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Thors Valhall

Thors Valhall

Titel: Thors Valhall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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dass Dylan lediglich Ruhe benötigte.
    „Er det farlig?“, fragte er flüsternd, dazu strich er Dylan beruhigend über den Rücken.
    „Det er ikke noe farlig …“ Dylan seufzte tief. Allmählich hörte sein Zittern auf.
    Nur in Tony blieb die Verunsicherung zurück. Dass Dylan inzwischen so gut Norwegisch sprechen und verstehen konnte, erschreckte ihn sogar ein wenig.
    „Was sagt er denn? Ist es schlimm?“
    Wieder schüttelte Thor nur den Kopf, als würden Tony weitere Informationen gar nichts angehen.
    „Hat er wieder getrunken?“, fragte Tony dennoch ungeniert weiter.
    Da drehte sich Thor wütend um. „Sag‘ mal merkst du eigentlich nicht, dass du störst?“
    Sofort regte sich Dylan im Bett, mit zitterigen Fingern ergriff er Thors Arm und umklammerte ihn fest. „Geh‘ nicht!“, flehte er dazu, „bitte geh‘ noch nicht.“
    Prompt drehte sich Thor wieder um, drückte Dylan an sich, strich erneut über seinen Rücken. „Nei, absolutt ikke.“

    Tony hatte sich zurückgezogen. Er wollte keinen erneuten Streit, schon gar nicht mit Fahlstrøm. Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl, als er durch die gläserne Scheibe genau beobachten konnte, wie verkrampft sich Dylan an Thor festhielt, und wie herzlich Thor ihn beruhigte. Es war ein Anblick, den Tony kaum ertragen konnte, der ihn wütend machte, neidisch und irgendwie doch auch bewunderte.
    Erst, als Dylan eingeschlafen war, löste sich Thor und stand auf. Mit ernster Miene kam er aus dem Zimmer, wo Tony ihn reumütig ansah.
    „Es tut mir leid, ich wollte nicht stören, ich mache mir einfach nur Sorgen, okay?“
    „Okay.“ Thor drehte sich weg, kramte Kleingeld aus seiner Lederhose, dann bediente er sich an dem Kaffeeautomaten. Als er den Becher mit dem heißen Getränk in der Hand hielt, einen Schluck davon zu sich genommen hatte und sich seine zuckenden, hohlen Wangen ein wenig beruhigt hatten, wagte Tony eine erneute Annährung.
    „Dylan trifft es derzeit besonders hart, was?“ Er seufzte, rieb sich den Nacken. „Vielleicht kann man das sogar verstehen, dass er da öfter zur Flasche greift …“
    „Vielleicht …“, antwortete Thor knapp. Sein Blick war erneut ins Krankenzimmer gerichtet. Aber Dylan schien beruhigt, er schlief fest, sodass sich auch Thor allmählich zugänglicher zeigte. Er steckte erneutes Geld in den Automaten, nahm einen weiteren Kaffee in die Hand und reichte ihn Tony entgegen.
    „Danke.“ Kaffee, das war genau das richtige. Tony lächelte. Plötzlich hatte er das dringende Bedürfnis, sich Thor anzuvertrauen, vielleicht war jetzt der passende Moment gekommen, um das zu wagen.
    „Ich glaube, außer mir und Angus weiß es kaum jemand. Dylan spricht nicht gerne darüber.“ Tony atmete tief durch. Sollte er wirklich davon erzählen?
    „Er hatte keine gute Kindheit, wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter hat die Familie irgendwann verlassen, nahm die einzige Tochter mit. Ich weiß gar nicht, ob Dylan noch Kontakt zu ihr hat. Er blieb damals zurück, bei seinem Vater, der sich einen Dreck um ihn geschert hat. Er ist ein Schläger, Säufer …“ Tony hob die Schultern leicht an. „Vielleicht ist Dylan deswegen so geworden … Er hat regelmäßig Prügel einkassiert, die Saufgelage seines Vaters hautnah miterlebt. Auch in der Schule ging es bergab, Schlägereien, Randale. Dylan verbrachte ein paar Jahre in einem Heim für Schwererziehbare.“ Er machte eine kurze Pause. Es war wirklich kaum zu glauben, was Dylan damals miterlebt haben musste. Tony selbst wusste das alles nur von Angus, der einzige Vertraute damals, bis Tony auf der Bildfläche erschien.
    „In der Pubertät wurde er ausgelacht, weil er anders war, zudem schwul. Zweimal hat er seine Ausbildung abgebrochen. Er hat nie gelernt, etwas konsequent durchzuführen. Er war immer der Außenseiter, der einstecken musste. Die Musik war das Einzige, wofür er gekämpft hat. Da konnte ihm niemand reinreden. Jetzt hat er Geld und Ruhm, aber seine Wut, seine Gewaltbereitschaft, die hat er einfach nicht unter Kontrolle. Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst.“
    Thor hatte die ganze Zeit ruhig zugehört. Natürlich hatte er nicht gewusst, welche Kindheitserlebnisse Dylan mit sich herumschleppte, dennoch hatte er immer gespürt, dass die Ursache für Dylans Frustration mitunter auch in der Vergangenheit zu finden war. Er konnte sich sehr wohl in ihn hineinversetzen.
    „Ich denke, ich weiß, wie er sich fühlt“, antwortete er demzufolge. „Ich

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