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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Räumen, die um ein ungewöhnlich tiefes Kiva herum errichtet war; auch so eine kleine belanglose Stätte ohne jede Bedeutung.« Er warf Black einen pointierten Blick zu. »Dort hatten die Anasazi liebevoll zwei kleine Mädchen bestattet, die in gewebte Tücher eingehüllt und mit Halsketten aus Blumen und Meeresmuscheln geschmückt waren. Wir konnten die Grabstätten nicht mehr vor dem steigenden Wasser retten. Sie sind mitsamt ihrer wertvollen Artefakte für immer dahin.«
    Black schniefte höhnisch und schüttelte in gespielter Ergriffenheit den Kopf. »Hat jemand vielleicht ein Taschentuch für mich?«
    Der Kahn fuhr an der Grand Bench vorbei, und Nora konnte in weiter Feme die dunkle Masse des Kaiparowits-Plateaus erkennen. Durch den rosafarbenen Dunst des Sonnenuntergangs sah es wild, abweisend und unerreichbar aus. Die »Landlocked Laura« begann herumzuschwenken und Kurs auf eine schmale Durchfahrt zwischen zwei Sandsteinwänden zu nehmen. Es war der Eingang zum Serpentine Canon.
    Zwischen den steilen Wänden hatte das Wasser des Sees eine dunkelgrüne Farbe und reflektierte den senkrecht abfallenden, glatten Fels so perfekt, dass es schwer war, zwischen Wirklichkeit und Spiegelbild zu unterscheiden. Der Kapitän hatte Nora erzählt, dass so gut wie niemand in den Canon einfuhr, weil es dort weder Stellen zum Campen noch Badestrände gab und die Wände zu steil für Bergsteiger waren.
    Hoiroyd streckte sich und deutete auf sein Buch. »Ich habe gerade ein paar interessante Sachen über Quivira gelesen«, sagte er. »Hören Sie sich bloß das mal an:
     
    Die Cicuye-Indianer zeigten dem General einen Sklaven, den sie in einem weit entfernten Land gefangen hatten. Der General ließ den Sklaven mit Hilfe von Dolmetschern befragen. Der Sklave erzählte ihm von einer fernen Stadt, die er Quivira nannte. Es sei eine heilige Stadt, erklärte er, in der die Regenpriester lebten, welche die Aufzeichnungen ihrer Geschichte seit dem Beginn der Zeit verwahrten. Er sagte, Quivira sei eine reiche Stadt. Einfaches Essbesteck sei aus reinem, glatt poliertem und verziertem Gold, ebenso wie Kannen, Teller und Schüsseln. Er fügte hinzu, dass die Bewohner von Quivira alle anderen Materialien verachteten.«
     
    »Ach«, sagte Smithback und rieb sich in einer übertriebenen Geste die Hände. »Das gefällt mir: >Sie verachteten alle anderen Materialien< Gold! Was für ein hübsches Wort, finden Sie nicht auch?«
    »Es gibt bisher keinen einzigen gesicherten Hinweis, dass die Anasazi Gold überhaupt kannten«, sagte Nora.
    »Und was ist dann mit den goldenen Tellern, von denen unser Kollege uns soeben etwas vorgelesen hat?«, fragte Smithback. »Verzeihen Sie, Frau Chefin, aber das klingt für mich doch ziemlich präzise.«
    »Dann machen Sie sich mal auf eine Enttäuschung gefasst«, erwiderte Nora. »Die Indianer haben Coronado nur das erzählt, was er hören wollte. Schließlich konnten sie damit erreichen, dass er weiterzog und sie in Ruhe ließ.«
    »Aber hier steht noch mehr«, sagte Hoiroyd. »Der Sklave warnte den General davor, sich der Stadt zu nähern. Die Regen- und Sonnenpriester von Xochitl würden sie bewachen, erzählte er, und der Gott des Staubes all diejenigen vernichten, die ohne Erlaubnis die Stadt betreten wollten.«
    »O nein!«, rief Smithback mit gespieltem Entsetzen aus. »Da bekommt man es ja mit der Angst zu tun.«
    Nora zuckte mit den Achseln. »Das findet man in diesen alten Berichten häufiger. An manchen ist etwas Wahres dran, aber meistens wird maßlos übertrieben.«
    Hicks' hagere Gestalt erschien in der Tür des Steuerhauses. »Auf dem Echolot sehe ich, dass das Wasser immer seichter wird. Noch ein, zwei Biegungen, dann haben wir das Ende des Canons erreicht.«
    Nun kamen alle an die Bugreling und spähten gespannt in die langsam hereinbrechende Dämmerung. Hicks schaltete einen Scheinwerfer auf dem Dach des Steuerhauses ein und beleuchtete das Wasser vor dem Kahn, das inzwischen eine schokoladenbraune Färbung angenommen hatte. Halb unter der Oberfläche verborgene Baumäste glitten vorbei, und die Wände des Canons ragten direkt neben dem Boot über hundert Meter in die Höhe.
    Sie fuhren um eine weitere scharfe Biegung. Als Nora sah, was sie auf der anderen Seite erwartete, setzte ihr Herzschlag einen Augenblick aus. Am Ende des Canons schwamm eine Vielzahl von verbrannten Baumstämmen und Asten, zwischen denen sich ein dichter Teppich aus verrottenden Fichtennadeln ausdehnte. Einige der

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