Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
jedoch sofort nach. Ariac sah ein, dass er ohne Waffe keine Chance hatte, und drängte sich langsam zur Tür. Dabei griff er sich ein Stuhlbein und wehrte damit, so gut es ging, Worrans wilden Schläge ab. Nur bald war auch das Stuhlbein Kleinholz. Ariac warf ein Regal um, bückte sich blitzschnell und zerrte die Überreste des Holztisches mit sich. Dann stürmte er aus der Tür und verschloss sie von draußen. Sofort warf sich Worran von innen dagegen, aber Ariac gelang es, die Tür zu blockieren, indem er das dicke Tischbein dagegenstemmte und es verkeilte. Da das nicht lange halten würde, sah Ariac sich nach etwas anderem um. Hinter ihm an der Wand fielen ihm zwei lange Lanzen auf, die nur zur Zierde angebracht waren. Während immer wieder Schläge die Tür erschütterten und man Worrans Geschrei selbst durch die dicke Eichenholztüre hören konnte, verkeilte Ariac die langen Lanzen und rannte zurück in sein Zimmer. Eilig rüttelte er Tovion, Rudrinn und Broderick aus dem Schlaf und schrie ihnen zu, dass sie auf der Stelle verschwinden müssten und ihre Waffen holen sollten. Die drei waren zwar verwirrt, aber sie taten, wie Ariac ihnen befohlen hatte. Angezogen und bewaffnet folgten sie ihm zu den Zimmern der Mädchen, die erschrocken aus den Betten sprangen.
»Was ist denn los?«, fragte Rijana und zog sich, so schnell sie konnte, hinter ihrem Umkleidevorhang an.
»Wir müssen zu Falkann, ich habe jetzt keine Zeit«, keuchte Ariac.
Rijana kam angezogen hervor. »Du blutest ja, was ist denn passiert?«
Ariac winkte ab und zog Rijana an der Hand hinter sich her. Auch die anderen konnten sich keinen Reim auf das Ganze machen. Sie stürmten zu den königlichen Gemächern, wo Falkann sogar noch wach am Feuer saß. Als seine Freunde hereinplatzten, sprang er überrascht auf.
»Falkann, wir müssen hier weg«, stieß Ariac hervor. »Worran war bei deinem Bruder. Sie machen gemeinsame Sache. Ich habe deinen Bruder niedergeschlagen und Worran eingesperrt, aber ich weiß nicht, wie lang die Tür hält.«
Alle starrten Ariac verwirrt an.
»Jetzt beruhige dich erst mal«, begann Tovion, aber Ariac schüttelte den Kopf.
»Los, ihr müsst hier weg. Ich weiß nicht, ob nicht noch mehr von Scurrs Leuten in der Nähe sind. Und ich -«, sein Gesicht verzerrte sich hasserfüllt, »ich muss Worran töten.«
Rijana nahm ihn erschrocken am Arm. »Nein, du musst mit uns kommen.«
Bevor er antworten konnte, sagte Falkann ungläubig: »Hyldor soll mit Ursann gemeinsame Sache machen? Dann hätte König Greedeon Recht gehabt.«
Ariac blickte Falkann eindringlich an. »Ich weiß nicht, was mit deinem Vater ist, aber dein Bruder hat sehr vertraut mit Worran geredet. Bitte, du musst mir glauben. Es tut mir leid, dass ich Hyldor niederschlagen musste, aber …«
Falkann unterbrach ihn. Er wusste nicht, ob er Ariac wirklich glauben sollte und vor allem wollte. Aber dann besann er sich. Er schuldete Ariac noch etwas.
»Gut, wir reden mit meinem Vater.«
Ariac nickte erleichtert. »Aber ich muss sehen, ob Worran noch eingesperrt ist.«
»Ariac, nicht!«, rief Rijana ängstlich, aber Rudrinn sagte rasch beruhigend: »Komm, Tovion, wir gehen mit ihm.«
Der stimmte sofort zu. Ariac gab Rijana noch einen Kuss. »Wir treffen uns bei den Stallungen, falls wir fliehen müssen«,
rief Falkann und eilte mit den Mädchen und Broderick zum Gemach seines Vaters.
Die anderen drei rannten durch das dunkle Schloss. Schon von weitem konnten sie die dumpfen Schläge hören, die gegen die Tür donnerten. Ariacs Gesicht wurde hart und hasserfüllt. Er zog sein Schwert und wollte schon die Tür öffnen, aber Rudrinn und Tovion hielten ihn zurück.
»Warte, du kannst ihn nicht hier töten«, sagte Rudrinn.
»Warum nicht?«, knurrte Ariac. »Dieser verfluchter Bastard, ich warte schon lang darauf, ihn in Stücke zu hacken.«
Aber die beiden hielten ihn eisern fest.
»Du hast doch gesagt, dass Falkanns Bruder ebenfalls in dem Raum ist. Dann müsstest du auch ihn umbringen.«
»Na und?«
Tovion schüttelte Ariac an den Schultern. »Ich weiß, dass du Worran töten willst, und mit Sicherheit hat er es auch verdient. Aber wenn du jetzt Falkanns Bruder umbringst, dann wird uns sein Vater nicht mehr helfen.«
Ariac wollte sich losreißen, doch Tovion packte ihn fest am Arm und sah ihn eindringlich an. »Du bringst uns alle in Gefahr, auch Rijana und Saliah.«
Das ließ Ariac innehalten. Er warf einen Blick auf die bebende Tür. Sein Todfeind
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