Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
wir uns bei den Klippen treffen.«
»Sollen wir nicht lieber helfen?«, fragte Rijana.
»Wir warten«, bestimmte Broderick, während die beiden anderen rasch auf den Wald zugaloppierten.
»Ich habe Angst«, flüsterte Rijana, und Broderick nahm sie seufzend in den Arm. Auch er machte sich Sorgen.
Ariac wusste, dass er es nur Nawárr zu verdanken hatte, dass er noch lebte. Der wendige und kluge Hengst wich den Blutroten Schatten so geschickt aus, dass er selbst aus der ausweglosesten Situation entkommen konnte. Auf einer kleinen Waldlichtung brachte er so viel Abstand zwischen sich und fünf Soldaten, dass er schließlich verschwinden konnte. Aber Ariac war verwirrt. Falkann hatte ihm ein furchtbares Geständnis gemacht und gleichzeitig sein Leben geopfert. In Ariacs Kopf drehte sich noch immer alles. Als er plötzlich auf Brogan traf, der wie aus dem Nichts erschien, konnte er nicht einmal sagen, dass Falkann höchstwahrscheinlich tot war.
»Ariac, bist du verletzt?«, fragte der Zauberer erschrocken, als er Ariacs verstörtes Gesicht sah.
Aber Ariac schüttelte nur stumm den Kopf, bevor er auf seinem Pferd zusammensackte.
Der ältere Mann mit den halblangen braunen Haaren und dem leicht ergrauten Bart runzelte die Stirn, hatte jetzt jedoch keine Zeit, um sich weitere Gedanken zu machen. »Reite zu den Klippen, dort warten Broderick und Rijana.«
Ariac reagierte jedoch nicht und blickte seltsam starr vor sich hin.
»Hast du mich gehört?«, fragte Brogan ungeduldig.
Nach einer Weile nickte Ariac mechanisch, wendete den Hengst und ritt in die beschriebene Richtung. Brogan, der auf einem großen weißen Hengst saß, schüttelte den Kopf und ritt dann rasch weiter.
Als Ariac sich der Küste näherte, lief ihm Rijana erleichtert entgegen.
»Ist etwas passiert?«, fragte sie erschrocken, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
Wenige Augenblicke später kam Broderick näher und blickte sich nervös um. »Los, wir müssen uns verstecken.« Dann wunderte er sich ebenfalls über Ariacs starre Miene. »Bist du verletzt?« Doch er konnte keine Wunde entdecken.
Ariac schüttelte den Kopf, stieg vom Pferd und folgte seinen Freunden wie in Trance zu den Klippen, wo die anderen Pferde standen.
»Was ist denn los?«, fragte Rijana, als Ariac noch immer nichts sagte und nur stumm vor sich hin starrte.
Er reagierte nicht, dann sagte er plötzlich wie zu sich selbst und unzusammenhängend: »Er ist einfach auf die Soldaten zugerannt … Ich wollte das nicht … Ich wollte ihn nicht allein lassen … Nawárr hat ihn nicht an sich rangelassen … Ich weiß nicht …« Dann ließ er sich auf den Boden fallen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Rijana blickte Broderick fragend an, aber der verstand es auch nicht.
Sie legte Ariac einen Arm um die Schultern. »Was ist denn? Und wo ist Falkann?«
Ariac stieß ein heiseres Schluchzen aus. »Er hat Nawárr mit dem Schwert geschlagen und ist einfach allein auf die Soldaten zugestürmt, damit ich flüchten konnte.«
Rijana hielt die Luft an, Broderick riss ungläubig die Augen auf.
»Wo ist er?«, fragte Rijana mit zitternder Stimme.
Ganz langsam hob Ariac den Kopf und blickte sie tieftraurig an. »Ich wollte ihm helfen, das müsst ihr mir glauben, ich wollte das nicht, egal, was er getan hat.«
Noch immer konnte Broderick den Sinn seiner Worte gar nicht richtig erfassen. »Ist er … ist er … tot?«
Ariac nickte und ließ den Kopf wieder auf die Knie sinken. Fassungslos setzte sich Broderick auf den Boden. Er konnte gar nicht begreifen, was er da hörte. Auch Rijana wollte es nicht wahrhaben. Sie schüttelte unablässig den Kopf. Erst nach einer Weile füllten sich ihre Augen mit Tränen.
»Bist du sicher?«
Ariac nickte bedrückt. Als Rijana ihn weinend umarmte, klammerte er sich selbst an ihr fest.
Nach einer Weile hörten die beiden, wie Broderick aufstand.
»Ich muss ihn suchen«, sagte er, seine Unterlippe zitterte.
»Ich wollte ihn wirklich nicht allein lassen«, wiederholte Ariac verzweifelt.
Mit einem stummen Nicken packte Broderick ihn an der Schulter. Dann verschwand er mit gesenktem Kopf zwischen den Felsen. Rijana schluchzte noch immer. Sie konnte und wollte einfach nicht akzeptieren, dass Falkann nicht mehr leben sollte.
Nach einer Weile kamen Tovion und Nelja, die erleichtert darüber berichten wollten, dass Scurrs Soldaten versprengt worden waren. Doch schnell bemerkten sie, wie verzweifelt Rijana und Ariac waren. Als die beiden die
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