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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Nora eine Dose Bier gereicht hatte, setzte er sich wieder hin und legte die Füße auf den Küchentisch. Unter seinen Hosenbeinen kamen bleiche, haarlose Knöchel zum Vorschein. »Haben diese Anasazi-Straßen vielleicht irgendetwas Ungewöhnliches an sich? Etwas, das sie von Tier- und Reifenspuren unterscheidet?«
    Nora dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Wofür wurden die Straßen denn verwendet?«
    »Möglicherweise waren es gar keine wirklichen Straßen.«
    Holroyd nahm die Füße vom Tisch und setzte sich wieder gerade hin. »Wie meinen Sie das?«
    »Die Straßen geben uns Archäologen nach wie vor Rätsel auf. Die Anasazi kannten weder das Rad, noch hatten sie irgendwelche Lasttiere. Eigentlich hatten sie gar keine Verwendung für ein Straßen System, und wir wissen noch immer keine befriedigende Antwort auf die Frage, weshalb sie ein solches überhaupt mit großem Aufwand angelegt haben.«
    »Das klingt interessant«, warf Holroyd ein.
    »Wenn die Archäologen etwas nicht verstehen, dann behaupten sie meistens, dass es einem religiösen Zweck dient. Genau das sagen sie auch über die Straßen der Anasazi. Sie sollen in erster Linie Pfade für die Geister der Toten gewesen sein, auf denen diese ihren Weg zurück in die Unterwelt finden sollten.«
    »Wie sehen diese Straßen eigentlich aus?«, fragte Holroyd und nahm einen Schluck von seinem Bier.
    »Meistens machen sie nicht allzu viel her, so dass man sie oft nur mit Mühe erkennen kann, wenn überhaupt.«
    Holroyd sah sie erwartungsvoll an. »Wie sahen diese Straßen früher einmal aus?«, fragte er.
    »Sie waren exakt zehn Meter breit und mit Adobe-Ziegeln gepflastert. Auf der Großen Nördlichen Straße hat man Scherben von Keramikgefäßen gefunden, die möglicherweise rituell zerschlagen wurden, um sie dadurch zu weihen. Am Rand der Straßen gab es Schreine, die man Herraduras nennt, aber wir haben keine Ahnung, wozu sie...«
    »Einen Augenblick, bitte«, unterbrach sie Holroyd. »Sie haben gerade gesagt, dass die Straßen mit Adobe-Ziegeln gepflastert seien. Woraus bestehen diese Ziegel genau?«
    »Hauptsächlich aus getrocknetem Lehm.«
    »Kommt dieser Lehm von einem speziellen Ort?«
    »Nein, meistens nahm man Lehm oder Schlamm, der in der Nähe vorkam, rührte ihn mit Wasser an und machte Ziegel daraus, die man dann in der Sonne trocknen ließ.«
    »Schade.« Der hoffnungsvolle Ton verschwand aus Holroyds Stimme ebenso rasch wie er aufgekeimt war.
    »Ansonsten gibt es nicht viel über die Straßen zu sagen. Wir wissen nur, dass die Große Nördliche Straße um das Jahr 1250 aufgegeben wurde, wohl im Rahmen einer speziellen Zeremonie. Die Anasazi haben dazu große Haufen Reisig auf der Straße angezündet. Auch die Schreine am Straßenrand haben sie verbrannt, ebenso ein paar Gebäude, von denen ich eines ausgegraben habe. Es trägt den Namen Bumed Jacai, und es gibt Spekulationen, dass es eine Art Leucht- oder Signalturm gewesen sein könnte. Aber nur Gott weiß allein, wofür die Anasazi es wirklich verwendet haben.«
    Holroyd beugte sich vor. »Sie haben tatsächlich Reisig auf den Straßen verbrannt?«
    »Auf der Großen Nördlichen Straße auf jeden Fall, die anderen wurden bisher noch nicht untersucht.«
    »Weiß man, wie groß diese Feuer waren?«
    »Ziemlich groß«, antwortete Nora. »Wir haben an mehreren Stellen ausgedehnte Holzkohleschichten entdeckt.«
    Holroyd knallte die Bierdose auf den Tisch und fing wieder an, auf der Tastatur herumzutippen. »Holzkohle - Kohlenstoff also -hat eine ganz ausgeprägte Radarsignatur«, erklärte er. »Selbst kleine Mengen davon verschlucken die Strahlen fast vollständig.«
    Das Bild auf dem Monitor begann sich abermals zu verändern. »Worauf wir achten müssen, ist das genaue Gegenteil von dem, wonach ich bisher gesucht habe«, murmelte Holroyd. »Anstatt nach einer bestimmten Reflexion zu forschen, müssen wir schwarze Stellen finden, an denen die Radarstrahlen absorbiert werden.«
    Er drückte eine letzte Taste, und Nora sah, wie das alte Bild vom Monitor verschwand. Und dann, als sich das neue quälend langsam aufbaute, erkannte sie auf einmal eine lang gezogene, dunkle Linie, die sich leicht verwischt in vielen Bögen durch die Landschaft wand. Obwohl sie an vielen Stellen unterbrochen war, war Nora sofort klar, was sie vor sich hatte.
    »Bitteschön!«, sagte Holroyd, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und Nora freudestrahlend ansah.
    »Ist das tatsächlich

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