Thors Valhall
Gestank nach erbrochenem Alkohol war unverkennbar.
„Ja!“ Cay wischte sich über die feuchten Augen. Er konnte seinen Blick nicht abwenden. Fassungslos blickte er auf Dylans Körper, der sich inzwischen gar nicht mehr regte und ganz schwerfällig atmete. Er hatte ihm ein paar Handtücher unter den Kopf gelegt und gleichzeitig die ekelerregenden, feuchten Spuren auf dem Boden abgedeckt. „Was ist denn mit ihm? Wieso wird er nicht wieder wach?“
„Das ist normal nach derartigen Anfällen“, erklärte Carol. Sie ertastete Dylans Puls am Hals, dann schob sie seine Lider nach oben und leuchtete mit einer Taschenlampe in die Augen hinein.
„Wie lange hat er gezittert?“, erkundigte sie sich.
Cay hob die Schultern leicht an. Er war sichtlich verzweifelt. „Vielleicht ein oder zwei Minuten …“
Aus der Ferne hörte man die Sirene eines Rettungswagens. „Bitte, lass sie unten rein“, bat Carol. „Und benachrichtige Tony!“
Tony hatte den Ausflug mit seiner Tochter Susan vorzeitig beendet, als ihn der Anruf von Cay erreichte. Wenig später kam er mit viel zu hoher Geschwindigkeit am Bungalow an.
Inzwischen hatten sich Schaulustige versammelt, die Fotos machten und neugierig darauf warteten, dass man die Person, die dringend einen Notarzt benötigte, nach draußen in den Rettungswagen bringen würde. Dass es sich bei der Person um Dylan Perk handeln musste, war längst klar. Wer auch sonst würde wieder so ein Aufsehen erregen?
Mit Mühe konnte Tony den Van in die Einfahrt lenken, denn der Rettungswagen und auch die Menschenansammlung, versperrten den direkten Weg.
„Keine Fotos, bitte!“, schrie er. „Bitte, treten Sie zurück!“
Nachdem er die Menschen vor der Einfahrt ein wenig zurückgedrängt hatte, eilte er sofort ins Haus. Dort kamen ihm die Rettungskräfte entgegen. Auf einer Trage transportierten sie den noch immer bewusstlosen Dylan.
Er hatte es geahnt. Ihn jetzt aber in diesem Zustand zu erblicken, schockierte ihn dennoch. Fassungslos hielt er sich die Hand vor den Mund. „Mein Gott, was ist denn passiert?“
Die Sanitäter eilten einfach an ihm vorbei, brachten Dylan zum Krankenwagen. Stattdessen kam Carol auf ihn zu, ergriff tröstend seinen Arm.
„Dylan hatte einen Krampfanfall“, berichtete sie.
Tonys Augen weiteten sich.
„Krampf? Er ist doch kein Epileptiker!“ Allein der Gedanke daran schnürte ihm die Luft ab. „Ein Entzugskrampf?“, fragte er sofort nach. Eine Frage, die ihm selbst ganz lächerlich erschien. Denn Dylan war am Vormittag noch absolut betrunken gewesen, und die Tage zuvor, wenn man Thors Erzählungen glauben konnte, hatte er wohl erst recht nicht die Finger vom Alkohol lassen können. Von einer abstinenten Phase konnte man also wirklich nicht ausgehen.
„Wohl eher das Gegenteil“, erwiderte Carol. „Zu viel Alkohol ist wahrscheinlich eher der Grund - und sonst nichts weiter. Vermutlich fehlen seinem Körper Flüssigkeit, Nährstoffe. Das kann auch Krämpfe auslösen.“
„Ach … so.“ Tony war ganz blass geworden. Da erblickte er Cay, der mit wässrigen Augen neben Carol stand und ebenso verstört wirkte.
„Warst du dabei?“
Cay nickte. Sofort wurde er von Carol umarmt. „Wir können von Glück sagen, dass Cay anwesend war und so schnell gehandelt hat. Ansonsten wäre Dylan vielleicht nicht mehr am Leben.“
Kapitel 12
Sie fuhren direkt ins Krankenhaus, nachdem Tony das aufgewühlte Menschenmeer vor dem Bungalow ein wenig beruhigt und der Presse die nötigen Informationen geliefert hatte.
Dieser Vorfall war so gravierend gewesen, den hätte er nicht verheimlichen können, zudem würden die Aufnahmen in den nächsten Tagen erneut stagnieren. Auch das konnte man wohl kaum unbemerkt unter den Tisch fallen lassen. Jeden Tag lauerten doch Reporter vor dem Studio, und Tony fluchte innerlich, weil sie für ihre Ausdauer und Hartnäckigkeit auch noch belohnt wurden. Wo sich Dylan Perk befand, gab es doch immer eine Schlagzeile.
Und jetzt hatte ihn sein unkontrollierbares Verhalten auf die Intensivstation befördert. Tony konnte es noch immer nicht fassen.
„Was sagen sie?“, fragte er sofort, als Carol nach einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt auf ihn zukam. Gemeinsam standen sie vor Dylans Krankenzimmer, in das man durch eine gläserne Scheibe hindurchsehen konnte. Dylan schlief noch immer. Eine Schwester saß an seinem Bett, bestimmte regelmäßig die Vitalzeichen und achtete darauf, dass sich kein erneuter Krampf einstellte.
„2,7
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