Thors Valhall
Bett. Als er sich drehte, fühlte er sich ganz abgeschlagen. Zum Glück hatte er keine Kopfschmerzen, auch wenn ein eigenartiger Druck seinen Schädel beherrschte. Doch den kannte er inzwischen. Nach dem ersten Drink des Tages würde er verschwinden.
Blinzelnd riskierte er einen Blick durch den Raum. Die Sonne schien auf’s Bett, am Fenster stand Thor, mit nacktem Oberkörper und Zigarette im Mund. Dabei waren seine Hände in den Nacken gelegt. Er war dabei, sein langes Haar zu flechten. Ein wunderbarer Anblick, wie Dylan fand. Ohne Weiteres hätte er dem Sänger von Wooden Dark noch länger zugesehen, wäre da nicht dieses abscheuliche Geräusch gewesen, das einen Hauch von Ekel mit sich brachte.
Aus dem Bad erklang lautes Erbrechen. Es musste von Erik herrühren, wer sonst teilte noch diese Suite?
Dylans Augen schlossen sich wieder. Die Erinnerungen kamen zurück. Hatten sie es tatsächlich getan? Wie konnten sie die Beherrschung derart verlieren? Alle drei?
„Perk? Kaffee?“
Mühselig richtete er sich auf. „Gern.“ Das heiße Getränk, welches Thor ihm reichte, brachte sofortigen Lebensgeist in seinen Körper.
„Wie fühlst du dich?“
Dylan überlegte. Sollte er ehrlich sein? Dreckig und verdorben kam er sich vor. Was sie getan hatten, war irgendwie anrüchig gewesen, und doch … aufregend, bizarr.
„Es geht …“, flüsterte er. Je wacher er wurde, desto stärker wurden seine Beschwerden. Sein Rücken schmerzte, seine Genitalien brannten, als wäre er wund.
Wahrscheinlich war er das auch. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er sich auf Eriks schlanken Körper gelegt hatte, wie er gedankenlos von ihm Besitz ergriffen hatte – was würde Tony dazu sagen, würde er es erfahren? – Abwechselnd mit Thor hatte er Erik für seine Gelüste nahezu missbraucht. Und der ließ es zu, eher abwesend als gegenwärtig.
Genau konnte er sich daran erinnern, wie Thor schließlich nach Eriks schlanken Beinen gegriffen und sie mit den schwarzen Stiefeln gekleidet hatte …
„… hoch und eng geschnürt “, hatte Thor dazu gesagt, „… so liebt er es am meisten …“
Danach reichten ein paar kräftige Stöße, um Erik zur Ekstase zu treiben.
Dieser Anblick hatte Dylan so erregt, dass er noch einmal in Erik eingedrungen war, obwohl dieser wie leblos auf dem Bauch gelegen und nichts mehr zu registrieren schien.
Umso erschrockener war Dylan gewesen, als er Thor hinter sich gespürt hatte, Thor, der ihn zuerst fest auf Eriks Körper gedrückt und danach seinen Penis tief in ihm versenkt hatte …
„Haben wir das echt getan, mein Gott?“ Dylan fuhr sich über das Gesicht. Ein Sandwich , ein rücksichtloser Dreier … und er genau in der Mitte gefangen, genagelt. Dylan hatte sich einmal geschworen, dass er Derartiges nie erleben wollte …
„Ihr wolltet es doch so, und deinem Geschrei nach, hatte es dir gefallen.“ Thor lachte.
Er hatte recht. Sie hatten es übertrieben. Und wer triumphierte nun darüber? Natürlich wieder Thor Fahlstrøm. Wie hätte es auch anders sein sollen?
„Was ist mit Erik?“
„Der kotzt …“
Thor stellte seinen Kaffeebecher ab. „Wir sollten uns beeilen … Wir sind schon längst überfällig.“
Wie erwartet war der Aufruhr im Studio nach ihrem Eintreffen enorm.
„Klasse! Es ist gleich 12 Uhr! Super, dass ihr euch noch bequemen konntet herzukommen!“
Tony geriet sofort in Fahrt, als er Dylan und Thor erblickte. Auch die anderen Musiker Angus, Clifford, Fynn und Ron, sowie Phil, der Produzent, sahen nicht gerade begeistert aus.
„Und wo ist Erik?“, fragte Tony sofort, als er die Abwesenheit des Bassisten bemerkte.
„Dem geht es nicht so gut“, berichtete Dylan. Er setzte sich. Ihm selbst war auch nicht wohl im Magen, was vielmehr an den Ereignissen der letzten Nacht lag, als an anderen Dingen. Er mochte Tony kaum ansehen. Reue stellte sich ein, ein schlechtes Gewissen.
„Wieso, was ist mit ihm?“
„Ihm ist schlecht …“
„Wieso?“
Keiner antwortete.
„Okay, ich fahre zu ihm“, beschloss Tony kurzerhand.
„Nein!“, fuhr es sofort aus Dylan heraus.
„Wieso nicht?“
„Lass ihn“, meldete sich Thor zu Wort. „Er wird es noch früh genug erfahren.“
Tonys Mund öffnete sich, doch er brachte keinen weiteren Satz hervor. Stattdessen stürmte er aus dem Studio und knallte die Tür hinter sich zu.
„Großartig“, fluchte Dylan. Verzweifelt schloss er die Augen. „Er wird mich dafür hassen.“
Sein Herz klopfte hoch bis zum
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