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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Raumes war vom Ruß des Feuers geschwärzt, und Nora meinte, noch immer einen schwachen Geruch nach Holzkohle wahrnehmen zu können. Eine Reihe von Löchern in einer der Seitenwände legte die Vermutung nahe, dass hier vielleicht einmal ein Webstuhl befestigt gewesen war.
    Nora ging durch die drei dunklen Räume wieder nach draußen, wo ihr die Sonne plötzlich viel wärmer und heller vorkam als zuvor. Sie winkte Holroyd und Smithback herbei und führte sie durch den niedrigen Eingang in den ersten Raumblock.
    »Das ist ja unglaublich«, flüsterte Holroyd ehrfurchtsvoll. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass hier tatsächlich Menschen gelebt haben.«
    »Ich auch nicht«, sagte Smithback. »Wo es doch nicht mal eine Seilbahn gibt.«
    »Ruinen sind schon etwas sehr Beeindruckendes«, gab Nora zu, »selbst wenn es sich um eine so unbedeutende handelt wie diese hier.«
    »Für Sie mag sie ja vielleicht unbedeutend sein«, sagte Holroyd. »Für mich aber ist sie überaus interessant.«
    »Waren Sie denn noch nie in einer Anasazi-Ruine?«, fragte Nora und sah ihn erstaunt an.
    Holroyd schüttelte den Kopf und folgte ihr in den zweiten Raum. »Als Kind war ich einmal in Mesa Verde, das ist alles. Aber ich habe viele Bücher über die Anasazi gelesen. Wetherill, Bandelier und so weiter. Als Erwachsener hatte ich entweder zu wenig Zeit oder zu wenig Geld, um auf Reisen zu gehen.«
    »Wenn das so ist, werden wir diese Stätte >Petes Ruine< taufen«, sagte Nora.
    Holroyd wurde rot. »Im Ernst?«
    »Na klar«, antwortete Nora und grinste. »Wir vom Institut können die von uns entdeckten Ruinen so nennen, wie wir lustig sind.«
    Holroyd sah sie lange mit leuchtenden Augen an. Dann nahm er ihre Hand und drückte sie kurz in stummer Ergriffenheit. Vielleicht war das doch keine so gute Idee, dachte Nora, während sie ihm verlegen lächelnd ihre Hand entzog.
    Sloane tauchte aus dem hinteren Teil der Ruine auf und schulterte ihren Rucksack.
    »Na, haben Sie etwas gefunden?«, fragte Nora. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Feldflasche und bot sie den anderen an. Sie wusste, dass es an der Rückwand von Pueblos oft Felszeichnungen gab.
    Sloane nickte. »Ein gutes Dutzend Piktogramme. Darunter auch drei umgedrehte Spiralen.«
    Nora schaute Sloane erstaunt an.
    »Ist was?«, fragte Holroyd, der ihren Blick bemerkt hatte.
    Nora seufzte. »Bei den Anasazi wird eine Drehung gegen den Uhrzeigersinn meist mit negativen übernatürlichen Kräften in Verbindung gebracht. Dreht sich etwas im Uhrzeigersinn, dann bedeutet das, dass es mit der Reise der Sonne über den Himmel im Einklang steht, während die entgegengesetzte Drehrichtung für eine Perversion der Natur steht, eine Umkehrung des harmonischen Gleichgewichts.«
    »Eine Perversion der Natur?«, wiederholte Smithback mit frisch erwachter Neugier in der Stimme.
    »Genau. In manchen der noch heute existierenden indianischen Kulturen wird eine linksdrehende Spirale mit Hexerei in Verbindung gebracht.«
    »Und dann habe ich das hier gefunden«, fuhr Sloane fort und hielt einen kleinen Totenschädel hoch.
    »Wo haben Sie diesen Schädel her?«, fragte Nora scharf.
    Sloane grinste breit. »Von da hinten, neben dem Kornspeicher.«
    »Und Sie haben ihn einfach aufgehoben?«
    »Warum nicht?«, fragte Sloane. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Nora wurde an eine in die Enge getriebene Katze erinnert.
    »Zum Ersten stören wir die Ruhe menschlicher Gebeine nur dann, wenn es aus Gründen der Forschung unbedingt notwendig ist. Und zweitens fassen wir sie nicht mit den Fingern an, so wie Sie jetzt, weil dadurch nämlich keine DNA-Analyse des Knochencollagens mehr möglich ist. Und, was am schlimmsten ist, Sie haben den Schädel nicht einmal in situ fotografiert, bevor Sie ihn mitgenommen haben.«
    »Ich kann ihn ja wieder hinlegen«, meinte Sloane, deren Stimme auf einmal ziemlich betreten klang.
    »Ich dachte, ich hätte Ihnen vorhin klargemacht, dass wir solche Aktionen miteinander absprechen sollten.«
    Eine Weile herrschte angespannte Stille. Dann hörte Nora ein leises Kratzen hinter sich und drehte sich um. Das Geräusch kam von Smithback, der wie besessen in ein Notizbuch schrieb. »Was machen Sie denn da?«, fragte Nora wütend.
    »Ein paar Notizen, weiter nichts«, entgegnete der Journalist pikiert und presste sich das Notizbuch an die Brust.
    »Soll das etwa heißen, dass Sie unsere Diskussion mitschreiben?«, rief Nora.
    »Ja, warum

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