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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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galoppierenden Pferdes hindurch konnte Beiyoodzin ein hässliches Geräusch hören. Es war ein Geräusch, das keine wirkliche Richtung hatte, das von überall und nirgendwo zu kommen schien und das rasch zu einem schrillen Pfeifen anschwoll. Gleichzeitig spürte Beiyoodzin einen Windzug, der als leichte Brise begann und sich in Sekundenschnelle so verstärkte, dass er die Wipfel der Pappeln bog.
    Vor seinem geistigen Auge sah Beiyoodzin eine Welt, die völlig aus dem Gleichgewicht geraten war. Vor sechzehn Jahren war dieses Ungleichgewicht noch so gering gewesen, dass niemand es ernst genommen hatte. Waren das jetzt die Konsequenzen dieser Nachlässigkeit, dann waren sie in der Tat katastrophal.
    Als er den Rand der Terrasse erreichte, sah Beiyoodzin im Flutbett des Baches unter sich die Pferde der Weißen. Sie hatten aufgehört zu grasen und starrten, die Ohren aufgestellt, flussaufwärts. Aber es war bereits zu spät, um sie zu retten. Jetzt noch hinunter in das Flutbett zu reiten wäre reiner Selbstmord gewesen. Beiyoodzin schrie und winkte mit dem Hut, aber seine Stimme kam nicht mehr gegen das immer lauter werdende Brüllen der Sturzflut an. Er schaffte es nicht mehr, die Aufmerksamkeit der Pferde auf sich zu lenken.
    Nun fing die Erde richtiggehend an zu beben, und das Geräusch der nahenden Flutwelle wurde so stark, dass Beiyoodzin das Wiehern seines eigenen Pferdes nicht mehr hören konnte. Er blickte flussaufwärts, wo der zu Sturmstärke angeschwollene Wind die Tamarisken peitschte und die Weiden fast horizontal zu Boden drückte.
    Und dann sah er sie um die Biegung des Canons kommen: eine sieben Meter hohe Flutwelle, die mit der Geschwindigkeit eines Güterzuges das Tal entlang raste und den heulenden Wind vor sich hertrieb.
    Aber es war mehr als eine Wasserwand, die da auf ihn zukam. Beiyoodzin sah, dass die Flut Baumstämme, Wurzeln, Steine und eine riesige Ladung Sand und Erde mit sich führte. Als die braune Walze mit einer Geschwindigkeit von einhundertzwanzig Stundenkilometern unterhalb von ihm vorbeirollte, hatte Beiyoodzin Schwierigkeiten, seinen Falben unter Kontrolle zu haken. Die Pferde unten im Flutbett wirbelten erschrocken herum und rannten davon, doch sie hatten keine Chance. Mit einer Mischung aus Erstaunen, Grauen und ängstlicher Ehrfurcht beobachtete Beiyoodzin, wie die monströse Flutwelle sich ihnen immer weiter näherte und dann ein Tier nach dem anderen mit sich fortriss. Sie wirbelte sie herum, zerfetzte sie und stülpte ihr Inneres nach außen. Wie im Zeitraffer aufblühende Rosen verwandelten sie sich vor Beiyoodzins Augen in eine rot gekräuselte Masse aus Fleisch, Gedärmen und abgerissenen Gliedern, die rasch von der brodelnden Walze aus Wasser, Baumstämmen und Felsen verschlungen wurde.
    Hinter diesem mörderischen Mahlwerk aus Holz und Steinen drängte eine schokoladenbraune, zweihundert Meter breite Flutwelle unaufhaltsam hinein in das Tal. Brodelnd und gurgelnd füllte sie das gesamte Flutbett aus und fraß sich, während sie sich zu meterhohen Wasserkämmen aufbaute, wie eine Kreissäge durch die Uferböschungen, aus denen sie gewaltige, mehrere hundert Tonnen schwere Erdstücke riss. Beiyoodzin sah zu, wie das Wasser ganze Pappeln umwarf, als wären sie Streichhölzer, und spürte, wie die Luft um ihn herum auf einmal ganz feucht wurde und nach nasser Erde und zerfetzten Pflanzen roch. Als der Boden unter ihm abzurutschen begann, trieb er sein Pferd auf eine noch höher gelegene Terrasse hinauf.
    Von dort aus beobachtete er, wie die strudelnde Flutwelle auf die Felswand vor dem Slot-Canon zurauschte. Als die Wassermassen gegen die Klippe prallten, spürte Beiyoodzin unter sich die Erde beben. Eine enorme Stoß welle lief durch das abrupt zum Stillstand gebrachte Wasser nach hinten und ein Vorhang aus bräunlichem Schaum raste mit beängstigender Geschwindigkeit hundert Meter die Felswand hinauf, bis er in sich zusammenfiel und wieder nach unten klatschte.
    In Minutenschnelle bildeten die vor der Felswand aufgestauten Fluten einen immer größer werdenden See, an dessen Ende das Wasser wie ein gurgelnder Mahlstrom in der Öffnung des Slot- Canons verschwand. Mannshohe Holzsplitter flogen durch die Luft, als riesige Baumstämme an den Felswänden zerfetzt wurden.
    Da kam ein weiteres großes Stück der Terrasse vor ihm ins Rutschen. Beiyoodzin drehte sein Pferd und wandte dem grausigen Anblick den Rücken zu. Er ritt zum Anfang des alten Priesterpfades, der den

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