Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Botenvogel nach Ursann schicken. Wenn Falkann hier war, waren die anderen der Sieben wohl auch dabei. Im Schlosshof hielt Hyldor seinen schweißtriefenden Hengst abrupt an, sprang eilig ab und ließ sein Pferd heftig atmend zurück.
Hyldor rannte durch den hohen Schnee zum Tor, das ihm zwei der Wachen rasch öffneten. Ungehalten stürmte er durch das Schloss, wobei er überall Pfützen aus geschmolzenem Schnee hinterließ.
»Wo sind mein Vater und mein Bruder?«, brüllte er einen der Wachmänner gereizt an.
Der Mann verbeugte sich rasch. »Wo Euer Vater sich aufhält, ist mir nicht bekannt, aber Euer Bruder ist, soweit ich weiß, mit seinen Freunden in der Bibliothek.«
Hyldor stapfte weiter, riss die Tür zur Bibliothek auf und betrachtete mit zusammengezogenen Augenbrauen seinen Bruder und dessen Freunde. Als sein Blick auf Ariac fiel, hielt er erfreut inne. König Scurr würde begeistert sein zu hören, dass dieser Steppenkrieger hier war. Die junge hübsche Frau an seiner Seite musste Rijana sein. Scurr hatte bereits erwähnt, wie schön sie war. Selbst Hyldor, den Frauen nur am Rande interessierten, musste zugeben, dass sie sehr anziehend war. Wenn ich diesen Ariac erst ausgeliefert habe, werde ich mir die Kleine ein wenig vornehmen, dachte er.
Doch dann riss er sich zusammen. »Falkann, was tust du hier?«, fragte er kalt.
Falkann erhob sich gelassen. »Es freut mich auch, dich zu sehen, Bruder.«
Gereizt zog Hyldor die Stirn in Falten. »Du hast dich von
König Greedeon abgewandt, soweit ich weiß. Wieso bringst du uns mit deinem Erscheinen in Schwierigkeiten?«
Falkann betrachtete seinen Bruder kopfschüttelnd. Hyldor war noch arroganter und selbstgefälliger geworden. Sein derbes Gesicht besaß schon jetzt verbitterte Züge. »Ich bin dein Bruder. Ich dachte, ich könnte Catharga um Hilfe bitten.«
Verächtlich schnaubend wandte sich Hyldor ab. »Heute Abend in Vaters Arbeitszimmer.« Damit verließ er ohne ein weiteres Wort den Raum.
Broderick blickte ihm verständnislos hinterher. »Na, das ist ja mal ein Sonnenschein.«
Falkann winkte ab. »Hyldor hat mich noch nie gemocht, obwohl ich ihm niemals etwas getan habe. Ich hoffe, ich kann Vater trotz allem überreden.«
Mit wutverzerrtem Gesicht lief Hyldor in den nördlichen Turm, in dem die Tauben, Falken und sonstigen Vögel, die er für Botenflüge benutzte, untergebracht waren. Schnell griff er sich eine hässliche Krähe mit bösen, gelblichen Augen und hängte ihr eine Nachricht an den Fuß.
»Na los, flieg zu deinem Meister«, flüsterte er finster.
Am Abend redete Falkann erneut auf seinen Vater und auch auf Hyldor ein, der zwar immer noch ein böses Gesicht machte, aber zu Falkanns Überraschung nicht gleich jede Unterstützung ablehnte.
»Bis der Schnee geschmolzen ist, wird ohnehin niemand angreifen«, schloss Hyldor. »Wir sollten sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«
Die Worte seines Bruders machten Falkann misstrauisch, aber König Hylonn wirkte zufrieden. Er legte seinen beiden Söhnen die Hände auf die Schultern.
»Ihr werdet euch sicher einig. Schließlich sind wir eine Familie.«
Hyldor verzog gequält das Gesicht. Er hätte Falkann und seine Freunde zu gern sofort vor die Tür gesetzt, aber er musste auf König Scurrs Befehl warten.
Nach der Unterredung ging Falkann in die Bibliothek, wo die anderen bereits gespannt warteten.
»Eines kann ich euch gleich sagen, ich traue Hyldor nicht.« Falkann hatte ausführlich berichtet und lehnte sich nun müde in den großen Sessel. »Er würde mir niemals freiwillig Unterstützung gewähren. Ich muss meinen Vater überzeugen, dass er wieder das Zepter in die Hand nimmt.«
Saliah sprach ihm gut zu. »Das schaffst du sicherlich, und wenn wir jetzt die Krieger meines Vaters, die Piraten und vielleicht noch einige Krieger aus Camasann haben, dann sieht es doch gar nicht so schlecht aus.«
Tovion, der schon seit einigen Tagen ziemlich bedrückt wirkte, seufzte: »Ich habe keine Ahnung, was auf Camasann passiert.«
»Ist der Falke noch immer nicht zurück?«, fragte Rudrinn besorgt.
Bedrückt schüttelte Tovion den Kopf und biss sich auf die Lippe. Er machte sich furchtbare Sorgen um Nelja und auch um Brogan.
In dem Versuch, ihn zu trösten, nahm Rijana seine Hand. »Bei diesen schweren Schneestürmen können die Vögel nicht fliegen. Brogan und Nelja geht es sicher gut.«
»Das hoffe ich.« Tovion wollte nichts lieber glauben.
Finster und stürmisch war die
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