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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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repräsentieren, das für seine hochkarätige Forschung ebenso berühmt ist wie für sein vorbildliches moralisches Verhalten.«
    Er sah Nora mit einem durchdringenden Blick an. »Nora Kelly arbeitet zwar erst seit fünf Jahren für das Institut, aber sie hat in dieser Zeit bewiesen, dass sie eine hervorragende Archäologin ist. Sie ist die Leiterin dieser Expedition, und ich setze mein vollstes Vertrauen in sie. Vergessen Sie das nicht. Wenn in Wahweap meine Tochter zu Ihnen stößt, wird auch sie sich voll und ganz Dr. Kelly unterstellen, es wird also keinerlei Zweifel geben, wer bei dieser Unternehmung das Sagen hat.«
    Goddard trat einen Schritt vom Feuer zurück in Richtung auf die Felswand. Nora musste sich anstrengen, um seine leisen, vom Prasseln der Flammen fast unverständlich gemachten Worte hören zu können.
    »Es gibt Menschen, die nicht an die Existenz von Quivira glauben. Sie halten eine Expedition wie diese für Narretei und sind der Meinung, dass ich mein Geld zum Fenster hinauswerfe. Manche äußern sogar Befürchtungen, dass sich das Institut mit dieser Unternehmung bis auf die Knochen blamieren könnte.«
    Er hielt inne, bevor er seine Schlussworte sprach. »Aber es gibt diese Stadt. Das weiß ich — und Sie wissen es auch. Und jetzt gehen Sie los und suchen Sie sie.«

 
13
    U m zwei Uhr nachmittags erreichte die Expedition Page in Arizona.
    Die beiden Fahrzeuge mit den langen Pferdeanhängem fuhren quer durch die Stadt zum Hafen, wo sie auf einem weitläufigen asphaltierten Parkplatz direkt am Ufer des Lake Powell anhielten. Page war eine der neuen Boomtowns des Westens, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Wüstenboden geschossen waren und trotz ihres geringen Alters schon schäbig aussahen. Ihre ausgedehnten Wohnwagenparks und Fertighausviertel lagen östlich des Lake Powell auf einem nur mit ein paar Fettholzbüschen und Melden bewachsenen Wüstengelände, hinter dem die drei surrealistisch wirkenden Schornsteine des Navajo-Kohlekraftwerks über dreihundert Meter hoch in den Himmel ragten und dichte weiße Dampfwolken ausstießen.
    See und Hafen befanden sich am Stadtrand. Der Lake Powell war vierhundertachtzig Kilometer lang und wand sich mit einer Küstenlinie von mehreren tausend Kilometern in unzähligen Krümmungen und Verästelungen durch eine bizarre Wüstenlandschaft. Seine spiegelglatte smaragdgrüne Wasserfläche war ein Anblick von überwältigender Schönheit, die in starkem Kontrast zu der banalen Hässlichkeit der Stadt Page stand. Im Osten erhob sich die mächtige schwarze Felsenkuppel der Navajo Mountains, auf deren Gipfel immer noch Reste von Schnee zu erkennen waren, und weiter nördlich waren dicht hintereinander gestaffelt weitere, von Canons zerklüftete Berge und Mesas zu sehen.
    Nora betrachtete die Landschaft und schüttelte den Kopf. Noch vor fünfunddreißig Jahren war hier der Gien Canon gewesen, den John Wesley Powell als eines der schönsten Felsentäler der Welt bezeichnet hatte. Dann hatte man den Glen-Canon-Damm gebaut, und die Wasser des Colorado hatten sich langsam zum Lake Powell aufgestaut. Seitdem war es zumindest hier in der Nähe von Page vorbei mit der einstmals so tiefen Stille der Wildnis. Die Luft war erfüllt vom lauten Gekreische hochdrehender Rennboot- und Jetski- Motoren, und bläuliche Abgaswolken waberten über den See. Page und sein Hafen kamen Nora wie ein seltsamer Fremdkörper vor, wie eine Grenzsiedlung am Ende der Welt.
    Swire, der neben ihr saß, blickte stirnrunzelnd aus dem Fenster. Den größten Teil der Fahrt hatten sie sich über Pferde unterhalten, und Noras Respekt vor dem Cowboy war stetig gewachsen. »Ich weiß nicht, wie diese Bootsfahrt den Pferden gefallen wird«, sagte Swire. »Möglicherweise endet dieses Unternehmen noch mit einem unfreiwilligen Bad für uns alle.«
    »Wir kuppeln die Anhänger mit den Pferden ab und schieben sie direkt auf den Lastkahn«, antwortete Nora. »Die Pferde müssen dazu nicht einmal ausgeladen werden.«
    »Bis wir drüben sind«, brummte Swire und strich sich mit der Hand über seinen Schnurrbart. »Ist noch nicht viel von dem Goddard-Mädel zu sehen, oder?«
    Nora zuckte mit den Achseln. Es war geplant, dass Sloane Goddard direkt nach Page flog, um im Hafen zu der Expedition zu stoßen, aber bis jetzt hatte Nora unter den übergewichtigen, halb nackten Touristen, die den Jachthafen bevölkerten, noch keine Spur von einer geschniegelten, eleganten Absolventin eines Nobelcolleges

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