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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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sein. Der Gang war schmutzig, meine Haarbürste war verschwunden, und ein merkwürdiger Geruch, den du ja auch bemerkt hast, lag in der Luft. Und dann hörte ich ein Kratzen und ging nach draußen...« Sie hielt inne. Wie sollte sie ihrem Bruder von einer gebückten, pelzigen Gestalt erzählen, von dem unerklärlichen Fehlen jeglicher Fußspuren und dem Gefühl der völligen Fremdheit, das sie befallen hatte, als sie mit der Taschenlampe in der zitternden Hand draußen in der Dunkelheit gestanden hatte? Und jetzt war Thurber verschwunden...
    Der skeptische Ausdruck in Skips Gesicht machte tiefer Besorgnis Platz. »Das war eine ganz schön ereignisreiche Woche für dich, Nora«, sagte er. »Erst das Erlebnis draußen auf der Ranch, dann klappt es auf einmal ganz unerwartet mit deiner Expedition, und jetzt ist auch noch Thurber weg. Warum gehst du nicht nach Hause und ruhst dich ein wenig aus?«
    Nora sah ihm schweigend in die Augen.
    »Hast du etwa Angst, nach Hause zu gehen?«, fragte er.
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete sie. »Ich habe heute früh einen Mann vom Schlüsseldienst kommen lassen, der mir ein zweites Schloss an die Tür gemacht hat. Es ist nur...« Sie zögerte. »Vielleicht sollte ich die nächsten ein, zwei Tage besser auf Tauchstation gehen. Ich komme schon allein zurecht. Wenn ich erst mal weg von Santa Fe bin, werde ich auch keine Probleme mehr haben. Aber du musst mir versprechen, dass du während meiner Abwesenheit gut auf dich aufpassen wirst, Skip. Ich lasse Dads Pistole in meiner Nachttischschublade. Wenn ich weg bin, kannst du sie dir holen. Und fahr bloß nicht hinaus zur Ranch, versprichst du mir das?«
    »Hast du etwa Angst, dass das Monster der Schwarzen Lagune kommt und mich holt?«
    Nora erhob sich rasch. »Das ist nicht lustig, und das weißt du ganz genau.«
    »Okay, okay. Ich fahre ja sowieso nie zu der alten Bruchbude hinaus. Nach allem, was vorgefallen ist, wird Teresa die Ranch mit Argusaugen bewachen und ständig den Finger am Abzug ihrer Flinte haben.«
    Nora seufzte. »Vielleicht hast du ja Recht.«
    »Und ob ich Recht habe. Du wirst schon sehen. Gegen Teresas Winchester hat das Monster keine Chance.«

 
11
    D ie Hochebene von Calaveras Mesa lag wie eine dunkle Insel inmitten eines Meeres aus Felsen und Steinen im ausgedehnten El-Malpais-Lavastrom in Zentral-New Mexico. Eine dünne Wolkendecke hatte sich über den mitternächtlichen Himmel gezogen und verdunkelte die Sterne über der stillen, düsteren und menschenleeren Mesa. Die nächste Ansiedlung war der achtzig Kilometer entfernte Ort Quemado.
    Die Calaveras Mesa war nicht immer unbewohnt gewesen. Im vierzehnten Jahrhundert hatten Anasazi-Indianer ihre nach Süden gelagerten Klippen besiedelt und tiefe Höhlen in den weichen, vulkanischen Tuffstein gegraben. Irgendwann einmal hatte sich der Standort aber wohl als ungünstig erwiesen, weshalb die Höhlen nun seit einem halben Jahrtausend verlassen dalagen. Weil es in diesem abgelegenen Teil des El Malpais weder Straßen noch Pfade gab, waren die Höhlen nie entdeckt worden.
    Zwei dunkle Gestalten bewegten sich lautlos zwischen den Lava Felsen, die sich am Fuß der Mesa zu hohen Haufen auftürmten. Sie waren in dicke Pelze gehüllt, und ihre Bewegungen hatten die verhuschte Geschmeidigkeit von Wölfen. Beide Gestalten trugen schweren Silberschmuck - Concha-Gürtel, Kürbisblütenketten, Türkisscheiben und alte, im Sandgussverfahren hergestellte Armschutzplatten -, und die nackte Haut unter ihren Pelzen war mit dick aufgetragener Farbe bemalt.
    Nachdem sie den Geröllhang vor der Mesa erreicht hatten, begannen sie vorsichtig den Aufstieg. Am Fuß der Felswand trafen sie auf einen alten Klettersteig, auf dem sie rasch zum Eingang einer Höhle gelangten.
    Oben blieb eine der Gestalten am Eingang stehen, während sich die andere schnellen Schrittes in den hinteren Teil der Höhle begab. Dort schob sie einen großen Felsen zur Seite und zwängte sich durch ein enges Loch in einen dahinter liegenden Felsraum. Es war eine kleine Grabkammer der Anasazi, in der die Gestalt mit einem brennenden Streichholz herumleuchtete. In Nischen, die man aus der Rückwand des Raumes gehauen hatte, lagen drei mumifizierte Leichen neben ein paar einfachen Grabbeigaben, die hauptsächlich aus einigen zerbrochenen Keramikschalen bestanden. Die Gestalt legte eine mit Stroh vermischte Wachskugel auf einen Felsvorsprung und zündete sie mit dem Streichholz an.
    Im unstet flackernden Licht

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