): z. B. Gelafundin 4 %, Haemaccel.
Kolloidale Lösungen werden zum Auffüllen des Gefäßvolumens eingesetzt, um den Blutdruck (hypovolämischer Schock) und den onkotischen Druck des Plasmas zu erhöhen (passives Ödem, nephrotisches Syndrom:
nephrotisches Syndrom
).
Dextrane werden auch als „Antithrombosemittel“ bezeichnet. Diese Wirkung ist tatsächlich vorwiegend vorbeugender Art und hängt mit einer Verbesserung der nach einem vaskulären Schock gestörten Mikrozirkulationen zusammen.
Das weder über- noch unterzubewertende Risiko von Überempfindlichkeitsreaktionen erfordert eine enge Überwachung des infundierten Tieres. Die Infusion ist bei Ödembildung im Gesicht oder an den Extremitäten und/oder bei Juckreiz sofort zu verlangsamen oder anzuhalten.
Alkalisierende Lösungen
Indiziert bei akuter metabolischer Azidose, da sie die Ausgleichsmechanismen unterstützen.
Allerdings beeinflussen sie die Ursache für das Ungleichgewicht nicht, die, wenn möglich, gleichzeitig behandelt werden sollte.
Natriumbikarbonat:
• Isotonische Lösung mit 1,4 %: 1 g Natriumbikarbonat = 12 mmol HCO − 3 .
• Natriumhydrogencarbonat-Ampulle (NaHCO 3 ) (50 ml = 44 mmol HCO 3 − und 44 mmol Na + ).
Das Bikarbonat kann mit den anderen Lösungen gemischt werden, v. a. mit Kaliumchlorid, Ausnahme sind kalziumhaltige Lösungen (Präzipitate).
Korrektur erst ab einem Plasmabikarbonatwert von < 15 mmol/l.
Die zu injizierende Menge errechnet sich nach folgender Formel (benötigte Menge über 6 h):
mEq HCO3 = Körpergewicht (kg) × 0,4 × (12 – HCO 3 -Konzentration des Tiers) × 0,5
Falls HCO − 3 − -Wert des Tiers unbekannt:
mEq HCO3 = Körpergewicht (kg) × 2
Zum Verabreichungsrhythmus gibt es zahlreiche Studien.
Im Allgemeinen schlägt man vor:
•Tag 1: ¼ der vorher ermittelten Dosis.
•Tag 2 am Morgen: ¼ der vorher ermittelten Dosis.
•Tag 3 am Abend: den Plasma-HCO 3 -Wert kontrollieren und (falls erforderlich) ¼ der errechneten Dosis geben.
•Tag 4 am Morgen: s. o. und (falls nötig) das letzte Viertel injizieren.
Die wichtigsten möglichen Zwischenfälle sind:
•Entwicklung einer Tetanie während der Infusion (durch Abnahme des ionisierten Blutkalziumanteils). In diesem Fall muss die Bikarbonatzufuhr unterbrochen und Kalziumchlorid oder -glukonat in einer Dosis von 0,5 ml/kg i. v. gegeben werden.
•Hypokaliämie.
Ansäuernde Lösungen (Lösungen auf der Basis von Argininhydrochlorid)
Indikationen für die Anwendung:
•Korrektur einer metabolischen Alkalose (in der Praxis relativ selten).
•Therapie der Hepatoenzephalopathie (Reduktion des Serumammoniaks, aber geringe klinische Wirkung).
Lösungen mit Kalium
Die Überwachung des Serumkaliums ist in zahlreichen Fällen erforderlich, v. a. bei Niereninsuffizienz oder allgemeiner bei metabolischer Azidose ( Tab. 1.83 ).
Tab. 1.83 Substitutionsmenge von Kalium
Serumkaliumgehalt
K + -Menge (mmol), die 250 ml Infusionslösung zugesetzt werden
≤2
20
2,1 – 2,5
15
2,6 – 3,0
10
3,1 – 3,5
7
Die Korrektur erfolgt empirisch auf Grundlage von:
• Kaliumchlorid: Amp. zu 20 oder 50 ml mit 2 mmol K + /ml.
• Kaliumphosphat: Lösung mit 4,4 mmol K + /ml.
•Max. Infusionsgeschwindigkeit: 0,5 mmol/kg/h.
Lösungen mit Kalzium
Zur Korrektur tetanischer Zustände, v. a. in der postpartalen Phase.
Wenig wirksam für eine reelle Korrektur einer Osteofibrose (kurzer analgetischer Effekt?)
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