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Thors Valhall

Thors Valhall

Titel: Thors Valhall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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anrief, hat Henrik geschlafen, betrunken – so hat er es jedenfalls der Polizei erzählt. Er wurde erst durch unser Geschrei und den Schuss geweckt.“ Er erinnerte sich zurück, dabei kniff er die Stirn nachdenklich zusammen. „Ich war lange in der Stadt unterwegs gewesen, mein Großvater besaß zu jener Zeit eine Kneipe im Ortskern. Dort hatte mich Magnus angerufen.“ Er lächelte. „Damals, Ende der 90er hatte man es noch nicht so mit Handys.“
    Den Blick in das Zimmer gerichtet fuhr er fort. „Ich war auch nicht mehr nüchtern, aber klar bei Verstand. Ich stieg ins Auto und fuhr los. Als ich hier ankam, öffnete Magnus die Tür, sagte kein Wort und setzte sich auf’s Sofa. Den Revolver hatte er in der Hand, mir war klar, dass er nicht scherzte.“ Erregt drückte Thor auf dem Schlüssel herum. „Der Fernseher lief“, erzählte er. „Irgendeine blöde Talkshow.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht mehr, was ich zu ihm sagte, doch er war von seinem Vorhaben überzeugt, nicht zu stoppen, nicht umzustimmen.“
    Thor presste die Lippen fest aufeinander, sah kurz zu Boden, dann direkt in Dylans blasses Gesicht. „Dann drückte er ab, genau vor meinen Augen.“
    Eine beklemmende Stille folgte. „Er machte es genau vor meinen Augen!“, wiederholte Thor, diesmal lauter. „Überall klebte Blut und Hirnmasse, auch an mir, sein Schädel war zerfetzt, Knochensplitter lagen herum. Sein Gesicht …“ Thor holte tief Luft, konnte kaum weitersprechen. „Sein hübsches Gesicht …“
    Er sah zur Seite und schwieg einen kurzen Moment, bis er sich wieder Dylan zuwandte und erklärte: „Und Henrik, der hatte nichts Besseres zu tun, als mich anzuschwärzen!“
    Man vernahm deutlich den Zorn in diesen Worten, eine Wut, die sich auch nach mehr als 10 Jahren nicht gelegt hatte. „Ich habe ihn sofort rausgeschmissen“, schilderte Thor weiter, „Aus dem Haus und aus der Band.“ Ein schadenfrohes Lachen folgte. „Unser Bassist ist freiwillig gegangen. – Aber dafür kam dann ja Erik.“
    Mit diesen Worten beendete Thor seine Erzählung. Ein letztes Mal sah er in den Raum, bevor er die Tür schloss, und den Schlüssel wieder in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
    Dylan hatte die ganze Zeit nur regungslos da gestanden. Ihm fehlten die Worte, das Grauen dieser Geschichte hatte ihn vollkommen überwältigt. Es war nicht einfach, sich in das augenblickliche Geschehen zurück zu besinnen.
    Was Thor berichtet hatte, klang wie ein Schauermärchen, und beängstigend war der Gedanke, dass alles vielleicht wirklich so passiert war. Vielleicht oder tatsächlich?
    Als Thor das Gewehr griff, sich noch einmal prüfend umsah und dann den Rückzug anstrebte, konnte sich Dylan endlich dazu äußern.
    „Wieso habt ihr das Zimmer so belassen?“, fragte er. „Wenn alles so schrecklich war, wieso lässt du das Zimmer bestehen?“ Er dachte an die nächtlichen Ruhestörer. „Solange es existiert, werden doch ständig Leute kommen, die es sehen wollen.“
    „Klar“, antwortete Thor. „Aber es ist Magnus’ Zimmer, und das wird es auch bleiben. Er wollte sterben, und er wollte genau hier sterben … Und das respektiere ich.“
    Thor sah auf die geschlossene Tür, als würde sie sich plötzlich wie von Geisterhand öffnen wollen.
    „Es ist seine persönliche Ruhestätte … Ich sehe jedes Jahr zur gleichen Zeit hinein, und wer weiß? Vielleicht schließe ich eines Tages die Tür auf, und er sitzt auf dem Sofa, als wäre nichts geschehen?“
    Thor lachte sein dunkles, spitzes Lachen, aber seine Augen spiegelten keine Freude wider, sondern bestenfalls eine große Verzweiflung. Es war ein Blick, den Dylan zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte, und den er auf eine ganz besondere Art fürchtete.
    „Wir sollten lieber wieder rüber gehen“, sagte Dylan, und er war froh, als der Blick in Thors Augen verschwand, er still nickte, und sie Eriks Haus verließen.

    Am nächsten Morgen erwachte Dylan erst, als die Frühlingssonne ins Zimmer schien. Thor lag nicht mehr neben ihm, und er war froh, länger geschlafen zu haben.
    Den Schrecken der Nacht spürte er allerdings noch immer in den Knochen.
    Aber als er angezogen ins Erdgeschoss kam, und dort Thor am Küchentisch sitzen sah, kamen ihm auch wieder schöne Erinnerungen in den Sinn, und er sah einige Dinge klarer.
    Dass Thor abgereist war, konnte er inzwischen verstehen. Er wollte Magnus gedenken und zudem vor Ort sein, um fanatische Fans zu vertreiben.
    „Gut geschlafen,

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